Marco Bragadino (um 1545/50–1591)
From Theatrum Paracelsicum
Marco Bragadino (um 1545/50–1591) war Alchemist.
Vater: Antonio Mamugnà.
auch: Marcantonio; Marco Bragadin; Mamugnà
B. wurde zwischen 1545 und 1551 auf Zypern als Marco Mamugnà geboren. Nach der osmanischen Eroberung Zyperns emigrierte er 1570 mit seiner Familie nach Venedig, das er allerdings bereits 1574 mit geliehenem Geld wieder verließ. 1575/76 hielt er sich während einer Pestepidemie in Florenz auf, in den späten 1570er-Jahren floh er vor Gläubigern von Florenz nach Rom, wo er in den Kapuzinerorden eintrat. Nach alchemistischen Experimenten am päpstlichen Hof floh B. nach 1585 aus dem Kloster ohne Ablegung der höheren Weihen. Reisen führten ihn nach Frankreich, England und in die Niederlande. Spätestens 1588 kehrte er aber nach Italien zurück und führte zunächst ein zurückgezogenes Leben in Lovere am Lago d’Iseo.
Im Juli 1589 rettete er sich vor einer Verhaftung durch die Inquisition mit einem Sprung aus dem Fenster; er zog zunächst nach Torbiato und dann nach Brescia. Am 16. Oktober 1589 wurde er beim venezianischen Rat der Zehn wegen seines verschwenderischen Lebensstils angezeigt. Dennoch reiste er mit Gefolge und bewaffneter Eskorte nach Venedig, um dort seine alchemistischen Künste zu demonstrieren. Am 26. November 1589 erreichte er Venedig, legte im Dezember einer erste Probe seiner alchemistischen Kunst ab, und auch eine zweite Probe am 6. Januar 1590 im Dogenpalast verlief erfolgreich. Anfang 1590 wuchsen allerdings die Zweifel an seinen Fähigkeiten, auch die Bevölkerung spottete. Im März 1590 flüchtete B. von Venedig nach Codevigo zur Familie Cornaro, am 18. Mai 1590 zog er nach Padua in den Cornaro-Palast.
Am 6. August verließ B. unter einem Vorwand Padua und reiste über Bassano und Innsbruck nach Bayern. Im Herbst 1590 erreichte er Landshut und wurde dort von Herzog ↗ Wilhelm V. von Bayern empfangen. Am 18. Oktober übersiedelte er von Landshut nach München und fand im herzoglichen Palast Unterkunft. Allerdings wuchsen bald Zweifel an B.s Fähigkeiten: am 29. November 1590 berichtete Erzherzog Ferdinand von Tirol über B.s heimliche Durchreise durch Innsbruck, am 5. Dezember traf der toskanische Gesandte Rodrigo Alidosi in München ein, um Informationen über B. zu sammenln, wofür er Gespräche mit Ärzten und Hofleuten des Herzogs führte. Am 12. Dezember 1590 befragte Herzog Wilhelm V. Rodrigo über B., Ende 1590 sandte der bayerische Gesandte Minuccio dei Minucci Warnungen nach München, nachdem er sich mit B.s Vergangenheit beschäftigt hatte. Anfang 1591 entwickelten sich insbesondere die Jesuiten am Hof zu Gegnern B.s. Am 24. März 1591 wurde er samt Gefolge in München verhaftet, im April legte er vor den Jesuiten eine Beichte ab und gestand, dass seine angeblichen alchemistischen Fähigkeiten auf Betrug beruhten. Am 25. April verlor er seinen geistlichen Stand, am 26. April 1591 wurde auf dem Münchner Weinmark (heute: Marienplatz) öffentlich enthauptet.
Im Juli 1589 rettete er sich vor einer Verhaftung durch die Inquisition mit einem Sprung aus dem Fenster; er zog zunächst nach Torbiato und dann nach Brescia. Am 16. Oktober 1589 wurde er beim venezianischen Rat der Zehn wegen seines verschwenderischen Lebensstils angezeigt. Dennoch reiste er mit Gefolge und bewaffneter Eskorte nach Venedig, um dort seine alchemistischen Künste zu demonstrieren. Am 26. November 1589 erreichte er Venedig, legte im Dezember einer erste Probe seiner alchemistischen Kunst ab, und auch eine zweite Probe am 6. Januar 1590 im Dogenpalast verlief erfolgreich. Anfang 1590 wuchsen allerdings die Zweifel an seinen Fähigkeiten, auch die Bevölkerung spottete. Im März 1590 flüchtete B. von Venedig nach Codevigo zur Familie Cornaro, am 18. Mai 1590 zog er nach Padua in den Cornaro-Palast.
Am 6. August verließ B. unter einem Vorwand Padua und reiste über Bassano und Innsbruck nach Bayern. Im Herbst 1590 erreichte er Landshut und wurde dort von Herzog ↗ Wilhelm V. von Bayern empfangen. Am 18. Oktober übersiedelte er von Landshut nach München und fand im herzoglichen Palast Unterkunft. Allerdings wuchsen bald Zweifel an B.s Fähigkeiten: am 29. November 1590 berichtete Erzherzog Ferdinand von Tirol über B.s heimliche Durchreise durch Innsbruck, am 5. Dezember traf der toskanische Gesandte Rodrigo Alidosi in München ein, um Informationen über B. zu sammenln, wofür er Gespräche mit Ärzten und Hofleuten des Herzogs führte. Am 12. Dezember 1590 befragte Herzog Wilhelm V. Rodrigo über B., Ende 1590 sandte der bayerische Gesandte Minuccio dei Minucci Warnungen nach München, nachdem er sich mit B.s Vergangenheit beschäftigt hatte. Anfang 1591 entwickelten sich insbesondere die Jesuiten am Hof zu Gegnern B.s. Am 24. März 1591 wurde er samt Gefolge in München verhaftet, im April legte er vor den Jesuiten eine Beichte ab und gestand, dass seine angeblichen alchemistischen Fähigkeiten auf Betrug beruhten. Am 25. April verlor er seinen geistlichen Stand, am 26. April 1591 wurde auf dem Münchner Weinmark (heute: Marienplatz) öffentlich enthauptet.
Um 1574 unterhielt B. in Venedig enge Beziehungen zu dem Alchemisten ↗ Girolamo Scotto. In Florenz gewann er 1575/76 die Gunst von Bianca Capello, ab 1578 zweite Ehefrau von Francesco I. de’ Medici, dem Großherzog der Toskana. In Rom wirkte er Anfang der 1580er Jahre im Umkreis von Kardinal Giulio Antonio Santorio und Papst Gregor XIII.
Literatur:
Antonio Pilot: L’alchimista Marco Bragadin a Venezia, in: Pagine Istriane 3, n° 9/10 (1905), p. 206-222 (online)°
Ivo Striedinger: Der Goldmacher Marco Bragadino: Archivkundliche Studie zur Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts (Archivalische Zeitschrift, Beiheft 2), München 1928 (online)
Hatto Kallfelz: Der zyprische Alchimist Marco Bragadin und eine florentiner Gesandtschaft in Bayern im Jahre 1590, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 31, n° 2 (1968), p. 475-500 (online)
Hatto Kallfelz: Marco Bragadin, in: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI), vol. 13, Roma: Istituto della Enciclopedia Italiana 1971 (online)
Joachim Telle: Johann Huser in seinen Briefen: Zum schlesischen Paracelsismus im 16. Jahrhundert, in: Parerga Paracelsica: Paracelsus in Vergangenheit und Gegenwart, ed. by Joachim Telle (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit, 3), Stuttgart: Franz Steiner 1991, p. 159-248, esp. p. 204
Weitere Literatur:
Emmanuele Antonio Cicogna: Delle inscrizioni Veneziane, vol. 6, Venezia: Tipografia Andreola 1853, esp. p. 569-570 (Google Books)°
Bartolomeo Cecchetti: Un alchimista a Venezia, in: Archivio Veneto 1 (1871), p. 170-172 (Google Books)°
Horatio F. Brown: Marcantonio Bragadin, a Sixteenth-Century Cagliostro, in: Idem, Studies in the History of Venice, vol. 2, London: John Murray 1907, p. 181-207 (archive.org, free)°
Grete De Francesco: Der Goldmacher Bragadino oder Macht über Depossedierte, in: Idem, Die Machte des Charlatans, Basel: Benno Schwabe 1937, p. 45-61
Richard Elchinger: Des Goldmachers Marco Bragadino ‹Intelligenza-Abilità› und die Manifestationen seines Lebensgefühls: Eine sozialphilosophische Untersuchung im Rahmen der Wirtschaftsgeschichte des 16. Jahrhunderts, Diss. rer. pol., München, Universität, 1948 (1947)
Hermann Wagner: Die Kaiserhütte und der Goldmacher Marco Bragadino, in: Ostbairische Grenzmarken: Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde (1959), p. 125-127
Rüdiger an der Heiden: Die Porträtmalerei des Hans von Aachen, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien 30 (1971), p. 136-226, esp. p. 155-156, 185, 204-205, 224 (online)°
Fritz Meingast: Marco Bragadino: Der Goldmacher des Herzogs, in: Idem, Berühmte und Berüchtigte: Bayerische Porträts, München: Süddeutscher Verlag 1975, p. 34-43
Monika Baumüller: Vor 400 Jahren: Der Goldmacher Marco Bragadino wird in München enthauptet, in: Charivari 17, n° 4 (1991), p. 75
Claus Priesner: Erträumtes Gold: Bayerische Fürsten und ihre Alchimisten, in: Gold im Herzen Europas: Gewinnung, Bearbeitung, Verwendung (Schriftenreihe des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern in Theuern, 34), Kümmersbruck: Verein der Freunde und Förderer des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern 1996, p. 217-223
Maximilian Kalus: ‹Darumb nit nach Peru mehr fahren›: Korrespondenzen der Georg Fuggerischen Erben zum Alchemisten Bragadino im Fugger-Archiv, in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 108 (2007), p. 257-266
Oswald Bauer: Pasquill über die Hinrichtung des Goldmachers Marco Bragadino in München 1591, in: Idem, Pasquille in den Fuggerzeitungen: Spott- und Schmähgedichte zwischen Polemik und Kritik (1568–1605) (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 1), Wien/ München: Böhlau/Oldenbourg 2008, p. 100-117
Oswald Bauer: wirfft das goldt mit schaufflen hinweckh – der Goldmacher Marco Bragadino, in: Idem, Zeitungen vor der Zeitung: Die Fuggerzeitungen (1568–1605) und das frühmoderne Nachrichtensystem (Colloquia Augustana, 28), Berlin: Akademie-Verlag 2011, p. 254-264
Nikolaus Schobesberger: Aufstieg und Fall des Alchemisten Bragadino: Ein Bericht aus den Fuggerzeitungen, in: Biblos 61, n° 2 (2012), p. 109-117
Rolf Lohse: Bragadino (1589) von Valerio Fuligni, in: Idem, Renaissancedrama und humanistische Poetik in Italien (Humanistische Bibliothek: Reihe 1: Abhandlungen, 64), Paderborn: Fink 2015, p. 370-373 (DOI, not free)
Pages on Theatrum Paracelsicum: Marco Bragadino
GND: 119039842
Wikidata: Q1320575 (Marco Bragadino)
Frühneuzeitliche Ärztebriefe des deutschsprachigen Raums (1500-1700): 00014652
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 1 (2001): 111
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 2 (2004): 391
Kühlmann/Telle, Corpus Paracelsisticum 3 (2013): 238, 467, 944, 1178
Biogramme:
- Telle, ‘Johann Huser in seinen Briefen’, in Parerga Paracelsica (1991), 204