Michael Bapst
baptized 24 August 1540 in Rochlitz
died 19 April 1603 in Mohorn near Freiberg (Saxony)
Killy Literaturlexikon, vol. 1
Nach Besuch der kursächsischen Landesschule Pforta u. der Universität Leipzig (1564) wirkte B. an der Rochlitzer Schule (1569), von 1571 bis zu seinem Tode dann als Pfarrer u. Knabenerzieher in Mohorn. B. beteiligte sich an der dt. Euripides- (Iphigenie-Übersetzung 1584) u. Terenz-Rezeption (Rythmologia. 1590) u. bereicherte das Repertoire des dt. Schultheaters (Der Bawrn Fastnacht. Lpz. 1590). Erfolg u. Nachruhm aber sicherten ihm seine thematisch weit gespannten, teilweise dickleibigen Gebrauchsschriften: B.s Publizistik galt der Türkengefahr (Türckische Chronica. Lpz. 1593. Prognosticon [...] von des Türckischen Reichs Abnemen. Jena 1595. Türckenpredigt. Freiberg 1601), betraf Naturkundliches (Wetterspiegel. Lpz. 1589) u. astronomisch-astrolog. Wissen (Der Sieben Planeten lauff vnnd Wirckung. Lpz. 1594). Außerdem verfasste B. eine Verhaltenslehre für Soldaten (Speculum belli. Freiberg 1597), mehrte die Jahrhundertwende-Literatur u. das orthodox-protestant. Schrifttum zur Gottesdienstordnung (Postilla. Eisleben 1603). Echo in der popularen Wissensliteratur des Barock ( J. Praetorius , M. Zeiller ) fanden vorab B.s Schriften zur Selbsthilfe für »Hausväter« u. »Hausmütter« (Leib vnd Wund Artzneybuch. Tle. 1-3, Eisleben 1596/97. Pimelotheca. Eisleben 1599. Iuniperetum. Hg. Joachim Tancke. Eisleben u. Lpz. 1605), aus aktuellen Sachbüchern geschöpfte Exzerptsammlungen, die das Verlangen lateinunkundiger »Laien« nach Realienwissen, aber auch nach unterhaltsamen Lesestoffen (»Historien«) stillten. Sie verraten allenorts einen eklekt. Kompilator, aber keinen Paracelsisten. Manche dieser literar. Hilfen zur Daseinsbewältigung berücksichtigten durchaus mehrere Bereiche der Haus- u. Hofhaltung, flankierten insofern die sich deutschsprachig formierende Oeconomica-Literatur. Mit seinem Ertzney/ Kunst/ vnd Wunderbuch ([Lpz.] 1590) u. Gifftjagenden Kunst vnnd Haußbuch (Lpz. 1591) schuf B. Pionierwerke der dann bald von Wolfgang Hildebrand u. Balthasar Schnurr fortgeschriebenen Arznei-, Kunst- u. Wunderbuch-Literatur für den »gemeinen Mann«. (Joachim Telle)
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