Beytrag 1785

From Theatrum Paracelsicum
p. 686 V. Einige handschriftliche Aufsätze.
Viele Künstler arbeiten nach Handschriften, weil sie glauben, in gedruckten Anweisungen sey wenig wahre Weisheit verborgen, sie suchen daber veraltete Manuscripte sorgfältig auf, und bezahlen sie um den theuersten Preis. Geldesüchtige Chemisten benutzten diese täuschende Einbildung zu ihrem Vortheil, sie erdichteten unter Bruder Basilius, Artefius, Synesius, Gebers, Schwerzers und andrer Namen neue Goldmacherschriften, mit Seiten langen und vielversprechenden Titeln, und hiengen sie ihren unwissenden Kunstgenossen, als Schätze verborgner hermetischer Weisheit, um grose Geldsummen auf. Die meisten Laboratorien wurden durch diesen arglistigen Kunstgriff mit chemischen Handschriften angefüllet, und ihre Zahl wuchs mit jedem Jahre so schnell und sichtbar, daß sie eine ansehnliche Sammlung ausmachten, und beynahe den gebruckten Kunstbüchern an Menge beykamen. - Auser diesen finden sich noch iezt in fürstl. und andern grosen Büchersammlungen, eine nicht unbeträchtliche Anzahl alchemistischer Handschriften auf Pergament und Papier. Manche scheinen die Quintessenz der goldnen Kunst so recht in einer Nus con-
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