Auslegung des Magnificat

From Theatrum Paracelsicum
Text: Paracelsus:
Auslegung des Magnificat
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Leiden, University Library: VCF 24 (L1, f. 373r-376r

[f. 373r]

Magnificat anima mea Dominum


Die seel Maria, das ist, die tugent Maria macht groß Gott den vatter, wann ohne sie mag er nichtz, vnnd hat nichtz gemacht; dann alle sein gnadt wer zu verderblich geweßen, vnnd zue schädlich, das hat Maria gestillt, vnnd gemiltert, auß der milterung ist Gott großmechtig worden, vnnd fürtreffendt, mehr denn sonnst, darumb hat die tugent Maria großmutig das ist, volkhomben gemacht, dz ist allso, auß yrer tugent, seint [f. 373v] volkomben gmacht worden, Gott der schöpffer, dz ist, yre herren, dann ohne sye, wer er nit volkhomben gewesen, sie hat yn allein volkomben gemacht, das ist allso, auß yr seindt khomben die trinitet, die sonnst nit gewesen wer, das redt sie auff leybliche person, haysst sie Gott ein herren, vnnd nit ein gemahel, Magnifico, hayßt volkomben machen, dz ist alles auff die ehee geredt.

Et exultauit spiritus meus, In Deo salutarj meo


Der geyst Maria, hat sich erhöcht, erhebt, erfreut yn Gott, der yhr hayl gewesen ist, das verstehe allso, Gott ist haylmacher, allso, das er yr haylmacher gehaysßen soll werden, auß der vrsachen, sie hat yn geporen, vnnd da hat sye angezeygt durch alle welt, das sie die götting ist, vnnd die mutter Gottes deß sons, alls sye alle welt darfür erkhennen soll, vnnd erkhendt, vnnd alle himblische hör, vnnd der teüfel, allso ist Gott yr salutaris, nitt das sie besser sey geworden denn zuuor, sonder dz sie für die zu erkhennen, ist gegeben allen geschöpffen ym himmel, erdten, vnnd hellen, dann vormals ist sie vnbekhandt gewesen, vnnd die erkhandtnus ist yr ein haylligclichs, allso durch sie Gott der vatter ist, der da ist Deus salutaris, den sie meldt, vnd meldet yne billich, dieweyl er yr die genadt hatt thon.

Ein yegcliche frau macht volkhomben den mann, vnnd zyeret yn durch yr tugent, dann der mann ist grob vnnd härt, deß soll die frau millt vnnd tugenthafft sein, allso, das der mann von seinem zornn gefüert werde, durch die frau; allsdann ist er volkhomben, durch die frau gemacht, allso hat Maria den vatter großmechtig gemacht, das ist vohlkomben, dann sie hat ym die vngestümbigkeit genomben, vnnd zu der barmhertzigheit gefüert, vnnd diß hat Maria geredt, auff die meinung das ohne yn yr tugent, yr seel, allso gezyert, vnnd wer nit vohlkhomben, das ist mechtig erkhendt worden, ohne sie, sondern sye hat yn darzu gebracht.

Gott ist yr haylligmacher, allso, nott das sie von ym heyllig ist worden, der geyst Maria hatt sich erfreuet, vnnd erhebdt yn Gott, vrsach, yr ist geuolgt worden von Gott, darumb sie spricht, mein seel, oder, das ist mein.

Gott ist der hayllandt Maria, wann ein yegclich frau, hat khein andern hayllandt, dann yren gemahel, vrsach, dz yr gemahel [f. 374r] sye soll ynn hut, ehren, vnnd frembkheit halten, vnnd beschyrmben vor allem bösen vnnd widerwerttigen, vnnd wz da allso beschyrmbt, das ist, mein hayllandt; allso ist Gott jr hayllandt, jnn wellichen sich erfreuet hatt, der geyst Maria, alls yn yrem mann, dann Salutatirs haysst ein gemahel, vndter den himblischen vnnd jrrdischen, wann der mann ist Salutaris der frauen, vnnd die frau deß manns, vnnd ein yegcliche frau soll sich erfreuen yn yrem mann, alls yn yrem hayllandt.

Quia respexit humilitate ancillae suae


Ein gemahel eines manns soll nit annderst sein, dann alls ein dienerin deß manns, das vrsachet die gemuettigkeit, so ynn frauen sein soll, wo aber die nit ist yn einer frauen, so ist yn yr ein hoffart, die mehr, denn der mann sein will, auff solliches sagt Maria, das Gott betracht, vnnd angesehen hatt, die demüettigkeit an seiner frauen, alls wer sye nur die dienerin ym hauß, das ist, ein dyrn, dieße demuetigkheit der frauen, so sich allso demuettig gegen ynen halten, ist ein volkombene vrsach, das vngepressten seindt, diß vrsacht, dz Gott Maria geoffenbaret hatt, ein mutter Gottes zusein erwöhlt.

Omnes generationes &c.


Da volget hernach auß dem wisßen der welt, dz nyemandt anders mag sprechen, jn allen geschlechten, dann das sie die sey, die den getragen hat, der himel vnnd erdten beschaffen hatt, vnnd ob nit alle werckh, vnnd welt jn sie glauben, so mügen sie diß doch nit yberreden, noch verläugnen, dann das allso ist, darzue bringts jr demuettigkheit, so sye jren gemahel anweyßt, alls frauen thun sollen.

Quia fecit mihi magna qui potens est
Et sanctum nomen eius &c.


Gott hat sie nit entunehret, yn allem yrem fürbitten, zugestillen den zornn, zubesseren dz geschöpff, zuleüchtern das leben, zu allem trost der ellennden, vnnd noch vil mehr, vnnd dz grösser ist, das er sie hat lasßen, jnn die menschlich ahrt khomben, vnnd Gottes son geberen, das ist, er hatt sie yn die tödtliche welt gethon, er hatt sye yn eine tödtliche sorg, Ahnnae, lasßen legen, vnnd allso geboren werden, vnnd dz grösst wunder [f. 374v] der welt verbracht, durch sie, das ist, Christum zugeberen, was möchte grössers sein auff erdten, denn das, das allso Maria beschehen ist, der khein frau nymmermehr gleych khombt, allso, ist sie von Gott erhebt, das der, der das macht hatt, hat yn jhr groß wunder verbracht, vnnd hat yr geben sein haylligen namen, also, das sie nit anderst, dann wie er gehaysßen wirdt, gehaysßen soll werden, dann sein namen hat er jr gemacht, dz ist, mittgethaylt, wie ein mann seinem gemahel, gepürlich, soll yhm nachnennen, allso ist jr der nam Gottes zugeben.

Et misericordiae eius a progenie in progenies &c.


Da redt Maria, von der barmhertzigkeit Gottes, yber alle die, so yhn fürchten, die barmhertzigkeit Gottes, ist Christj, dieselbige wirdt wurtzeln ym glauben, yn allem geschlecht, wie sie einander nach gehört, von seinem glauben her, alls die gebornne christen, von yren ältern, dann sie seindt die, die yn auß natur förchten, denen wirdt die barmhertzigkheit mitgethaylt, dz ist, sein son, vnnd Maria, vnnd die so Christum nit ym geyst fassen, dieselbigen seindt die yn nit förchten, denselbigen wirdt nichtz mitgetheilt.

Fecit potentia in brachio suo &c.


Da redt Maria auff die luciuerischen secten, allso, das dieselbigen vermäinen, sie haben die sterckh yn jnen, jnen mög die nyemandts nemben; auff das redt Maria, das Gott die sterckhe yn seine arm wirdt nemben, von denen, vnnd wirdt die hoffertigen yn yrem gemüet stürtzen, das seindt die, die sich nun für gerecht achten, vnnd haben das jm hertzen, das sie das thundt, vnnd förchten jn nit darumb, vnnd ist auff die luciuerischen sect geredt, die da auß dem hertzen thundt, wz yr gemuet erdenckht, vnnd förchten nyemandts darumb; die hoffart ist auff die mainung, samb sie herren seyen, vnnd kheiner yber sie, vnnd nyemandt hab gewalt, jn yr sach zureden, alls ob sie die sterckhe haben, die Gott zugehört, von der yetzt Maria redt, Gott wirdt sie zu ym nemben.

Deposuit potentes de sede & exaltauit humiles &c.


Da redt Maria auff erynnerung beyder testament, also, die jüden seindt geweßen die mächtigen, die gentes, die demüetigen, [f. 375r] allso seindt die jüden verstosßen, vnnd die gentes haben yr stadt besesßen, das den juden verhaysßen ist gewesen, dann yr gewalt vnnd zeytlich eher, hat auß ynen gemacht, gewaltige menschen vndter ynen, darauß ist nun erwachßen hoffart, verachtung, cleinerung, diese stückh haben sie darumb gebraucht, vnnd wird da beschlossen, das nyemandt soll gewalt treyben, auff das verhaysßen, dann billich mag es genoben werden, yhn beyden testamenten, antroffen, deßgleychen soll auch kheiner gewalt treyben ynn dem gebnen gewalt, der da wirdt potens genant, der will yetz mehr sein, dann der, von dem er den gewalt hat, vnnd kombt auß der demuettigkheit, allso vollget dz verstosßen, vnnd den demüettigen an die stadt zusetzen.

Esurientes empleuit bonis, & diuites dimisit in anes &c.


Da redt Maria auff die hungerigen, die Gott nit mit güttern erfüllt, hat, vnnd seindt die, die da haben müessen, das doch zu rhum den reychen, dauon die reychen yren pracht gehabdt haben; vnnd dieße seindt die reychen schönden, die da esßen die arbeyt anderer händen, die mit hungrigen mägen, jnen yr fühle muessen zutreyben vnnd ersettigen, auff die redt Maria, das darzu komben wirdt, das die hungerigen, das ist, die jochtrager, erfühllet werden, mit Christo tronis, vnnd die schnöden reychen, die allso abfresßen, dem armen sein hartte arbeyt, mit yrem schänden, dz ist, rechten, gewalt, adel, haylligkheit tragen, wie es dann beschicht, denen wirdt Gott sein son entziehen, vnnd sie verlasßen.

Suscepit Israel puerum suum &c.


Da redt Maria auff das jüngst gericht, da yn demselbigen erkendt wirdt werden, wz ein yedlicher verdiendt hat, wirdt er selber verstehn, auff das redt sie, das Israel, das ist, dz jüdische geschlecht, seiner kinder, das seindt die kinder, die sie verfürt haben, werden zu ynen nemben, vnnd werden gedenckhen, an die barmhertzigkheit Gottes, vnnd so sie die betrachten, so werden sie gedenckhen vnnd schreyen, das sie die barmhertzigkheit Gottes nit helffen werde, vnnd werden selber ynn die verdambnus eingehn, mit yren kindern, die sie verfürt haben, [f. 375v] allso, das sie die barmhertzigkeit Gottes mißbraucht haben, dieselbige myßbrauch werdensie sehen am jüngsten tag, vnd werden darnach betrachten, die rechte barmhertzigkeit Gottes, wie sye ist, vnnd yr falschheyt, dann Israel ist der entdechristischen volkch beyder testament, puer, ist dz kindt, das sye verfüeren, die werden zusamben betrachten, vnnd gedenckhen misericordia sein chrsiten, die da wirdt zuhülff khomben, denen, die Israel nitt geuolgt haben, vnnd yr egen verdambnus.

Sicut locutus est ad patres nostros, Abraham & seminj eius, in secula &c.


Da redt Maria das, das sie angezeygt sey worden, den altuätern vnnd propheten, vnnd dem samen Abraham; Abraham ym fleysch vnnd ym glauben, das allso ergehn werde, vnnd nichtz dauon erlogen wardt worden, vnnd allso, alls geredt ist worden, zu vnnsern vättern, da redt sie nach dem fleysch vnd auß dem geyst, vnnd nembt sich selbs ynn die zal der völkcher Israel, vnnd sagt, wie es vnns angezeygt ist worden, allso wirdt es vnns gehn, das ist, auff die mainung, die warheyt ist euch angezeigt, vnnd die lugen, nach dem vnd yr handlen werdt, allso werdt yr fahren, darumb sollet yr leben, wie es geredt ist mit Abraham, vnnd mit andern seines samens.

Das Magnificat wirdt getheylt ynn drey theyl, der erst theyl, lautt auff die person Maria, alls die ersten vier verß, Magn: et exultauit; Quia fecit &c. darynnen wirdt erfunden das wesenn, das geschlecht, vnnd der standt Maria.

Der ander theil, der laut auff den son, vnnd seindt auch vier verß, Et misericordia &c. fecit &c. Deposuit &c. Esurientes &c. Darynnen wirdt beschlossen, wellichen die barmhertzigkheit Gottes zu nutz khomben werde, vnnd wellichen nit, vnnd darnach wirdt erfundten, die vmbwendtung, hinnembung deß gewalts der mächtigen, vnnd der reychen, vnd das den mindern werden, vnnd lautt der ander theyl auff die barmhertzigkeit deß sons, vnnd auf die vmbkherung deß volkchs, das kheiner werdt bleyben yn dem standt, darynn er sich widmet, vnnd allein die notturfftigen, verschmächten ym leyb, die werden ersettiget ym ewigen.

Der dridt theyl, laut auff die blindtheyt, vnnd auf die verfüerung, [f. 376r] deß volkchs, das da besonnder wirdt gethaylt, von den bußfertigen, vnnd die gewaltigen reychen, alls Israel ist, werden jnn der stundt ultionis, zu ynen nemben, yre volger, vnnd betrachten der andern hayl vnnd seeligkheit, auß der barmhertzigkheyt Gottes, vnnd yr verdambnus, nach der redt so die propheten angezaygt haben.

Das magnificat ist gemacht von Maria, vnnd ist alle die leher, so sie gibt auff erdten allen menschen, zayget ahn yr lehr allein, durch prophetische ahrt, wz da geschrieben wirdt, ein yeder vff sein verdienst, vnnd auff sein glauben.

Darynnen sie meldet zwey geschlecht, das ein tregt sie auff die mechtigen, vnnd nemet die mechtigen, die die sterckh Gottes füeren, vnnd haben wöllen, vnnd gebrauchen, zum andern auff die reychen so die armen truckhen vnnd yberpochen; da merckh, das die zwey geschlecht, die mechtigen vnnd die reychen, nach yrem propheten, werden außgereyt vnnd verworffen, vnnd die, so die mechtigen verachten, werden das nemben, das die mechtigen vermäinen yhnen zuwerden, vnnd die reychen werden gefüert werden mitt dem widerspyl, alls sie mäinen, vnnd die hungerigen werden das esßen, das sie mäinen auch zu esßen.

Auff solliches vefrstandt das Maria allein zwey geschecht nennt, die da werden (alls zumerckhen ist) zu der verdambnus gehn, wie obsteht, vnnd betracht hin vnnd her, wie du willt, so magstu scherpffer, gewaltiger, vnnd fruchtbarer lehr nit haben, kurtzlich begryffen, zu aller fröligkheiten, dann Maria anzeygt ym Magnificat, sye hat nichtz darynnen vergessen, alles gemeldet, nit zuuil geredt, die recht maß gehalten, vnnd ist nit möglich einer sünderin auß dem blut solches zureden, noch einem mann; dann allein yr, wann sie redt auß dem grundt yres gemahels, deß heymbligkeit sie waysßt, nichtz vergebens, nichtz vmb sonnst, sonder die ganntze warheyt, einem yegclichen gnugsamb, der yr lehr zu hertzen fasßt, vnnd ym geyst pryndt, darynn ein yegclicher fendt, was er thun soll, was seine werckh auff erdten seindt, warzu er gut ist. &c.