Biographies/Johann Joachim Becher
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Johann Joachim Becher
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Killy Literaturlexikon, vol. 1
B.s die verschiedensten Wissensgebiete erfassendes Werk war zu seinen Lebzeiten umstritten, wird jedoch seit gut hundert Jahren für die Naturwissenschaft, Technikgeschichte, den Übergang von Alchemie zu Chemie wie auch für die Linguistik in ihrer Bedeutung gewürdigt. B.s frühe Lebensjahre erschließen sich nur aus nicht immer zuverlässigen autobiogr. Hinweisen: Sein hochgebildeter Vater Joachim, Pfarrer der luth. St.-Georgen-Kirche in Speyer, starb, als B. acht Jahre alt war. Seine Mutter, eine Pfarrerstochter, zog mit dem Stiefvater u. den Kindern nach Stockholm, wo B. nach 1648 bis 1652 gelebt haben mag u. nach dessen Tod die Mutter u. zwei jüngere Brüder tagsüber durch Lehrtätigkeit unterstützte, während er sich nachts – ohne ausgedehnte Universitätsstudien – autodidaktisch bildete. Auf Reisen durch Deutschland, Holland, Schweden u. Italien hat er wohl wichtige Gelehrte kennengelernt. Für Wien ist B.s Aufenthalt 1655 bis 1657 anzunehmen, als sich Kaiser Ferdinand III. für B.s alchemist. Erfindungen interessierte. Urkundlich wird B. 1658 in Mainz erwähnt, als er zur Konstruktion diverser Maschinerien Förderer suchte. Der Kurerzkanzler von Mainz, Johann Philipp von Schönborn , nahm ihn 1660 als »mathematicus und medicus« in seine Dienste. Im Nov.1661 wurde B. von der medizin. Fakultät der Universität Mainz zum Doktor der Medizin ernannt; 1663 übernahm er die Stelle eines »professor publicus und ordinarius« von Ludwig von Hörnigk, dessen Tochter Veronika B. nach seiner Konversion zum kath. Glauben 1662 geheiratet hatte.
B.s umfangreiches Publikationswerk, das ihn als Polyhistor des 17. Jh. ausweist, lässt sich mittels seines 1678 erschienenen Druckverzeichnisses in fünf von ihm aufgestellte Gruppen gliedern: philologische, mathemat., naturwiss., juristisch-kameralist. u. ethisch-theolog. Veröffentlichungen. Aus dieser Fülle seien einige erwähnt.
In die ersten Jahre in Mainz, in denen sich B. mit philosophisch-pädagog. Fragen beschäftigte, fällt eine Veröffentlichung, die trotz der engen Anlehnung an ein einschlägiges Manuskript, das dem Erzbischof spätestens 1660 von dem in Rom lebenden dt. Jesuiten Athanasius Kircher übersandt wurde, in einigen Aspekten zukunftsweisend ist: B.s Character, pro Notitia Linguarum Universali (Ffm. 1661) schlägt eine auf dem Lateinischen basierende, schriftlicher Kommunikation dienende Universalsprache vor, die über 10.283 durchnummerierte Wörter verfügt. (Weitere, zu vielsprachiger Kommunikation nötige parallele Listen hat B. nur im Manuskript entworfen.) Jedes dieser Wörter zus. mit Zusatzangaben übermittelt B. in Form von mathematisch-kombinator. Zahlenverbindungen. Hier nun setzen bezeichnende Neuerungen ein: B., der als einer der wenigen Sprachplaner seiner Zeit auch kommerzielle Ziele vor Augen hat u. an den Handel mit China u. Japan denkt, schlägt »neutrale« Strich- u. Punkt-Zeichen zur Umsetzung dieser arab. Zahlenkombinationen vor, die daher auch von Europäern erlernt werden müssten, um Universalität zu gewährleisten. 1961 wurden diese binomialen Zeichen erstmals richtungweisend als Vorläufer computergestützter elektron. Sprachübertragung erkannt.
B. verließ 1663 Mainz u. gelangte über Mannheim nach München, wo er Mitte 1664 vom bayer. Kurfürsten Ferdinand Maria zum »Hofmathematikus und Medicus« ernannt wurde. Die fast zehn Jahre, die B. mit Unterbrechungen in München verbrachte, waren die produktivste Zeit seines Schaffens. Hier schrieb er eine dt. Methodus didactica (Mchn. 1668/69. Ffm. 21674. Lat. Ffm. 1669), in der er seine sprachpädagog. Ansichten klarlegte. Die merkantilist. Interessen eines absolutist. Staates spiegelten sich in B.s von Francis Bacon beeinflusstem zweiteiligen Vorschlag, in der Wissensvermittlung den Kindern u. Heranwachsenden durch »rechte Gesinnung« den Wert der herrschaftl. Macht klarzulegen, sowie in der Forderung an die Didaktik, dazu effiziente Lernstrategien zu entwickeln. Wie viele von B.s Reformvorschlägen, die er später utopisch erweiterte (etwa in der Psychosophia, das ist, Seelen-Weißheit. Güstrow 1678. Ffm. 21683. Hbg. 21705 u. ö.), waren sie eklektisch u. polemisch.
B.s einflussreichstes naturwiss. Werk entstand ebenfalls in München, wo ihm eines der bestausgestatteten Laboratorien Europas zur Verfügung stand. Zunächst 1669 in Frankfurt/M. lat. als Actorum Laboratorii Chymici Monacensis, seu Physicae subterraneae libri duo publiziert (Ffm. 21681), erschien es dort 1680 in einer dt. Neubearbeitung als Chymisches Laboratorium oder Unter=erdische Naturkündigung (Nachdr. 2 Bde., Hildesh. 2002). Dadurch wollte er das »Buch der Natur« auch dem »gemeinen Mann« zugänglich machen. B. steht am Übergang der Alchemie zur Chemie: Er beschrieb vielfach auch später von der Chemie übernommene, replizierbare Versuche – in England, wohin es ihn in seinen letzten Jahren verschlagen hatte, experimentierte er mit der Verkokung von Steinkohle u. der Gewinnung von Leuchtgas, während er in den Textilwirkereien Maschinen verbesserte. Letztlich aber war B. noch der Alchemie verpflichtet; die Theorie von der Transmutation von Metallen, die aus nicht metall. Bestandteilen erzeugt werden könnten, findet sich in weiteren seiner Werke, wobei die Gewinnung von Gold bei seinen diversen adeligen Gönnern immer eine Rolle spielte. Wenn eine Generation später Georg Ernst Stahl B.s lat. Ausgabe neu bearbeitete (Lpz. 1703. 1742), so auch deswegen, weil er darin die von B. in Anlehnung an die drei Prinzipien von Paracelsus vertretene Theorie über die drei Erden vorfand, die Stahl als Begründung für seine Phlogistontheorie verwendete, welche bis Lavoisier galt.
Das Verlangen, die Kassen seiner jeweiligen Landesherren durch allerlei merkantilist. Projekte zu füllen, durchzieht B.s ganzes Leben. Dabei vertritt er die fortschrittl. Auffassung, die nat. Politik mit dem Allgemeinwohl, dieses wiederum mit Kommerzien u. staatlich gelenktem Handel zu verbinden. 1664 wird B. als »Kurfürstlicher Rat« nach Holland gesandt, der damals führenden Wirtschaftsnation, um bei der Westindischen Kompanie (erfolglos) den Erwerb bayer. Kolonien in Südamerika zu betreiben u. Teilhaber für eine bayer. Handelsgesellschaft zu finden. Der Kurfürst unterstützte auch B.s Plan, in München eine Seidenmanufaktur zu gründen, die 1665 errichtet wurde, aber mangels tatkräftiger Leitung bald scheiterte. B.s Theorie zur Verwirklichung dieses Merkantilismus findet sich in dem 1668 verfassten Werk Politischer Discurs, Von den eigentlichen Ursachen deß Auff= und Abnehmens der Städt, Länder und Republicken (Ffm. 1668. Faks.-Ausg. Düsseld. 1990. 21673. 31688. Neudr. Glashütten/Ts. 1972). Noch 1754 gab Georg Heinrich Zincke B.s Werk neu heraus, das zus. mit seinen eigenen, B.s Ideen verpflichteten Texten Teil der Kameralistik-Lit. des 18. Jh. blieb (Ffm. u. Lpz. 1754. Ffm. u. Lpz. 1759).
Schon 1666 verhandelte B. ohne Erfolg in Wien, um für die Münchner Seidenmanufaktur die Verkaufserlaubnis in den Habsburger Erblanden zu erreichen. Da man auch dort an einer Manufaktur interessiert war, wurde B. zum Kommerzienrat ernannt u. in kaiserl. Dienste aufgenommen. B. kehrte jedoch nach München zurück, ehe er 1670 fest an den Wiener Hof ging, um dort seine merkantilist. Projekte zu verfolgen u. Kaiser Leopold I. in alchemist. Fragen zu beraten. Sein Projekt einer Seidenmanufaktur war inzwischen verwirklicht worden (1666-1678); 1667 wurde die 1. Orientalische Handelskompagnie gegründet. Am erfolgreichsten in Wien war B.s Errichtung eines Kunst- u. Werkhauses als Musterwerkstätte, das 1676 bis 1683 bestand. Intrigen verhinderten die Umsetzung eines kaiserl. Edikts vom 7. Mai 1676, das den Import frz. Waren verbot, woraufhin B. 1677 Wien verließ.
Die letzten Jahre B.s sind von unstetem Leben gezeichnet: Zunächst versuchte er, am Hof in Mecklenburg-Güstrow, dann in Amsterdam, letztlich 1680 in England Fuß zu fassen, wo die Royal Society ihn 1680 nicht als Mitgl. aufnahm. Immerhin fand B. in Prinz Rupert von der Pfalz einen Gönner, der ihm ein Laboratorium einrichten ließ u. ihn auf eine Inspektionsreise zu den Zinnbergwerken nach Cornwall sandte, was sich in den schon erwähnten Erfindungen niederschlug. In diese Zeit fallen zwei letzte Sammelbände, Chymischer Glücks=Hafen, oder: Grosse Chymische Concordantz u. Collection [...] von funffzehen hundert Chymischen Processen (Ffm. 1682. Nachdr. Hildesh. 1974. Halle 21726, mit Vorwort Stahls. Lpz. 31755) sowie B.s enttäuscht-bittere Rückschau, Närrische Weißheit u. Weise Narrheit [...] ein hundert so Politische alß Physicalische, Mechanische und Mercantilische Concepten und Propositionen (Ffm. 1682. o. O. 21700 u. ö.). Hier zählte B. seine Erfindungen oder Innovationen auf, die er für »weise Narrheiten« hielt, da sie zu seinen Lebzeiten als unsinnig betrachtet wurden; zudem rechnete er boshaft mit den Gegnern seiner Projekte ab. Verarmt starb B. 1682 in London.
B.s schillernder Charakter erschwert eine abschließende Würdigung. Leibniz , der ihn kannte, sprach von der geistigen Größe des Gelehrten B., verurteilte jedoch seinen eitlen Lebensstil. Das große Interesse, das viele seiner Pläne u. Theorien im 18. Jh. erweckten, ließ sein Werk zunächst nicht in Vergessenheit geraten. Die neuerl. Würdigung seiner wichtigsten Bücher bestätigt ihren histor. Wert auf den verschiedensten Wissensgebieten. (Gerhard F. Strasser)
B.s umfangreiches Publikationswerk, das ihn als Polyhistor des 17. Jh. ausweist, lässt sich mittels seines 1678 erschienenen Druckverzeichnisses in fünf von ihm aufgestellte Gruppen gliedern: philologische, mathemat., naturwiss., juristisch-kameralist. u. ethisch-theolog. Veröffentlichungen. Aus dieser Fülle seien einige erwähnt.
In die ersten Jahre in Mainz, in denen sich B. mit philosophisch-pädagog. Fragen beschäftigte, fällt eine Veröffentlichung, die trotz der engen Anlehnung an ein einschlägiges Manuskript, das dem Erzbischof spätestens 1660 von dem in Rom lebenden dt. Jesuiten Athanasius Kircher übersandt wurde, in einigen Aspekten zukunftsweisend ist: B.s Character, pro Notitia Linguarum Universali (Ffm. 1661) schlägt eine auf dem Lateinischen basierende, schriftlicher Kommunikation dienende Universalsprache vor, die über 10.283 durchnummerierte Wörter verfügt. (Weitere, zu vielsprachiger Kommunikation nötige parallele Listen hat B. nur im Manuskript entworfen.) Jedes dieser Wörter zus. mit Zusatzangaben übermittelt B. in Form von mathematisch-kombinator. Zahlenverbindungen. Hier nun setzen bezeichnende Neuerungen ein: B., der als einer der wenigen Sprachplaner seiner Zeit auch kommerzielle Ziele vor Augen hat u. an den Handel mit China u. Japan denkt, schlägt »neutrale« Strich- u. Punkt-Zeichen zur Umsetzung dieser arab. Zahlenkombinationen vor, die daher auch von Europäern erlernt werden müssten, um Universalität zu gewährleisten. 1961 wurden diese binomialen Zeichen erstmals richtungweisend als Vorläufer computergestützter elektron. Sprachübertragung erkannt.
B. verließ 1663 Mainz u. gelangte über Mannheim nach München, wo er Mitte 1664 vom bayer. Kurfürsten Ferdinand Maria zum »Hofmathematikus und Medicus« ernannt wurde. Die fast zehn Jahre, die B. mit Unterbrechungen in München verbrachte, waren die produktivste Zeit seines Schaffens. Hier schrieb er eine dt. Methodus didactica (Mchn. 1668/69. Ffm. 21674. Lat. Ffm. 1669), in der er seine sprachpädagog. Ansichten klarlegte. Die merkantilist. Interessen eines absolutist. Staates spiegelten sich in B.s von Francis Bacon beeinflusstem zweiteiligen Vorschlag, in der Wissensvermittlung den Kindern u. Heranwachsenden durch »rechte Gesinnung« den Wert der herrschaftl. Macht klarzulegen, sowie in der Forderung an die Didaktik, dazu effiziente Lernstrategien zu entwickeln. Wie viele von B.s Reformvorschlägen, die er später utopisch erweiterte (etwa in der Psychosophia, das ist, Seelen-Weißheit. Güstrow 1678. Ffm. 21683. Hbg. 21705 u. ö.), waren sie eklektisch u. polemisch.
B.s einflussreichstes naturwiss. Werk entstand ebenfalls in München, wo ihm eines der bestausgestatteten Laboratorien Europas zur Verfügung stand. Zunächst 1669 in Frankfurt/M. lat. als Actorum Laboratorii Chymici Monacensis, seu Physicae subterraneae libri duo publiziert (Ffm. 21681), erschien es dort 1680 in einer dt. Neubearbeitung als Chymisches Laboratorium oder Unter=erdische Naturkündigung (Nachdr. 2 Bde., Hildesh. 2002). Dadurch wollte er das »Buch der Natur« auch dem »gemeinen Mann« zugänglich machen. B. steht am Übergang der Alchemie zur Chemie: Er beschrieb vielfach auch später von der Chemie übernommene, replizierbare Versuche – in England, wohin es ihn in seinen letzten Jahren verschlagen hatte, experimentierte er mit der Verkokung von Steinkohle u. der Gewinnung von Leuchtgas, während er in den Textilwirkereien Maschinen verbesserte. Letztlich aber war B. noch der Alchemie verpflichtet; die Theorie von der Transmutation von Metallen, die aus nicht metall. Bestandteilen erzeugt werden könnten, findet sich in weiteren seiner Werke, wobei die Gewinnung von Gold bei seinen diversen adeligen Gönnern immer eine Rolle spielte. Wenn eine Generation später Georg Ernst Stahl B.s lat. Ausgabe neu bearbeitete (Lpz. 1703. 1742), so auch deswegen, weil er darin die von B. in Anlehnung an die drei Prinzipien von Paracelsus vertretene Theorie über die drei Erden vorfand, die Stahl als Begründung für seine Phlogistontheorie verwendete, welche bis Lavoisier galt.
Das Verlangen, die Kassen seiner jeweiligen Landesherren durch allerlei merkantilist. Projekte zu füllen, durchzieht B.s ganzes Leben. Dabei vertritt er die fortschrittl. Auffassung, die nat. Politik mit dem Allgemeinwohl, dieses wiederum mit Kommerzien u. staatlich gelenktem Handel zu verbinden. 1664 wird B. als »Kurfürstlicher Rat« nach Holland gesandt, der damals führenden Wirtschaftsnation, um bei der Westindischen Kompanie (erfolglos) den Erwerb bayer. Kolonien in Südamerika zu betreiben u. Teilhaber für eine bayer. Handelsgesellschaft zu finden. Der Kurfürst unterstützte auch B.s Plan, in München eine Seidenmanufaktur zu gründen, die 1665 errichtet wurde, aber mangels tatkräftiger Leitung bald scheiterte. B.s Theorie zur Verwirklichung dieses Merkantilismus findet sich in dem 1668 verfassten Werk Politischer Discurs, Von den eigentlichen Ursachen deß Auff= und Abnehmens der Städt, Länder und Republicken (Ffm. 1668. Faks.-Ausg. Düsseld. 1990. 21673. 31688. Neudr. Glashütten/Ts. 1972). Noch 1754 gab Georg Heinrich Zincke B.s Werk neu heraus, das zus. mit seinen eigenen, B.s Ideen verpflichteten Texten Teil der Kameralistik-Lit. des 18. Jh. blieb (Ffm. u. Lpz. 1754. Ffm. u. Lpz. 1759).
Schon 1666 verhandelte B. ohne Erfolg in Wien, um für die Münchner Seidenmanufaktur die Verkaufserlaubnis in den Habsburger Erblanden zu erreichen. Da man auch dort an einer Manufaktur interessiert war, wurde B. zum Kommerzienrat ernannt u. in kaiserl. Dienste aufgenommen. B. kehrte jedoch nach München zurück, ehe er 1670 fest an den Wiener Hof ging, um dort seine merkantilist. Projekte zu verfolgen u. Kaiser Leopold I. in alchemist. Fragen zu beraten. Sein Projekt einer Seidenmanufaktur war inzwischen verwirklicht worden (1666-1678); 1667 wurde die 1. Orientalische Handelskompagnie gegründet. Am erfolgreichsten in Wien war B.s Errichtung eines Kunst- u. Werkhauses als Musterwerkstätte, das 1676 bis 1683 bestand. Intrigen verhinderten die Umsetzung eines kaiserl. Edikts vom 7. Mai 1676, das den Import frz. Waren verbot, woraufhin B. 1677 Wien verließ.
Die letzten Jahre B.s sind von unstetem Leben gezeichnet: Zunächst versuchte er, am Hof in Mecklenburg-Güstrow, dann in Amsterdam, letztlich 1680 in England Fuß zu fassen, wo die Royal Society ihn 1680 nicht als Mitgl. aufnahm. Immerhin fand B. in Prinz Rupert von der Pfalz einen Gönner, der ihm ein Laboratorium einrichten ließ u. ihn auf eine Inspektionsreise zu den Zinnbergwerken nach Cornwall sandte, was sich in den schon erwähnten Erfindungen niederschlug. In diese Zeit fallen zwei letzte Sammelbände, Chymischer Glücks=Hafen, oder: Grosse Chymische Concordantz u. Collection [...] von funffzehen hundert Chymischen Processen (Ffm. 1682. Nachdr. Hildesh. 1974. Halle 21726, mit Vorwort Stahls. Lpz. 31755) sowie B.s enttäuscht-bittere Rückschau, Närrische Weißheit u. Weise Narrheit [...] ein hundert so Politische alß Physicalische, Mechanische und Mercantilische Concepten und Propositionen (Ffm. 1682. o. O. 21700 u. ö.). Hier zählte B. seine Erfindungen oder Innovationen auf, die er für »weise Narrheiten« hielt, da sie zu seinen Lebzeiten als unsinnig betrachtet wurden; zudem rechnete er boshaft mit den Gegnern seiner Projekte ab. Verarmt starb B. 1682 in London.
B.s schillernder Charakter erschwert eine abschließende Würdigung. Leibniz , der ihn kannte, sprach von der geistigen Größe des Gelehrten B., verurteilte jedoch seinen eitlen Lebensstil. Das große Interesse, das viele seiner Pläne u. Theorien im 18. Jh. erweckten, ließ sein Werk zunächst nicht in Vergessenheit geraten. Die neuerl. Würdigung seiner wichtigsten Bücher bestätigt ihren histor. Wert auf den verschiedensten Wissensgebieten. (Gerhard F. Strasser)
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Main Sources
Pre-1800
Other
- Debus, Allen G[eorge] (1926–2009): Johann Joachim Becher. In: Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. von Charles Coulston Gillispie. Bd. 1. New York 1970, S. 548–551.
- Rudolph, Hartmut (*1941): Kirchengeschichtliche Beobachtungen zu J. J. Becher. In: Johann Joachim Becher (1635–1682). Hrsg. von Gotthardt Frühsorge und Gerhard F. Strasser. Wiesbaden 1993 (=Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung, 22), S. 173–196.
- Smith, Pamela H[elen] (*1957): The Business of Alchemy. Science and Culture in the Holy Roman Empire. Princeton (New Jersey) 1994. – XII, 308 S.