Alstein
1591
Jacob Alstein, Hochzeitsgedicht, 1591
Jacob Alstein, Gelegenheitsgedicht anlässlich der Hochzeit von Heinrich Lichtenfelser (auch: Lichtenfels, gest. 1596 in Halle, "Architectus et Pictor Celeberrimus") und Dorothea, Tochter des Gregor Horst (1534-1584 oder 1532-1592, Baumeister und Ratsherr zu Torgau, Vater von Gregor Horst 1578-1636), 1591
weitere Gedichte von Tobias Coberus Gorlicensis (GND 116617837), Hieremias Venetus Vratislaviensis (GND 119857537), Wenceslaus Glogo Libenverdensis (GND 119687585)
Fato non casu fiunt connubia: fatum
Disponit proprio quemque iacere thoro.
Fatum coniungit, fatum dissoluit amores
Et quis fatalem non velit esse thorum
Hoc etiam fœdus reges populosq́ue, ducesque
Conciliat - nec non bella cruenta fugat.
Quicqunque ergo volet vitare libidinis æstus,
Et cupit optati fœdus inire thori.
Iucundi subeat monitus commercia lectim,
Et fugiat vacui, tristia fulcra, thori
Huius Sponse memor quæsisti fœdere costam,
Idaliae vt fugeres, crimina fœda, Deæ:
Ergò age & hîc Veneri deuictæ pone trophæa,
Dulce refrigerium cordis adepte tui.
Nam tibi diuino contingit numine virgo
Cui sedet in casto pectore sancta fides
Ex oculis radians rubicunda modestia nictat,
Argutaq́ue pio diues amore faces.
Hæc virtutis amans, & fictæ nescia fraudis,
Vt studiosa Dei, sic studiosa tui.
Est pia, pulchra, pudens, proba, Pluto, pendula, prudens.
Sed dotata satis, quæ pietate venit.
Name tibi visa semel placuit lectissima virgo
Ipsa tuis quoniam moribus apta fuit.
Virgo, Henrice, tibi sacras sociatur ad aras,
Cuius te exedit tàm diuturnus amor.
Orta parente bono, qui stemmate clarus auito,
Mœnia nunc Torgae consvl amica regit.
Hæc etiam superat reliquas virtute puellas,
Ante citor quantum Pegasus ibit equos:
Nonne Dei talem vxorem donum esse putabis?
Dorotheae certé nomine digna cluit.
Quod super est, triplici qui maiestate coruscat,
Det vobis cunctâ prosperitate frui.
Sit fœlix vitæ cursus, vestrasque secundus
Antennas flatus tempus in omne vehat.
Ceu fœcunda solet vitis circundare tecta,
Sic thalami consors cingat amica domum.
Et proles vestro generando educite vultu,
Quæ referant matrem moribus atq́ue patrem.
Hæc precor, hæc liciti sanxit qui fædera lecti
Faxit, & hic voti terminus esto mei.
Iacobus Alstenius Haldeslebiensis Med[icinae] studiosus faciebat.
Übersetzung:
Ehen entstehen durch das Schicksal, nicht durch Zufall. Das Schicksal bestimmt, dass jeder in seinem eigenen Bett liegt; es bringt die Liebe zusammen und kann sie wieder lösen. Wer würde nicht wollen, dass sein Bett vom Schicksal geweiht ist? Dieser Bund verbindet auch Könige, Völker und Führer und vertreibt blutige Kriege. Wer also die Hitze der Begierde meiden und den gewünschten Ehebund eingehen möchte, soll die Freuden des gemeinsamen Bettes annehmen und das trostlose, leere Bett meiden.
Bräutigam, erinnere dich, du hast in dieser Ehe eine „Rippe“ gesucht, um den schändlichen Verführungen der Göttin Venus zu entgehen. So setze hier ein Zeichen des Sieges über Venus, nun da du die ersehnte Erfrischung für dein Herz gefunden hast. Denn dir ist durch göttliche Fügung ein Mädchen zuteilgeworden, das in ihrem keuschen Herzen heilige Treue trägt. Eine rötliche Bescheidenheit strahlt aus ihren Augen, und ein klarer, reiner Blick voller Liebe glüht. Sie liebt die Tugend und ist frei von falschem Betrug. So wie sie Gott zugewandt ist, so ist sie auch dir zugewandt.
Sie ist fromm, schön, keusch, rechtschaffen, klug und besonnen. Ihre Mitgift ist groß genug, da sie die Tugend selbst mitbringt. Diese edle Jungfrau hat dir von Anfang an gefallen, weil sie zu deinem Wesen passt. Henrich, am heiligen Altar wird dir diese Jungfrau anvertraut, die du schon so lange geliebt hast. Sie entstammt einer guten Familie und ihr Vater, ein angesehener Mann mit vornehmen Vorfahren, regiert derzeit als Konsul die Stadtmauern von Torgau. Sie übertrifft die anderen Mädchen in Tugend, so wie Pegasus die Pferde überfliegt.
Wirst du sie nicht als ein Geschenk Gottes betrachten? Sie verdient wahrlich den Namen Dorothea. Möge der Dreieinige, der in Majestät erstrahlt, euch allen Wohlstand und Glück schenken. Möge der Weg eures Lebens glücklich sein und euer Schiff stets von günstigem Wind getragen werden. So wie der fruchtbare Weinstock das Haus umrankt, möge die Gefährtin eures Ehebundes das Haus umgeben. Und möge eure Nachkommenschaft in eurem Bild heranwachsen und die Tugenden von Mutter und Vater in sich tragen.
Dies wünsche ich euch und möge derjenige, der den Bund des ehelichen Bettes geheiligt hat, diesen Wunsch und das Ende meines Gebets erfüllen.
1605
Jacob Alstein, Brief an Sigismund III. Wasa, König von Polen; Prag, 12. Oktober 1605
(Roma, Accademia dei Lincei, Fondo Johannes Faber, Filza 415, f. 537-538)
[f. 537r] Invictissime Rex, Lutetiae Parrhÿsiorum à Polono quodam auditione accepi, Reg[iam] V[estram] M[aiestatem] mirum in modum studio delectari sophico, quid autem assecuta sit ignoro, nec etiam in aliorum hominum negotijs inquirendis sim tam curiosus. Petijt etiam à me Polonus iste, cuius nomen autem mihi excidit, ut secum in Poloniam abirem ad R[egiam] V[estram] M[aiestatem] quod tum temporis recusaui, voluj enim primo Romam videre, insecutus sum ipsum Romam, sed inuenire nulla dedit occasio.
Quare si R[egia] V[estra] M[aiestas] ex me aliquid scire desiderat, mittat ad me, ego veniam, et monstrabo rem miram, quam forsan oculus non vidit, nec auris audivit, imò nec cogitavit h[oc] e[st] Ex Vnico subjecto et idipso vili et abjecto monstrabo quomodo Devs creauit mundum, quomodo separavit aquas terrestres, ab aquis coelestibus, quomodo Adam sit lapsus et ad gratiam redit, quale corpus habiturj simus post hanc vitam, imò docebo transmutare naturas, qui enim hoc ignorat philosophus dicj non potest, ut sola Digestione et separatione ex vegetali faciat animale, Ex animali metallum, quomodo podagram et alios possit curare morbos, qualis autem medicina futura sit, sapiens facili coniectura augurarj potest.
Tandem etiam docebo, et hoc in 14. diebus, quomodo omnes homines, quotquot sunt in mundo, absque vlla additione quae unquam in mentem Veniat, transmutare possit in metallum, continens omnes proprietates metalli, et hoc naturaliter, absque vlla fictione imaginaria. Certè haec est scientia principe et Rege Digna.
Quicquid autem desidero eloquar vnico verbo: Dicam cum Morieno Romano ad Regem Calid: Domine Rex, da mihj domum, furnum, et vas, haec sunto.
Haec si R[egia] V[estra] M[aiestas] placuerint, poterit mihi ad libitum significare; Et sic me in gratiam Regis commendo.
Valeat R[egia] V[estra] M[aiestas] ἐπιμηρισον. Pragae 12. Octobr[is] A[nn]o [1]605.
R[egiae] V[estrae] M[aiestatis] obsequentissimus.
Jacobus Alstein de Haldesleben V[triusque] M[edicinae] D[octor] et Regis Galliorum a Consilijs Medicus.
[f. 538v] Invictissimo ac potentissimo principi ac Domino, Domino Sigismundo Regj Poloniae ac Sveciae, Domino meo clementissimo etc.
Übersetzung:
Unüberwindlicher König, in Paris habe ich von einem Polen gehört, dass Eure Königliche Majestät sich auf wunderbare Weise für die alchemistische Kunst begeistert. Was Eure Majestät jedoch erreicht hat, weiß ich nicht, noch bin ich so neugierig, dass ich in die Angelegenheiten anderer Menschen eindringen würde. Der Pole, dessen Name mir entfallen ist, bat mich, mit ihm nach Polen zu reisen, um mich Eurer Königlichen Majestät vorzustellen. Ich lehnte damals ab, weil ich zuerst Rom sehen wollte. Ich folgte ihm nach Rom, fand jedoch keine Gelegenheit, ihn wiederzutreffen.
Daher, wenn Eure Königliche Majestät von mir etwas erfahren möchte, möge sie jemanden zu mir schicken, und ich werde kommen und eine erstaunliche Sache zeigen, die vielleicht kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, ja, die vielleicht noch kein Mensch gedacht hat. Das heißt, ich werde aus einem einzigen, zugleich wertlosen und unbedeutenden Stoff zeigen, wie Gott die Welt erschuf, wie er die irdischen Wasser von den himmlischen trennte, wie Adam fiel und zur Gnade zurückkehrte, und welche Art von Körper wir nach diesem Leben haben werden. Ich werde lehren, wie man die Naturen verwandelt. Denn wer dies nicht weiß, kann sich nicht Philosoph nennen; nur durch Verdauung und Trennung kann man aus Pflanzen Tiere machen, aus Tieren Metalle, wie man Gicht und andere Krankheiten heilen kann, und welche Art von Medizin zukünftig sein wird, das kann ein Weiser leicht voraussagen.
Schließlich werde ich auch lehren, und das innerhalb von 14 Tagen, wie alle Menschen, die auf der Welt sind, ohne irgendeine Zugabe, die einem jemals in den Sinn käme, in ein Metall verwandeln kann, das alle Eigenschaften von Metall enthält – und dies auf natürliche Weise, ohne irgendeine imaginäre Fiktion. Wahrlich, dies ist eine Wissenschaft, die eines Fürsten und Königs würdig ist.
Was auch immer ich erklären möchte, ich kann es in einem einzigen Wort sagen: Ich sage mit Morienus, dem Römer, zu König Khalid: Herr König, gib mir ein Haus, einen Ofen und ein Gefäß, dies sei alles.
Wenn diese Dinge Eurer Königlichen Majestät gefallen, kann sie mir nach Belieben Bescheid geben; so empfehle ich mich in die Gunst des Königs.
Möge Eure Königliche Majestät sich wohl befinden. Prag, 12. Oktober im Jahr 1605.
Euer gehorsamster Diener,
Jakob Alstein aus Haldensleben, Doktor der Medizin und Berater in den medizinischen Angelegenheiten des Königs von Frankreich.
An den unbesiegbaren und mächtigen Fürsten und Herrn, König Sigismund von Polen und Schweden, meinen gnädigsten Herrn.
1606
Casualia für eine geplante Ausgabe von Alsteins De tribus lapidibus, Rom 1606
in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. B1r–C3r
Giulio Capilupi
[sig. B1r] Ad Ill[ustrissimu]m Excell[entissimu]m D[ominum] Iacobum Alstein, Comitem Palatinum ac Regis Galliæ Medicum, Ivlii Capilvpi Cento ex Virgilio.
Optima quæque dies miseris mortalibus ævi
Ocior & jaculo, & ventos æquante sagitta
Prima fugit; subeunt morbi, tristisque senectus,
Etmetus, & malesuada fames, sævique dolores;
Terribiles visu formæ, turpesque podagræ,
Exspectare dapes: luxu quam longa fovere
Sæpe diem, noctemque, & totum ex ordine mensem.
Impleri veteris Bacchi, pinguisque ferinæ
Causa mali tanti; hinc spaciis brevioribus ætas
Successit, morbosque ferens mortalibus ægris:
Tu primum paribus nitens Cyllenius alis
Adsis o; placidusque juves, & sidera cœlo
Dextra feras, nostro præsens succurre labori:
A te principium, tibi desinet; omnia quando
Donat habere tibi Divum Pater, atque hominum Rex:
Teque repertorem Medicinæ, talis & artis
Delegit, cœlique libens in parte locavit;
Est in re suprema salus, miserere tuorum.
Adsis o tandem, spes tu nunc una senectæ;
Tu requies miseræ, vos o clarissima mundi
Lumina, labentem cælo quæ ducitis annum,
Postquam hominum pecudumque genus, vitæque volantum
In manibus vestris, rebus seccurrite fessis.
Et placidè seruate pios, vatemque virumque
Præstantem virtute; unum Tritonia Pallas
Quem docuit, multaque insignem reddidit arte.
Pandere res altas, terra & caligine mersas,
Scire porestates herbarum, usumque medendi,
Multaque præterea; promisso munere donat.
[sig. B1v] Ambrosiæ succos, & odoriferam Panaceam,
Munere concesso Divum mortalibus ægris,
Tempore jam ex illo, quo non præstantius ullum
Auxilium venit, ac membris agit atra venena;
Spiritus intus alit, totsque infusa per artus
Multa viri virtus, potuit depellere pestem,
Inficit occultè medicans matresque virsque,
Longævosque senes servat noctesque diesque
Incolumes, vires ultra sortemque senectæ,
Et crines flavos & membra decora juventæ.
Qualis ubi in lucem coluber mala gramina pastus
Nunc positits novus exuviis, nitidusque juventa
Exsultatque solo, & linguis micat ore trisulcis.
An quidquam tali nobis sit munere majus?
Hoc etiam his addam; sanctos recludere fóntes
Magnanimum Heroum secreta in sede latentes
Dat tibi præterea, rerum cui summa potestas;
Pulveris exigui jactu, mirabile visu,
Artis opisque tuæ sunt auri pondera facti,
Liventis plumbi, magno se corpore miscens
Mercurii pulchro veniens de corpore virtus
Omnia transformans, argenti ærisque metalla.
Ergo omni cura eventum exemplumque seqvutum
Nec te pœniteat duros perferre labores.
Quod superestoro, tantarum in munere laudum
Persolvant grates meritas, & præmia reddant
Debita Germani, tollentque ad sidera cœli
Galli post varios himunque urbisque labores
Egregiam verò laudem, & spolia ampla repones
Mœnibus in patriis, atque inter tuta domorum.
Übersetzung:
An den durchlauchtigsten und hochgeehrten Herrn Jakob Alstein, Pfalzgraf und Leibarzt des Königs von Frankreich, ein Cento aus Vergil von Julius Capilupus.
Die besten Tage des Lebens vergehen für die leidenden Sterblichen schnell, schneller als der Wurf eines Speeres oder ein Pfeil, der die Winde durchschneidet. Zuerst entschwinden sie; dann folgen Krankheiten, die düstere Altersschwäche, Angst und die verführerische Gier, schmerzvolle Leiden. Schreckliche Gestalten erscheinen im Blick, hässliche Gicht, während man auf das nächste Mahl wartet – wie oft fördert man durch Luxus einen langen Tag, eine lange Nacht und den ganzen Monat hindurch. Gefüllt mit altem Wein und fettem Wildbret entsteht Ursache für großes Leid; daher ist das Leben kürzer geworden, und Krankheiten plagen die leidenden Sterblichen.
Du, der du wie Hermes auf gleichen Flügeln schwebst, mögest uns beistehen; freundlich mögest du helfen und die Sterne am Himmel mit rechter Hand leiten. Komm unserem Werk zur Hilfe, sei anwesend von Anfang bis zum Ende, denn der Vater der Götter und der König der Menschen hat dir alles verliehen. Er hat dich als Entdecker der Medizin und solch einer Kunst erwählt und dir freiwillig einen Platz am Himmel eingeräumt. In der äußersten Not ist du unser Heil; erbarme dich der Deinen. Sei endlich da, du bist die einzige Hoffnung für unser Alter; du bist die Ruhe in unserem Elend.
Ihr hellen Lichter der Welt, die das Jahr im Himmel leiten, seid gnädig! Nach dem Geschlecht der Menschen, des Viehs und des Lebens der fliegenden Wesen liegt alles in euren Händen. Schenkt den Erschöpften neue Kraft und bewahrt die Frommen, den Dichter und den Mann von Tugend, den Tritonia Pallas unterrichtet und mit viel Wissen ausgezeichnet hat. Er kann verborgene Dinge offenbaren, die tief in der Erde und im Dunkel verborgen liegen; er kennt die Kräfte der Pflanzen und die Heilkunst und besitzt viele weitere Fähigkeiten. Mit dem versprochenen Geschenk schenkt er den Nektarsaft und das wohlriechende Allheilmittel, ein Geschenk der Götter für die kranken Sterblichen, seit der Zeit, da es kein besseres Mittel gab und schwarze Gifte den Körper bedrängen.
Der Geist, der in ihm ist, und die vielen Kräfte, die durch all seine Glieder strömen, konnten die Pest vertreiben, die insgeheim heilt und sowohl Frauen als auch Männer schützt. Er bewahrt Alte Nacht und Tag unversehrt und stärkt ihre Kräfte und Schönheit über das normale Maß hinaus, mit goldblonden Haaren und kräftigen Gliedern wie in der Jugend. Wie die Schlange, die aus dem schlechten Kraut hervortritt und nach dem Ablegen ihrer alten Haut in neuem Glanz und jugendlicher Kraft sich auf dem Boden windet und die dreizüngige Zunge aus ihrem Maul blitzen lässt. Gibt es ein Geschenk, das größer ist als dieses?
Zu diesem Geschenk füge ich noch hinzu: Es ist dir auch gegeben, die heiligen Quellen zu öffnen, die im Verborgenen der edlen Helden verborgen liegen. Denn die höchste Macht hat dir dies gewährt. Mit einem winzigen Pulverstoß vollbringst du Wunderbares. Das Gewicht des Goldes, das aus deinem Kunstwerk hervorgeht, verwandelt das dunkle Blei durch die edlen Eigenschaften des Quecksilbers, der sich in seiner schönen Substanz mit den Metallen Silber und Kupfer verbindet und sie verwandelt.
Lass dich daher nicht davon abhalten, diesen Mühen nachzugehen und das Beispiel und Ergebnis deiner Kunst zu verwirklichen. Es bleibt nur zu wünschen, dass die Deutschen dir für diese großen Verdienste gebührend Dank und Anerkennung zollen und die Franzosen nach den vielen Prüfungen und Mühen der Stadt dich ebenfalls ehren werden. Mögest du wahre Ehre und große Ehrenbezeugungen in deiner Heimatstadt und in der Sicherheit deines Hauses bewahren.
Giulio Capilupi
[sig. B1v] Eivsdem Ivlii Capilvpi ad evndem D[ominum] Iacobum Alstein Epigramma.
Et cæli, & terræ naturæ arcana, marisq́ue
Hermes divina noverat ante pater.
[sig. B2r] Cujus dum sequeris vestigia, noscere causas
Occultas rerum, dat tibi magna parens.
Vt virtute sua Ter maximus ille vocatus,
Sic tu ter gemino nomine dignus eris.
Nam secreta senum terno sub nomine pandis,
Ingenii & studiis parta labore tuis.
Ac veluti Ægyptus tali se jactat alumno,
Heroemque suum sidera ad alta vehit;
Sic quoque te genito exsultans Germania, laude
Et decus & famam tollat ad astra tuam.
Scriptum Romæ 15. Iulii, Anno 1606.
Übersetzung:
Sowohl die Geheimnisse des Himmels als auch der Erde und des Meeres kannte zuvor der göttliche Vater Hermes. Während du seinen Spuren folgst, ermöglicht dir die große Mutter (die Natur), die verborgenen Ursachen der Dinge zu erkennen. So wie er aufgrund seiner Macht dreimal der Größte genannt wurde, wirst du ebenso dreifach einen würdigen Namen tragen. Denn unter dem dreifachen Namen offenbarst du die Geheimnisse der Alten, die du durch deine Begabung und durch fleißiges Studium erlangt hast.
Und wie Ägypten sich mit einem solchen Schüler rühmt und seinen Helden zu den Sternen emporhebt, so möge auch Deutschland, stolz über deine Geburt, deinen Ruhm und deine Ehre bis zu den Sternen erheben.
Geschrieben in Rom, am 15. Juli 1606.
Pompeius Ugonius
[sig. B2r] Ad ill[vstrissimvm] et excel[lentissimvm] D[ominvm] Iacobvm Alstein Civ[em] Rom[anum] Equitem Lateranensem, Regis Galliæ Medicum, & Comitem Palatinum, &c.
Pompeivs Vgonivs.
Viuida naturæ latebis, quæ semina rerum
Omnipotens mira condidit arte Sator,
Eruis in lucem; vitæque Jacobe tuendæ
Prandia & ingenii sedulitate paras.
Qualia non animo cudit Ter maximo Hermes,
Non Medicæ Pæan ipse repertor opis.
Quo magis est æquum, si stellis inserit illos,
Quæ modo Barbarico Græcia pressa jugo;
Te ferat ut cœlo Germania freta triumphis,
Cæsarei fasces Imperiique gerens.
Ad evndem.
Nec lapides Indi, nec rubræ Thetyos alga
Quos parit exæquent Docte Jacobe tuos.
[sig. B2v] Fulgor inest illis, fastu preciosus inani,
Utile Chrysolitus; quidve Smaragdus habet.
At tibi quos animans plantæ, solidumq́ue metallum,
Ignota priscis dicitur arte Sophis.
Vincere cum mortem, fatumq́ue extendere possint
Gentibus, ô quanti muneris instar erunt.
Gratius id certè, varia quam luce lapillos
Sive Erisode illos, seu Cleopatra daret.
Scriptum Romæ 15. Iulii, Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Du bringst die lebendigen Geheimnisse der Natur ans Licht, jene Samen der Dinge, die der allmächtige Schöpfer in wunderbarer Kunst geschaffen hat. Jakob, durch die Sorgfalt deines Geistes bereitest du Mittel zur Erhaltung des Lebens. Solche Mittel hat weder der dreimal große Hermes noch Pæan, der Erfinder der Heilkunde, erdacht. Umso gerechter wäre es, wenn Deutschland, auf deine Erfolge und Triumphe gestützt und die Insignien des kaiserlichen Reiches tragend, dich zu den Sternen erheben würde, so wie Griechenland einst jene würdigte, die zuvor unter barbarischem Joch standen.
2.
Weder die Edelsteine Indiens noch das rote Seegras von Thetys können, gelehrter Jakob, mit den deinen verglichen werden. Jener Glanz, den sie besitzen, ist nur ein wertloser Schein; was nützt Chrysolith oder Smaragd? Doch du besitzt Substanzen, die sowohl von Pflanzen als auch von festem Metall stammen, und die mit einer Kunst gewonnen werden, die den Weisen der Antike unbekannt war. Sie können den Tod besiegen und das Schicksal verlängern — welch ein wertvolles Geschenk das für die Menschheit ist! Dieses Geschenk ist sicherlich kostbarer als jene glitzernden Steine, die entweder Erisode oder Cleopatra verschenken könnte.
Geschrieben in Rom, am 15. Juli 1606.
Sestilio Piccolomini
[sig. B2v] Per illvstri D[omino] Iacobo Alstein Civi Romano, Regis Galliæ Archiatro, Equiti auratæ militæ, ac Comiti Palatino, Mecænati suo colendiß[imo] Sestilivs Picolominævs in urbe Physicus.
O Decus egregium Phœbi Germania tellus,
Quem Medica insignem fecit in arte virum.
Per te nota mihi fateor sunt semina rerum,
Quæ natura suo condidit alma sinu:
Et decreta mihi vatum monumenta priorum;
Dum fuit hospitium Roma beata tibi.
Quem tenet invicti merito nunc Cæsaris aula,
Teque Palatino donat honore frui.
Quas igitur grates reddam pro munere tanto?
Et virtute tua, præmia digna feram?
Quando aliter nequeo; sat erit tua facta per urbem
Vulgasse, & famam laude decusque tuum.
Ad evndem
Qvid coram novisse datum, cum Roma teneret
Te lux Germani magna Iacobe soli?
Felicis semper duxi pro munere sortis,
Quamlibet in reliquis sæca sit illa mihi.
[sig. B3r] Doctrinæ nam multa tuæ de fontibus hausi,
Natura arcano quæ tegit alma sinu.
Terra parens quidquid, quidquid circumfluus humor,
Mirandum quidquid aer, & ignis habet.
Me quia per cæli duxti secreta profundi,
Astrorum influxus, mille viasque docens.
Inq́ue mei laudem nun edis clara reperta
Ingenii, doctis dasque videnda libris.
Scilicet seclis ignota prioribus omnis
Scire tuo possit munere posteritas.
Tangar an invidia quæris, communia cunctis
Gentibus efficias quod patefacta mihi?
Non equidem; quid laude tua famaque triumpho,
Quamn referes volitans docta per ora virum.
Cumque tuum audiero celebrari nomen ad astra
Extollar dicens; Hic mihi amicus erat.
Scriptum Romæ 15. Iulij Anno 1606.
Übersetzung:
1.
O Deutschland, ruhmreiche Heimat des strahlenden Apollo, die einen Mann in der Heilkunst ausgezeichnet hat! Durch dich, Jakob, sind mir, so bekenne ich, die Ursprünge der Dinge bekannt, die die nährende Natur in ihrem Schoß verborgen hat; ebenso wie die Weisheiten der alten Seher mir durch dich vertraut wurden, als Rom einst dein Zuhause war.
Jetzt bist du mit Recht am Hofe des unbesiegbaren Kaisers, der dir den Palatinischen Ehrentitel verliehen hat. Welche Dankbarkeit kann ich also für ein so großes Geschenk erweisen? Und welche angemessene Anerkennung kann ich deiner Tugend zollen? Da ich nichts anderes tun kann, soll es genügen, deine Taten durch die Stadt zu verbreiten und deinem Ruhm und deiner Ehre mit Lob zu dienen.
2.
Was war mir vergönnt, als Rom dich, großer Jakob, das Licht des deutschen Landes, in seinen Mauern hielt? Ich habe dies stets als glückliche Gabe des Schicksals betrachtet, so hart es mir auch sonst gewesen sein mag. Denn ich habe viel aus den Quellen deines Wissens geschöpft, das die nährende Natur in ihrem geheimen Schoß verbirgt. Alles, was die Mutter Erde hervorbringt, was die umfließenden Gewässer, die Luft und das Feuer Wundervolles bergen, ist mir durch dich bekannt geworden.
Du hast mich durch die verborgenen Geheimnisse des Himmels geführt, mich die Einflüsse der Sterne und tausend Wege gelehrt. In meinem Lobpreis offenbarst du nun die klaren Entdeckungen deines Geistes und lässt die Gelehrten sie in Büchern bewundern. So wird dank deiner Gabe die Nachwelt alles wissen können, was den früheren Zeitaltern verborgen war.
Du fragst, ob ich von Neid ergriffen sei, da du das, was du mir offenbart hast, allen Völkern zugänglich machst? Keineswegs; warum sollte ich mit deinem Ruhm und Triumph konkurrieren, wenn deine Taten unter den Gelehrten weithin gerühmt werden? Wenn ich höre, dass dein Name bis zu den Sternen erhoben wird, werde ich stolz sagen: „Er war mein Freund.“
Geschrieben in Rom, am 15. Juli 1606.
Jacob Göbel
[sig. B3r] Ad illvstr[issimvm] et excel[lentissimvm] archiatrum, Comitem Palat[inum] Equit[em] Aura[tum] Regis Galliæ Medicum, Iacobum Alstein, Iacobvs Gebelivs.
Hermetis te anima jurarem vivere, verùm
Haud documenta licet Pythagoræa sequi.
In invidum.
Omnia cum sanet Sophicus lapis, invide, mirôr
Cur idem cerebrum læserit ergo tuum.
In Zoilum.
Hic Sophicum digito lapidem tibi Zoile monstrat,
Obscurum dicis, teque videre negas?
Novi ego, solem ipsum qui se vidiße negaret,
Sed verum fateor Zoile, cacus erat.
[sig. B3v] De nomine (medicus.)
Hoc anno tandem (nisi nomine fallimur ipso)
Venturus mundo verus erat Medicus.
Ex opere artifex.
Postea quam Sophici lapidis mihi copia facta est,
Iam nolo bolos pharmacopola tuos.
Quid mille herbarum species tua decoquit olla?
Quid promis centum pharmaca pyxidibus?
Quem tibi Germanus lapidem dedit, adspice, dices
Immo vel invito protinus ore canes;
Quantum alii Sophico cedunt lapidi Medicinæ,
Tantum alii cedunt huic Medico Medici.
Archimedi comparatur auctor.
Virgineo ex auro Superis offerre coronam
Rex Hiero vovet, & solvere vota parat.
Virgineum faber argento male adulterat aurum,
Sed Regemm ista diu fraus latuisse nequit.
Occultum salva furtum remanente corona,
Ingenium nullum quod reperiret, erat.
Balnea forte terens rem tandem detegit, alta
Mente Syracasius clarus in arte senex.
ἔυρηκα ἔυρηκα ingeminat, nudoque per urbem
Corpore discurrens gaudia prodit, ovat.
Sed veniat, tecum ingenio decertet & arte;
Audebitne tibi se reputare parem?
Quid? quem tot Reges per tot jam secula quærunt,
Erutus est per te tandem Iacobe lapis.
Tuque siles? quin ἔυρηκα ἔυρηκα ore superbo
Exclamas? silet; ast orbe canente silet.
[sig. B4r] Aliud.
Qvi tuos lapides videt Iacobe
Cur non hæc quoque glorietur ætas
Inquit, te peperisse Trimegistum?
Ad auctorem. De triplici lapide Philosophico.
Iste metalla lapis, plantas, animalia sanat,
Hæc præter, totus quid rogo, mundus habet?
Æquo igitur mundi Medicum te jure vocamus:
Ingenio cujus prodiit iste lapis.
Ad invidvm.
Invide cum tua sit mens incurabilis, hic te
Quomodo curandum suscipiet Medicus?
Incurabilium Romæ domus ampla (Jacobe
Non huic sed sancto sacra) adeunda tibi est.
Hactenus Iacobus Göbelius, Romæ 22. Iulii Anno 1606.
Übersetzung:
An den durchlauchtigsten und hochgeschätzten Arzt, Pfalzgrafen, Ritter des Goldenen Ordens, Leibarzt des Königs von Frankreich, Jakob Alstein, von Jakob Gebelius.
Ich würde schwören, dass der Geist des Hermes in dir lebt, doch ist es uns nicht gestattet, den Lehren des Pythagoras zu folgen.
An den Neider.
Da der Stein der Weisen alles heilt, wundere ich mich, Neider, warum er dann gerade dein Gehirn verletzt hat.
An Zoilus.
Hier zeigt dir jemand mit dem Finger den Stein der Weisen, Zoilus, und du sagst, er sei dunkel und behauptest, ihn nicht sehen zu können? Ich kenne jemanden, der selbst die Sonne leugnen würde, wenn er sie sähe – doch ich gestehe, Zoilus, er war blind.
Über den Namen (Arzt).
In diesem Jahr sollte endlich (wenn uns der Name selbst nicht täuscht) der wahre Arzt für die Welt kommen.
Aus dem Werk, der Meister.
Seitdem ich Zugang zum Stein der Weisen habe, brauche ich deine Arzneikügelchen nicht mehr, Apotheker. Wozu kocht dein Topf tausend Arten von Kräutern ein? Wozu stapelst du hundert Medikamente in deinen Dosen? Sieh dir den Stein an, den dir der Deutsche gegeben hat, und du wirst sagen – ja, sogar unwillkürlich wirst du es aussprechen: So sehr alle anderen Heilmittel dem Stein der Weisen unterlegen sind, so sehr sind alle anderen Ärzte diesem Arzt unterlegen.
Der Autor wird mit Archimedes verglichen.
König Hieron gelobt, den Göttern eine Krone aus reinem Gold darzubringen, und bereitet sich darauf vor, sein Versprechen einzulösen. Doch der Schmied verfälscht das reine Gold mit Silber, doch diese Täuschung bleibt dem König nicht lange verborgen. Kein Geist vermochte das verborgene Verbrechen zu enthüllen, während die Krone unversehrt blieb. Doch als der berühmte alte Mann aus Syrakus beim Baden über die Sache nachdachte, entdeckte er die Lösung. „Ich hab's gefunden, ich hab's gefunden,“ ruft er immer wieder aus und läuft nackt durch die Stadt, seine Freude verkündend.
Sollte er (Archimedes) zu dir kommen und sich in Einfallsreichtum und Kunst mit dir messen, würde er es wagen, sich dir ebenbürtig zu nennen? Was? Der Stein, den so viele Könige über die Jahrhunderte hinweg gesucht haben, wurde schließlich von dir, Jakob, entdeckt. Und du schweigst? Warum rufst du nicht stolz „Ich hab's gefunden, ich hab's gefunden“? Er schweigt – doch schweigt er, während die Welt von ihm singt.
Ein weiteres.
Wer deine Steine sieht, Jakob, fragt sich: Warum sollte nicht auch dieses Zeitalter stolz darauf sein, dich als einen neuen Trismegistos hervorgebracht zu haben?
An den Autor. Über den dreifachen Stein der Weisen.
Dieser Stein heilt Metalle, Pflanzen und Tiere. Was, frage ich, besitzt die Welt noch darüber hinaus? Daher nennen wir dich mit Recht den Arzt der Welt, denn durch deinen Geist ist dieser Stein entstanden.
An den Neider.
Neider, da dein Geist unheilbar ist, wie sollte dieser Arzt es wagen, dich zu heilen? In Rom gibt es ein großes Haus für Unheilbare, Jakob – es ist nicht diesem, sondern einem Heiligen geweiht. Dorthin solltest du dich begeben.
Soweit Jakob Göbelius, Rom, 22. Juli im Jahr 1606.
Fabrizio Piccolomini
[sig. B4r] Ad excel[lentissimum] D[ominum] Jacobum Alstein epigramma. Fabr[icius] Picolominæus Can[onicus]
Dvm vitam Plantis, dum vitam animantibus addis,
Auxilio vivunt dumq́ue metalla tuo;
Multa tibi naturæ parens debere fatetur,
Sed negat hic reddi posse operæ precium.
Dicitur à fama tamen obtinuisse sorore,
Vt faciat cineri te superesse tuo.
Ode de eodem.
Natura disce, si potes, novus tibi
Ductorq́ue Doctorq́ue advenit,
[sig. B4v] Quis ille Ductor, quis mihi doctor novus?
De nomine rogas? hæreo,
Jacobus ille sitne dicendus mihi
Mercurius, an Termaximus?
Quocunque certo nomine hunc vocaveris,
Hoc certum habe, vel maximus;
Major vel ipso nominandus Maximo est.
Quid ergo? quid docet novi?
Plantasq́ue & homines; quodque mireris magis,
Metalla morti subtrahit.
Fallorne? an hoc est quod Poetæ dictitant,
Victo redire Cerbero.
Humana disce quid queat solertia,
Non arma non clavam expetit,
Et terna stypio capita quassavit cani:
O major Hercule Hercules!
Romæ 20. Iulii, Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Während du den Pflanzen Leben gibst und das Leben der Lebewesen erhältst, während Metalle durch deine Hilfe bestehen, gesteht die Mutter Natur selbst, dir viel zu schulden, doch sie gibt zu, dass der Lohn für deine Mühen hier nicht zurückgezahlt werden kann. Es wird jedoch von deiner Schwester, dem Ruhm, gesagt, dass sie dafür sorgt, dass du deine Asche überdauern wirst.
2.
Lerne von der Natur, wenn du kannst, denn ein neuer Führer und Lehrer ist für dich gekommen. Wer ist dieser Führer, wer ist dieser neue Lehrer? Fragst du nach seinem Namen? Ich zögere. Soll ich ihn Jakob nennen, oder sollte ich ihn Merkur oder den dreimal größten Hermes nennen? Welchen bestimmten Namen auch immer du ihm gibst, wisse dies: Er ist der Größte. Oder vielmehr, er müsste größer genannt werden als der Größte selbst. Was lehrt er also Neues? Er lehrt sowohl über Pflanzen als auch über Menschen; und was noch erstaunlicher ist: Er entzieht die Metalle dem Tod. Täusche ich mich, oder ist das, was die Dichter erzählen, wahr – dass jemand nach dem Sieg über den Höllenhund zurückkehrt? Lerne, wozu menschliche Geschicklichkeit fähig ist: Sie braucht weder Waffen noch eine Keule, und doch hat sie die drei Köpfe des Hundes an der Styx erschüttert. O Herkules, der größer ist als Herkules!
Arnoldus Peucher
[sig. B4v] Alivd ad libellvm de tribvs lapidibvs philosophicis.
I Liber audacis pensabis danina Promethêi
Quidquid & erepro fluxit ab inge mali.
Pugna ferox consurgit, adest acerrimus hostis,
Cum macie febris, cui comes atra lues.
Dux Jacobus adest mura immortalis ab arte;
Hujus ab Alcidæ concidet hydra manu.
Huic comites animal, Plantæq́ue metallaq́ue palmam
Promittunt, hic Termaximus artis ope est.
Arnoldus Peucher Romæ 18. Iulii. Anno 1606.
Übersetzung:
Du, Buch, wirst die Strafen des kühnen Prometheus aufwiegen und alles Böse, das aus seinem sündhaften Geist floss. Ein heftiger Kampf entsteht, ein erbitterter Feind ist da, mit Fieber und Schwäche, begleitet von der schwarzen Pest. Jakob, der unsterbliche Führer durch seine Kunst, ist da; durch seine Hand fällt die Hydra, wie sie einst durch die Hand des Herkules fiel. Ihm versprechen Tiere, Pflanzen und Metalle den Sieg. Er ist der dreimal größte Meister durch die Kraft seiner Kunst.
Georgius Rosaeus
[sig. C1r] Ad D[ominum] Alstein Libri auctorem.
Ponere si quisquam speratæ templa salutis
Optarit sapiens, judite me, sapiat.
Aggerat haud pario sudata in vertice saxa,
Aut de Tænariis marmora cæsa jugis;
Ter geminos unam lapides componat in ædem,
Naturæ educis quos Jacobe solo.
Hoc simul orabit templo, fugitiva recurret
Iam, licet ad manes fugerit usque, salus.
Alivd ad evndem.
Manales olim lapides gens nata trimphis
Roma habuit, saxis prodigiosa suis;
Dum solis nimium fervoribus arva sitirent,
Urbi manalis debuit ire lapis.
Tum faciles nigro maduerunt æthere nubes,
Et subitæ excitus decidit imber aquæ.
Ter geminus lapis hic, orbi quem munere donas,
Prodigio felix est, Jacobe, pari.
Ut sit manalis deduc in viscera cordi;
Manabit vivax protinus inde liquor.
Georgius Rosæus Belga, Romæ 20. Iulii Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Wenn jemand hofft, ein Heiligtum für das ersehnte Heil zu errichten, möge er weise sein und mich als Richter einsetzen, um Klugheit zu erlangen. Er häuft keine von Mühsal geprägten Steine auf einen Berggipfel, noch Marmorblöcke, die von den Hängen des Tainaron geschlagen wurden. Stattdessen möge er drei dreifache Steine in einem Tempel vereinen, Steine, die nur du, Jakob, als Führer der Natur hervorbringst. In diesem Tempel wird er beten, und das verlorene Heil wird zurückkehren, selbst wenn es bis in die Unterwelt geflohen ist.
2.
Einst hatte das Volk von Rom, das an Triumphen reich war, die sogenannten "Manalischen Steine", die für ihre wundersamen Kräfte bekannt waren. Wenn die Felder unter der zu großen Hitze der Sonne litten und nach Wasser dürsteten, musste der "Manalische Stein" zur Stadt gebracht werden. Dann wurden die Wolken im dunklen Äther feucht und ein plötzlicher Regen fiel herab. Dieser dreifache Stein, den du, Jakob, der Welt als Geschenk überreichst, ist gleichermaßen wundersam und segensreich. Möge er als "Manalischer Stein" in die Tiefen des Herzens geleitet werden; daraus wird sofort ein lebendiges, lebensspendendes Wasser fließen.
Balthasar Praetorius
[sig. C1r] Ad libri avctorem Iaco[bvm] Alstein Medicum & Philos[ophum] Vnicum potius quam rarum Balthasar Prætorius, Romæ 18. Iulii Anno 1606.
Qvam scissus ambit naviculam liquor
Circumq́ue ludunt littora Tybridis
Sacram Dardana duxit
Pubes Phibegenæ Deo.
[sig. C1v] Herbis sorores ille potentibus
Vicisse fertur, restituens dies
Caßis lumine, rengo
Cum Pluto tenuit suo.
Non est beatis invidia seculis
Ætas nepotum; Tenariis jugis
Ergo ducite saxa
Decet templa reponere
Quæsita quamvis marmore nobili
Laus cædit ævo. Te melius Diis
Hæc æterna theatra
Miscebunt sapientiæ.
Übersetzung:
Das Wasser umspült das Boot und spielt um die Ufer des Tiber, wo das heilige Volk der Trojaner dem Gott Apollon folgte. Es wird erzählt, dass er (Apollon) einst mit mächtigen Kräutern seine Schwestern besiegte und den Tagen das Licht zurückgab, als Pluto sie in seinem Reich festhielt. Kein Neid herrscht in den gesegneten Zeiten der Nachkommen. Deshalb bringt die Steine von den Hängen des Tainaron herbei – es ist angebracht, Tempel mit edlem Marmor zu errichten, auch wenn das Lob, das in Stein gehauen ist, mit der Zeit vergeht. Besser werden diese ewigen Theater der Weisheit den Göttern gefallen, und sie werden sie mit dir, dem Weisen, verbinden.
Henricus de Becken
[sig. C1v] Aliud.
Qvæ vitam dederat plantis, animata crearat
In dulces sensus cætera bruta suos;
Illa eadem innocuis injusta noverca metallis,
Abnuerat vita, luceq́ue posse frui.
Nunc præstat vobis is quod natura negarat;
Vivere cum plantis, vivere mixta, feris.
Nec modo data vitam, tenebris ast eruta luce
Donat, quæ occasus nescia semper erit.
Vivite & humanam vitam fulcite labantem
Cum reliquis, studia huic debita vestra manent.
Sed quando vitam duris lucemq́ue metallis
Is dedit, humanis addere, crede, potest.
Alivd eivsdem.
Pagina Dedaleæ prolis, quid claudat alumnis
Ingeniosa rogas advena, quidque ferat?
[sig. C2r] Perlege, ni vitam invenies, extrema parumper
Disces quod morti semita, claudit opus.
Henricus de Becken Germanus Romæ Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Diejenige, die das Leben den Pflanzen gegeben und die übrigen Lebewesen mit süßem Empfinden geschaffen hatte, war dieselbe, die als ungerechte Stiefmutter den unschuldigen Metallen das Leben und das Licht verweigerte. Jetzt jedoch bietet er (Jakob) euch das, was die Natur verweigert hatte: zu leben, vereint mit den Pflanzen und wilden Tieren. Und nicht nur das Leben wird gewährt, sondern auch das Licht, das aus der Dunkelheit gehoben wird und niemals untergehen wird.
Lebt und unterstützt das schwankende menschliche Leben gemeinsam mit den übrigen. Eure Bemühungen sollen ihm gewidmet bleiben. Doch wenn er den harten Metallen Leben und Licht geben konnte, so kannst du glauben, dass er es auch den Menschen hinzufügen kann.
2.
Die Seite der Nachkommen des Dädalus – fragst du, was sie für die Schüler birgt und was sie bringt, Fremder? Lies sie durch; wenn du nicht das Leben darin findest, wirst du zumindest lernen, dass das Werk den Weg zum Tod verschließt.
Antonius Bornaeus
[sig. C2r] In lavdem libri de tribvs lapidibus Philosophicis.
Ingentes natura suas expromere vires
Mirum, conata et exiguo in lapide.
Semisepulta tamen virtus tam magna jaceret,
Nullaque naturæ cernere dona foret;
Ni liber hic nostris arcana recluderet oris;
Quæ Pandora malo munere sola fugit.
Magna ego polliceor, præstabo maxima; nam quid
Natura in tanto non ferat ingenio?
Antonius Bornæus Angl[us] Romæ 21. Iulii, Anno 1606.
Die Natur versucht, ihre gewaltigen Kräfte zu offenbaren, was erstaunlich ist, und das in einem kleinen Stein. Doch eine so große Kraft würde halb begraben liegen, und keine der Gaben der Natur wäre zu erkennen, wenn nicht dieses Buch die Geheimnisse für unsere Augen enthüllen würde, die allein Pandora mit ihrem unheilvollen Geschenk entkommen ließ. Ich verspreche Großes und werde Großartiges leisten; denn was könnte die Natur in solch einem großen Geist nicht hervorbringen?
Gaspar Eckstein
[sig. C2r] Epigramma ad Iac[obum] Alstein.
Dvm liber in lucem prodit, dum lumine donas,
In lucem rerum prodit, & una salus.
Si quibus auspiciis quæras, rerumque hominumque?
Nam Patronis erit quidquid in orbe vides.
Ergo tuum incisum rebus per secula nomen
Phidiaco ut Clypeo cernere semper erit.
Gaspar Eckstein Germanus, Anno 1606. 20. Iulii.
Übersetzung:
Während das Buch ans Licht tritt und du es mit Wissen bereicherst, kommt mit ihm auch das Heil der Dinge ans Licht. Unter welchen Vorzeichen dies geschieht, fragst du, und ob es den Menschen und den Dingen zugutekommt? Denn es wird allen Förderern auf der Welt gehören. Daher wird dein Name in die Geschichte eingraviert sein und durch die Jahrhunderte hindurch sichtbar sein, wie der Schild des Phidias.
Henning Brant
[sig. C2r] Alivd.
Abdita naturæ dum mens rimarier optat,
Et sitit abstrusum noscere matris opus;M
Continuo indulges votis, ut fundat in auras
Egremio frutices divite terra suos.
Vt rutilas condat gemmas foveatq́ue animantes,
Grata animo è triplici flumine lympha fluet.
[sig. C2v] Alivd.
Herbas metallis jungis, & Medica manu
Vallum imminenti præparas morti, brevis
Mora illa, sed quis crederet? soli tibi,
Non profuturæ cæteris, herbæ favent.
Brevis necis discrimina, & breves moras
Herbæ & metalla suggerunt nobis tua;
Nos pro labore reddimus, vel tu tibi
Non mortis intervalla, sed vivax liber
Æternitatis iste monumentum fiet.
Henningus Brant Romæ 16. Iulii. Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Während der Geist danach strebt, die Geheimnisse der Natur zu erforschen und danach dürstet, das verborgene Werk der Mutter zu erkennen, gewährst du sogleich die Wünsche, damit die Erde in ihrem reichen Schoß ihre Pflanzen hervorbringt. Damit sie funkelnde Edelsteine erschafft und Lebewesen nährt, wird das Wasser aus dem dreifachen Strom als wohltuendes Geschenk für den Geist fließen.
2.
Du verbindest Kräuter mit Metallen und bereitest mit heilender Hand eine Schutzmauer gegen den drohenden Tod. Es ist nur eine kurze Verzögerung, aber wer hätte es geglaubt? Nur dir allein, nicht den anderen, sind die Kräuter wohlgesonnen. Die kurzen Unterschiede des Todes und die kurzen Aufschübe bringen uns deine Kräuter und Metalle. Für deine Mühe geben wir zurück – oder du selbst wirst dir nicht nur einen Aufschub vom Tod verschaffen, sondern dieses lebendige Buch wird ein Denkmal der Ewigkeit werden.
Horatius Funck
[sig. C2v] Alivd ad D[ominvm] Iacobvm Alstein.
Viderat exortum in rerum natura theatro,
Hermetem triplicis nominis istud opus.
Non, ait, Elysiis est Hermes maximus oris,
Teutonico positum credimus esse solo.
Præstat enim lapidum virtus triplicata, quod, hi si
Vivere desierint, vivere mox iterent.
Horatius Funck Philosophiæ Stud[iosus] Romæ Anno 1606.
Übersetzung:
Er hatte gesehen, dass auf der Bühne der Natur dieses Werk des Hermes mit dem dreifachen Namen hervorgetreten war. „Nicht im Elysium“, sagte er, „ist der größte Hermes zu finden; wir glauben, dass er auf deutschem Boden steht. Denn die dreifache Kraft der Steine zeigt, dass, wenn sie zu leben aufgehört haben, sie bald wieder zu leben beginnen.“
Abrahamus Iustilius
[sig. C2v] Ad excell[entissimvm] veræ Hippocraticæ Med[icinae] D[octorem] libri auctorem Distichon.
Hoc homini reddis vitam, ex hoc longa libello
Vita tibi est: Tanto ô fœnore digne labor.
Alivd de medico.
Explicuit Victor ferrum sine fraude togatus
Qualis Achillæo, quem ferit ense, juvat;
Mortem in vincla vocat, nequeunt quam sternere mille,
Dum jaculum docto movit ab ingenio.
[sig. C3r] Elusam triplicis legem doluêre sorores;
Te liber incusant, stamina projuciunt.
Ætherei rediise, sibi sat noxia, deflent
Poma soli, per quæ Spiritus usque redit;
Nestorii durare ævi tria secula noscent;
Dum revocare annos, vel sine labe docet.
Non labor hic pascet tineas vivacior; auctor
Arbor erit vitæ (credite) poma liber.
Abrahamus Iustilius Livonus Romæ 18. Iulii, Anno 1606.
Übersetzung:
1.
Mit diesem Buch gibst du dem Menschen das Leben zurück; aus diesem kleinen Werk erwächst dir ein langes Leben. O, eine so große Mühe ist eines solchen Lohns würdig.
2.
Der siegreiche Gelehrte entfaltete sein Schwert ohne Täuschung, wie einer, der mit dem Schwert des Achilleus zuschlägt. Er ruft den Tod in Ketten und zwingt ihn, den nicht einmal tausend niederschlagen könnten, während er die Lanze mit klugem Geist bewegt. Die Schwestern des Schicksals beklagten die durchkreuzte Ordnung des Dreifachen und beschuldigten dich, Buch, und warfen ihre Spindeln weg. Die Äpfel des Hesperidenbaums, die selbst den Göttern schaden konnten, beklagen, dass sie nun wertlos geworden sind, da durch sie der Geist unaufhörlich zurückkehrt.
Man wird erkennen, dass das Leben sich wie bei Nestor über drei Jahrhunderte erstrecken kann, da dieses Buch lehrt, wie man Jahre ohne Makel zurückgewinnt. Diese Arbeit wird nicht nur lebendig bleiben und keine Motten nähren; der Autor wird ein Baum des Lebens sein – glaubt es –, und das Buch wird die Früchte tragen.
Heinrich Bormann von Kessel
[sig. C3r] Sole caret, sale qui caruit; sol vivere falsum
Sal vitæ solum donat habere modum,
Hinc tibi quod placeat, lector, mageselige, lectum
Dilige, & unitum junge, Beatus eris.
Sed labor est, opus hoc, dices; Alstêinius unus
Solvere perplexum novit in arte gryphum.
Ille quid Alpha queat producere dicet, & omnes
O megæ vires noscit, utrumque facit.
Nobilitate generis & eruditionis raritate eminenti, Excellentissimoque D[omi]no D[omino] Iacobo Alstein hoc nominis sui anagramma:
CIBA NOS SAL VITE
testandæ observantiæ ergo in perpetuum honoris & benevolentiæ monumentum posuit Romæ 4. Non[is] Febru[arii] Anno 1606.
Henricvs Bhorman de Kessel.
Übersetzung:
Wer ohne Sonne lebt, lebt auch ohne Salz; die Sonne bringt das falsche Leben, während das Salz allein die wahre Form des Lebens schenkt. Deshalb, Leser, wenn du das bevorzugst, was ausgewählt und das Beste ist, wähle mit Bedacht und vereine es – und du wirst glücklich sein. Doch du wirst sagen: „Es ist eine Mühe, diese Arbeit zu leisten.“ Alstein allein versteht es, das komplexe Rätsel der Kunst zu lösen. Er kann sagen, was das Alpha bewirken kann, und kennt alle Kräfte des Omega, und er vollbringt beides.
Dem durch seine edle Herkunft und außergewöhnliche Gelehrsamkeit herausragenden, hochgeehrten Herrn Jakob Alstein widmete man folgendes Anagramm seines Namens:
CIBA NOS SAL VITE
(Zum Leben spende uns das Salz)
Als Zeichen der Ehrfurcht, als ein ewiges Denkmal des Respekts und der Zuneigung, errichtet in Rom am 4. Februar im Jahr 1606.
1607
Jean Beguin, An Jacob Alstein, 1607
in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. C4r
[sig. C4r] Lapidem quem reprobaverunt ædificantes, hic factus est in caput anguli.[m1]
Qvem reprobaverunt lapidem, caput anguliis idem
Factus, & id Domino sic operante Deo.
Quod nostris oculis fuit admirabile visu:
Conteret ex templo quem super ille cadet.
In si forte ruat quis eum, colliditur ipse:
Nam velut in stimulum calcitrat, atque perit.
Illustri ac generoso Domino Iacobo Alstein, Comiti Palatino, Equiti aurato, Medico Regio, inter primos nostri temporis Philosophos primo; perpetuæ ovservantiæ ergo, hoc benevoli animi sine fuco symbolum dedi Parisiis XII. Novembris 1607.
Ioannes Beguinis Lotharingus, Regis Eleemosynarius.
- ↑ In margin: Psal. 117. Matth: 21. Marc: 12. Act: 4.
Übersetzung:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Der Stein, den die Verächter verworfen haben, ist derselbe, der zum Eckstein geworden ist, und das durch das Wirken des Herrn. Dies war für unsere Augen etwas Bewundernswertes. Jeder, auf den er fällt, wird zermalmt werden. Und wenn jemand auf ihn stürzt, wird er selbst zerschmettert, denn es ist, als würde man gegen einen Stachel treten und zugrunde gehen.
1610
Flaminius Gasto, An Jacob Alstein, 1610
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. C3v–C4r)
[sig. C3v] D[omini] Jacobo Alstein Med[ico] Hermet[ico] Reg: Comitiq́ue Palat[ino] Magn[ifi]co, Flaminius Gasto Doct[or] Med[icinae] Guræ Ordinar[ius] Physicus init: amicit[iae] monum[entum] multa cum salute V. adscripsit 15. Maji, Anni 1610.
Svstinebo et vigilabo.
Sive anima est homini sol, sol in honore resurgit;
Quando diem refluis vivificat radiis:
Sive anima est homini sal, sal in honore resurgit;
Quando manus Chymici flamma, geluve volent:
Affanias dictet Matho: sunt tamen alta Sophorum
Mystica, quêis rerum, sal; nova forma cluit.
Quêis vitrei costis suggesto lumine aheni
Exanimes species luxuriant cinere.
Ac primum se tollit humo, radicibus imis
Herba, Sophi vitro, si qua sepulta fuit.
Mox caulis vegiti in foliis, quæ plurima circum
Fundit, honorato flore resurgit honor.
Vt velut Euboeis Nisæi gratia campi,
Vna dies cineres, una ferat speciem.
Et Matho habere neget proprium formaliter esse
Sal rerum, & cineres ossium habere neget;
Quid Sol? Mundi animus; vitæ actio prima, modusque;
Quem rerum Vector Spiritus intus alit.
Hic, sed in æthereo jubare & feriente fluore
Rerum ortum profert, Circulo Aristoteles.
Nam quæ tristis hyems squallenti funere mergit,
Hæc sale sublumo vere vigere facit.
[sig. C4r] Macte igitur solis, genio ô Alsteine, salisque
Pulle, satis præstas, Phæbi & honore aliis.
Hunc sortem & mortem subigens, in honore resurgis:
Mors, sors, flamma, fretum, nulla nocere queunt.
Übersetzung:
Ich werde standhaft bleiben und wachsam sein.
Die Seele des Menschen wird mit der Sonne verglichen, und wenn sie so betrachtet wird, erhebt sich die Sonne in Ehren und belebt den Tag mit ihren zurückkehrenden Strahlen. Wird die Seele des Menschen jedoch mit Salz verglichen, dann zeigt sich, dass Salz in Ehren wiedergeboren wird, wenn es in den Händen des Chemikers durch Hitze und Kälte seine Wirkung entfaltet. Matho mag leere Worte darüber verlieren, doch die Weisheit der Weisen offenbart, dass Salz eine besondere, neue Form besitzt. Durch das Licht, das auf die gläsernen Wände des Gefäßes trifft, erblühen leblose Formen aus der Asche.
Zuerst erhebt sich eine Pflanze aus dem Boden, selbst wenn sie tief in der Erde vergraben war, belebt durch das Glas des Weisen. Bald wächst der Stängel, umgeben von vielen Blättern, und die Pflanze erlangt durch die Blüte ihre Ehre zurück. Es ist, als ob die Euböischen Felder von Nisa an einem Tag die Asche und am nächsten Tag die lebendige Form zurückbringen.
Matho mag bestreiten, dass das Salz der Dinge eine eigene Form besitzt und dass die Asche der Knochen eine Form hat. Doch was ist die Sonne, wenn nicht die Seele der Welt, die erste Lebenskraft und Ordnung, die der Geist der Dinge im Inneren nährt? Dieser Geist bringt im ätherischen Lichtschein und im belebenden Fluss den Ursprung der Dinge hervor, gemäß dem Kreis des Aristoteles. Was der trostlose Winter mit seinem unheilvollen Tod begräbt, lässt das belebende Salz im Frühling wieder erblühen.
So sei gesegnet, Alstein, durch die Kraft der Sonne und des Salzes, denn du erhebst dich in Ehren über andere und wirst durch den Ruhm des Apollo geehrt. Indem du das Schicksal und den Tod besiegst, erhebst du dich in Ehren: Weder Tod, Schicksal, Flamme noch das Meer können dir etwas anhaben.
1615
Raphael Egli, An Jacob Alstein, 1615
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. C4v–D1v)
[sig. C4r] Melos alcaicvm Ad præexcellentißimum, eminentißimumq́ue Doctorem Medicum, D[omi]n[um] Jacobus Alstein, Comitem Pal[atinum] &c. Haldenschlebiensem, Philos[ophum] Trismegistum:
à Raphaele Eglino Iconio, Helvetio-Tigvrino, S.S. Theol[ogiae] D[octore] & Professore Publico in illustri Marpurgensi Academia exaratum.
Ænigma Clio pande age manticum
(Arcere certum est vulgus inutile)
[sig. C4v] Prænunciavit quod Philippvs
Helvetius Theophrastvs olim:
Sese videndum præbuit Artifex,
(Magnale cujus nec tamen exstitit
Tunc temporis) supremus est qui
Artifices super (inquit) omnes;
An est Helias entheus Artifex
Ille ille, cujus mentio fit frequens?
(Nam primus Hermes est Choragus,
Proximus huic Paracelsvs addens:
Hic prima rerum, hic materia ultima est:
Est Omne in Omni. Pande age Mysticum
Ænigma Clio: Namque Lvllvs
Et Monachus Basileivs, & tu
Isaace Flander, tuq́ue sagax Arabs,
Anglusq́ue Baccho, Willanovanvs &,
Sunt antecessores priores,
Nec tamen Entheus ille Helias,
Missus supernis sedibus. An Crvcis
Fratres Rosa de, non mihi cogniti,
Collegii sunt fors Helias,
Imparibus gradibus Mathetæ?
Haud æstimanda est copia plurium:
Est singularis, qui reliquos velut
Sol antecedit, fama cujus
Hæc propria & solida est putanda.
Dicam, quod auri dictat amabilis
Musa, at quod aures cæteræ inandiant,
[sig. D1r] Alsteinivs Doctor Iacobvs,
Innumeris potior Chymistis,
Isunus est, cui militat æther &
Ipse Æotus, circumfluus & thorus
Nerëidum, cui foeta tellus
Dona sua omniparens reclusit.
Te Microcosmi, te Vegetabilis
Agnoscit ignis, visq́ue Metallica:
Tu prima rerum, tu suprema
Materia es, Lapidvm Omnivm Avtor.
Hermete major tu quoque maximo,
Cedis Philippo nîl Hohenheimio,
Nil cæteris, quod sunt, fuêre,
Postq́ue alijs quot erunt in annis.
Salve ô Decus Germaniæ! Et Italis,
Lumenq́ue Iberis præfer Olympicum,
Et nationi Gallicanæ,
Sisq́ue superstes in ævitatem.
[sig. D1r] Ad insignia Jacobi Alsteinij, ἀυτοσχεδίασμα. Raphael[is] Eglini.
Cvr Lapis insigne est? Volucris cur ala supernè?
Anne quod ætherias mente petente Domos,
Altius astriferas Volitas, Iacobe, peroras
Alsteini, nisi sors invida dejiciat?
[sig. D1v] Fallor, & Alciato sua salva Emblemata asunto!
Longè aliud præfert Gentis imago tuæ.
Poße per ætherios, coelestia regna, recessus,
Sydereasq́ue plagas, & per inane vagum,
Sparsum te laticem Gamogææ jungere Matri,
Quadratusque lapus, præpes & ala docent.
Salve ô fax sophiæ, Medici columenq́ue senatus!
Salve ô Naturæ lumen & Alchimiæ!
Nîl æquè in votis habui (nihil obtigit æquè)
Me dignâre tua quàm quod amicitià.
Vive, vale, Alstein, memoris memor hospes Eglini,
Inter & absentes nos, rogo, duret amor.
[sig. D1v] Metagramma:
Jacob Alsteinivs:
inest Iacob alivs;
Evolutio.
Lanigeras pecudes Iacob variavit ut arte,
Multifidis pascens lumina imaginibus:
Sic Tu, cuius Inest alius pectusculo {{MarkupSmallcaps|Iacob]],
Mystica Naturæ sensa reposta tenes;
Namque sacra te non quisquam superaverit arte;
Cunctorum Lapidum nomen & omen habes.
20. April[is] cIↄ Iↄ C XV.
Übersetzung:
1.
Alkaische Ode an den höchst hervorragenden und bedeutendsten Arzt, Herrn Jakob Alstein, Pfalzgraf und dreimal großen Philosophen, aus Haldensleben:
Verfasst von Raphael Eglinus aus Zürich in der Schweiz, Doktor der Heiligen Theologie und öffentlicher Professor an der berühmten Akademie Marburg.
Clio, enthülle das mystische Rätsel, ich bitte dich, (denn es ist sicher, dass die unbrauchbare Menge ferngehalten werden muss), das einst Philippus Helvetius, der Theophrastus, voraussagte: Der Meister zeigte sich, dessen große Kunst zu jener Zeit jedoch nicht in vollem Maße existierte. Er sagte: „Er ist der höchste Meister über alle Künstler.“ Ist er der inspirierte Elias, von dem so oft gesprochen wird? (Denn der erste Führer ist Hermes, und der nächste ist Paracelsus, der hinzufügt: Dies ist der Ursprung der Dinge, das letzte Material. Alles ist im Ganzen.) Clio, enthülle das mystische Rätsel: Denn Lullus, der Mönch Basilius, und du, Isaak von Flandern, und du, kluger Araber, und auch der Engländer Baccho, Willanovanus und die früheren Vorgänger sind es – und dennoch ist jener inspirierte Elias nicht von ihnen gesandt, sondern aus den himmlischen Sitzen. Sind es etwa die Brüder vom Rosenkreuz, die mir unbekannt sind, aus einem Kollegium ungleicher Schüler? Die Menge vieler ist nicht zu bewerten: Einer ist einzigartig, der die anderen überstrahlt wie die Sonne, und dessen Ruhm als eigen und wahrhaftig angesehen werden muss.
Ich will sagen, was die geliebte Muse des Goldes mir diktiert, was auch andere Ohren hören wollen: Jakob Alstein, Doktor, ist den unzähligen Chemikern überlegen. Er allein ist es, dem der Äther dient, ebenso wie Aeolus und das umliegende Reich der Nereiden, und dem die allgebärende Erde ihre Schätze geöffnet hat. Das Feuer des Mikrokosmos und das vegetative Feuer erkennen dich an, ebenso wie die metallische Kraft. Du bist der Ursprung und das höchste Material aller Steine, der Schöpfer aller Steine. Auch übertriffst du den großen Hermes und stehst Philip Hohenheim in nichts nach, ebenso wenig wie den anderen, die waren und in den kommenden Jahren sein werden. Sei gegrüßt, Ruhm Deutschlands! Strahle wie ein olympisches Licht für die Italiener und Iberer und für das französische Volk und mögest du für alle Ewigkeit bestehen.
2.
Auf das Wappen von Jakob Alstein, eine improvisierte Dichtung von Raphael Eglinus.
Warum ist der Stein ein Symbol? Warum ist der Flügel darüber? Vielleicht, weil du, Jakob Alstein, mit deinem strebenden Geist die himmlischen Gefilde suchst und höher fliegst und über die Sternenregionen sprichst, es sei denn, das neidische Schicksal wirft dich herab? Wenn ich mich irre, mögen Alciatos Embleme Bestand haben! Doch das Bild deiner Herkunft weist auf etwas ganz anderes hin.
Es zeigt, dass du durch die himmlischen Reiche und Sternengefilde und das weite Leere reisen und die verstreute Flüssigkeit mit der Mutter Erde verbinden kannst. Der quadratische Stein und der Flügel lehren dies.
Sei gegrüßt, du Fackel der Weisheit und Säule des ärztlichen Rats! Sei gegrüßt, du Licht der Natur und der Alchemie! Es gab keinen Wunsch, den ich so sehr hegte (und kein anderer wurde mir so erfüllt), als dass du mich deiner Freundschaft würdig erachtest. Lebe wohl, Alstein, als ein dankbarer Gast erinnere ich mich an Eglin, und ich bitte, möge die Liebe zwischen uns auch in Abwesenheit fortbestehen.
3.
Metagramm:
Jacob Alstein — Es steckt ein anderer Jakob darin
Auflösung:
Wie Jakob durch seine Kunst die wolltragenden Schafe mit vielfältigen Mustern variierte und ihre Erscheinungen mit mannigfaltigen Bildern schmückte, so trägst auch du, Jakob, in dessen Brust ein anderer Jakob verborgen ist, das geheime Wissen der Natur in dir. Denn niemand wird dich in der heiligen Kunst übertreffen; du trägst den Namen und das Schicksal aller Steine in dir.
Rudolf Goclenius, An Jacob Alstein, 1615
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. D2r)
[sig. D1v] Ad clariss[imum] virum. D[omi]n[um] D[ominum] Alsteinium: Rod[olphvs] Goclenivs, Med[icinae] D[octor] in Acad[emia] Marburg[ensi] Professor.
[sig. D2r] Nobilis Alsteini, dicam tibi verus amicus,
(Ingenij dotes, quid tacuisse juvat?)
Quicquid habet Geber, Paracelsus, Bacho, Galenus,
Idtotum præstas splendidiore via.
Marpvrgi, Typis Pauli Egenolphi, Anno 1615.
Übersetzung:
An den hochgeschätzten Herrn Alstein: von Rudolph Goclenius, Doktor der Medizin und Professor an der Universität Marburg.
Edelster Alstein, ich will es dir als wahrer Freund sagen (was nützt es, die Gaben deines Geistes zu verschweigen?): Was auch immer Geber, Paracelsus, Bacon und Galen besitzen, das alles übertriffst du auf glänzendere Weise.
Marburg, gedruckt von Paul Egenolff, im Jahr 1615.
Heinrich Petraeus, An Jacob Alstein, 1615
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. D2r)
[sig. D2r] Remigio alarum volitare per æthera saxum,
Quis neget, Alsteini qui sciat ingenium?
Nil sublime quod hic non mentis acumine tangat,
Fama viri excellens summa per astra volat.
Fluctibus obsistit saxum; aspris casibus ipse:
Quadratura virum denotat eße bonum.
Mens immota manet, similis sibi semper in omni
Fortunæ insultu est: Hoc sapientis opus.
Doctor, Eques, Comes es, Patricius; esto quod audis,
Alsteini, ô summis semper amate viris.
Marte in utroque vales, titulis ac dotius istis
Vtere, ut usus erit, semper amandus eris.
Petra tibi hæc sit firma precor, sit petra salutis,
Et cum Petræo sit tibi firmus amor.
Nobiliss[im]o Celeberr[im]o, & solertiss[im]o Philosopho Medico, D[omi]n[o] Iacobo Alsteinio, Patr[icio] Rom[ano] Equi[te] Aur[ato] Comiti Palat[ino] Et Regis Gall[iae] Consil[iario] Medico, observantiæ & amicitiæ ergò L. dundebam Henr[icus] Petræus, Phi[ilosophiae] & Medic[inae] D[octor] Prof[essor] Anat[omes] & Chir[urgiae] Acad[emiae] Marpurg[ensis] ord[inarius] 20. Iul[ii] Anno 1615.
Debebas nunquam, vel meus esse diu
Übersetzung:
Mit den Flügeln des Geistes durch den Äther zu fliegen – wer könnte das verneinen, wenn er das Genie Alsteins kennt? Es gibt nichts Erhabenes, das er mit der Schärfe seines Geistes nicht berühren könnte; der Ruhm dieses herausragenden Mannes fliegt bis zu den höchsten Sternen. Der Stein widersteht den Wellen; ebenso widersteht er selbst den harten Schicksalsschlägen. Die quadratische Form des Steins symbolisiert einen guten Mann. Sein Geist bleibt unbewegt und stets sich selbst gleich bei jedem Angriff des Schicksals – das ist das Werk eines Weisen.
Du bist ein Doktor, ein Ritter, ein Graf, ein Patrizier; sei das, was du bist, Alstein, stets geliebt von den höchsten Männern. Du bist auf beiden Gebieten stark – im Wissen und im Charakter; nutze diese Titel und Fähigkeiten, wie immer es nötig sein wird, und du wirst immer geliebt werden. Möge dieser Fels dir ein fester Halt sein, möge er der Fels deines Heils sein, und möge die Liebe des Petrus dir ein sicherer Anker sein.
Dem edelsten, berühmtesten und scharfsinnigsten Philosophen und Arzt, Herrn Jakob Alstein, römischem Patrizier, Ritter des Goldenen Ordens, Pfalzgrafen und medizinischen Berater des Königs von Frankreich, zum Zeichen meiner Hochachtung und Freundschaft widmet dies Heinrich Peträus, Doktor der Philosophie und Medizin, Professor für Anatomie und Chirurgie an der Universität Marburg, am 20. Juli im Jahr 1615.
Johannes Staricius, An Jacob Alstein, 1615
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. D2v–E1r)
[sig. D2v] Acclamatio extemporanea ad Clariß[imu]m, Ampliß[imu]m, Excell[entissimum] Virum ac D[omi]n[u]m, Domi[n]um Jac[obum] Alstein, M[edicinae] V[triusque] D[octorem] Civem Roman[um] Com[item] palat[inum] &c. Haldenslebiensem, Ævi nostri Hermetem ter maximum.
â Ioh[anne] Staricio S[acrae] Apostol[icae] et Cæsar[eae] Avt[oritatis] Not[arivs] publ[icus] Poeta Coron[atus] &c. Reip[ublicae] Aschaffenburgensis Procuratore[c1] Ord[inario] Deproperata.
Nam quam te memorem Sophiæ, aut quo carmine dicam,
Quæ ratio quicquid complexa est provida fixis
Limitibus, sequeris solerti indagine, & usu
Continuo capis, ac larga in commune reponis?
Solo, Diva, tuo prædulcem in pectore amorem
Nomine, nostra jacis: quid, si nos lumine clarè
Abstrusus intùs patiaris tangere dotes?
Nam simul ac cœtus hominum moderamine legum
Iunxisti, & vitiis mortalia corda levasti:
Nil tam multiplici[c2] divisa volumine clausum.
Aula poli nil terra parens positum occulit imis
Visceribus, quod tu non protinus arce sagaci
Vestiges citò, perspicuoq́ue in lumine sistas:
Tum quocunq́ue patet nostris via sensibus isthic
Ingrederis rimata ortus, rimata latentes
Rerum altè causas, viresq́ue effectaque nil út
Vsquam aciem vitare tuam, aut deludere poßit.
Terrigenis verò tanta emulumenta benignis
Indulges manibus, quæ si ratione fideli
[sig. D3r] Excolerent ævum melle omni dulcius iret,
Atq́ue hominum stabilis mulceret corda voluptas.
Quis furor est nullo dignari Numen amore
Diva tuum? Quanquam tibi non ullum inde resultat
Dedecus, inpropriæ quia nitere lucis honore,
Quem nec amor stabilit noster, nec deterit hilum
Contemptus, sed enim osores mox sæva coërcet
Pœna tuos, fœdâ quando Ignorantia bube
Implicat, æternâque animos caligine mulctat,
Præcipuè hos, Medicâ sperant qui nomen ab Arte,
Dum parcis minuunt operam, accumulantq́ue Charonti.
Non tuus has pœnas, hanc ullo tempore nubem
Alstenius metuet, quo non solertior alter
Dona tuis aris posuit, tibi sæpè serenas
Sacravit noctes dulcis sine munere somni:
Vnde illum Vranie, pennis in Sole probatis
Altiùs evexit, perq́ue humida in Sole probatis
Per liquidas auras, ignemq́ue micantis Olympi,
Sublatum statuit Divûm penetralibus amplis,
Vt thalamos Iovis, ut Phœbi, ut laqueata Diones
Templa, Lares Lunæ, atque armamentaria Martis
Et Majâ geniti suaves variâ arte tabernas,
Pallentesq́ue domos Saturni, & frigida tecta,
Resq́ue immortales mortali lumine obiret,
Stellarum vires hauriret & abdita fata,
Ante aliàs quà cepit cum dulcedine mirâ
[sig. D3v] Effigies juvenis placida tutela Draconis
Quem penes est. Nam crudeli postquam arte Novercæ
Hippolitus monstris ceßisset prædamarinis
Corpore distracto fauta explens vota parentis.
Cultorem miserata suum Latomia, flexit
Callentem herbarum vires, morbosq́ue domantem
Phœbigenam prce, ut illam almas revocaret ad auras.
Hic dum divulsos artus, ac membra cruore
Spumea, dum plagas lato ore attrectat hiantes:
Vicinis ecce emergens è fluctibus anguis
Ore salutiferam radicem innoxius affert,
Et positam ante pedes vanescens linquit amici.
Munere quo miscens lymphas feliciter Heros
Pœonias gelidi perduxit corporis artus,
Vulnera tum subitò coierunt omnia nisu,
Et rediit calor, atque oculi jam in morte natantes,
Desuetasq́ue auras, lucemq́ue hausêre recentem.
Fama memor sacros medico decrevit honores,
Et doctum herbarum stellis immiscuit anguem,
Hæc ergò ætheis succensus imagine in oris
Alstenius medicâ dudum se exercuit arte:
Quæque antè in nudis tantùm sine corpore formis
Solo animo speculatus erat, jam ad corpora transfert:
Inq́ue hominem cujus causâ Natura creavit
Cuncta, Machaonias expendet homo ipse labores.
Quare etiam meritò fudisti pectore ab imo
[sig. D4r] Diva, preces Phœbo, ut sua nunc admitteret illum
In regna, ac summi decoraret limine cœli:
Qui morbos generis nostri miserabile flagrum
Terrificet, pulsosq́ue Acheronte coërceat atro.
Excepit Deus aure preces, cœlum est tibi sedes
Certa parata quidem: jam scilicet ocia ducet
Longa Charon: jam Parca colos tardè ultima rumpet.
Et Germana urnis vacuis Libitina quiescet.
Vidi, qui studiis animum devoverat omnem,
Sed sibi quam certo præceperat omine nusquam
Debitares tanto vult apparere labori.
Vidi, qui miserum rus exercebat aratro
Gnaviter, & succo lætaminis ubera glebæ
Ad satiem nutribat; & horrida quæque domando
Exossabat argrum: tamen expectata colono
Depositum sterili spes suffocabat in herbâ.
Vidi etiam, nullo qui tempore destitis arces
Supplicus onerare Dei; Quæso ocyus artes
In cerebrum defunde meum, meq́ue insere magnis
Nominibus, quorum doctrinam fama triumphat.
At sine profectu pessum voti impetus ibat.
Vidi etiam (certè credar vidisse:) colonum
Qui prece cottidie tali visebat in agrum:
Alma Ceres, frugum genitrix, da fertilis hic sit
Fundus agri plenosq́ue suâ det spontè maniplos:
Nam potes: & major venit hinc tibi gloriâ, quàm si
[sig. D4v] Id faciat duri sudore coactus aratri.
Sed nihil inculto de frugibus impetrat agro.
Mirabar, tot vota suo non vivere voto,
Et meritò cassos fructu tot abire labores.
At mihi nescio quis geniorum vellicat aurem,
Et jubet auscultare vetus quod fabula narrat,
Fabula, sed pro re nimium conermina vero.
Mole laboranten mergebat in avia currum
Rusticus à trivio; mox, ô Sanctissime[c3] Divûm
Iupiter exclamat consistens eminus, adsis
Confestimq́ue luto desertos extrahe currus.
A Iove Mercurius sic contra; ô putide caudex,
Annè Iovem censes, te propter ab impete cœli
Se demissurum, currusq́ue in plana daturum?
Quid stas? adde manum toto conamine rhedæ,
Et simul auxilium socio Iovis exige voto:
Sic tibi successus poteris promittere rerum.
Hîc primùm didici, Sophiæ Iurate Patrone,
Cœlo descendisse pium hoc: Ora atque Labora:
Nempe laborando faciendum est vota, laborem
Orando, hic illi pacto conjurat amico.
Alterutrum desit, nihil est feliciter actum.
Iam quantò censes optaret Zoilus emptum
Vt tibi non cultum foret hoc ἔυχουτε πόνειτε
Cum linguæ vires & te miramur, & istam
Eloquii faciem strictâ gravitate serenam,
[sig. E1r] Et lautam verbis, & fortem rebus, & arte.
Zoilus & juxta ventosa Calumnia plorant.
Oteres Europæ centrum, Germanidos ambo,
Magnificis gravida emporiis, mariumq́ue virorum,
Prodiga, Musarum cultrix, & perpete versu
Florida, sic Patria ab meritò hoc cum cive superbis.
Magna tibi persona data est, hanc posse tueri
Laus erit: & poteris: so notas exseris artes.
Esto, quod es. Celare nefas, quæ prodere dignis
Vult Deus & Ratio: quæso committere noli
Vt podor ingenii dotes obnubere poßit.
Celse Deus vastum mundi qui digeris orbem
Numinis arbitrio, qui res & tempora rerum
Pro libitu formas, Alsteini digere sortem,
Vt digno tractare modo sibi credita poßit
Arcana, insignis mentis præcellere cunctis
Cui vis naturæ Pietas, Fortuna dederunt.
Sed tibi quid longis tundant ambagibus aures
Rerum inopes Musæ? breve votum hoc suscipe carmen.
Nulla tibi oprepant, Alsteini tædia vitæ,
Te bona fama hominum, te Numen amore sequatur,
Vive moram terris, seu duces æthere in alto.
Marpvrgi, ex officina Hutwelckeri, Anno 1615.
Übersetzung:
Spontane Huldigung an den berühmten, hochgeschätzten und herausragenden Herrn Jakob Alstein, Doktor beider Medizin, römischen Bürger und Pfalzgrafen, dreimal größte Hermes unserer Zeit.
Von Johannes Staricius, öffentlicher Notar der Apostolischen und Kaiserlichen Autorität, gekrönter Dichter und ordentlicher Anwalt der Republik Aschaffenburg.
Wie soll ich dich in der Weisheit preisen, und in welchem Lied soll ich dich ehren? Dein scharfsinniges Streben erfasst alles, was die weise Vernunft zu begreifen vermag. Durch ständiges Studium und durch die Gabe, dein Wissen freigebig zu teilen, erhebst du dich in unserer Mitte. Mit der Süße deines Namens säst du in unser Herz die Liebe zur Weisheit. Was könnte geschehen, wenn du uns Zugang zu dem verborgenen Licht deiner inneren Einsichten gewährst?
Seit du durch Gesetz und Ordnung die Menschen vereint und die Herzen von Lastern gereinigt hast, ist nichts in den komplexen Schriften verborgen geblieben. Weder die himmlische Sphäre noch das Innere der Erde hält etwas vor dir zurück, das du mit deinem scharfen Geist nicht ergründest und ins klare Licht stellst. Wo auch immer unsere Sinne den Weg finden, dringst du vor und enthüllst den Ursprung der Dinge, ihre verborgenen Ursachen, Kräfte und Wirkungen, sodass nichts deinem Blick entgehen oder ihn täuschen kann.
Du gibst mit deinen gütigen Händen so große Wohltaten, dass, wenn die Menschen sie in wahrer Vernunft pflegten, das Leben wie Honig süß wäre und wahre Freude ihre Herzen beruhigen würde. Welche Torheit ist es, dein göttliches Wissen ohne Liebe zu ehren? Doch obwohl dies dir keinen Schaden zufügt – denn dein Licht ruht nicht auf fremder Ehre, die weder durch unsere Liebe vermehrt noch durch unsere Missachtung gemindert wird – so wird dennoch bald eine strenge Strafe jene treffen, die dein Wissen verschmähen, da die dunkle Unwissenheit sie ewig blendet. Dies gilt besonders für jene, die den Titel eines Arztes anstreben, doch durch Faulheit das Werk mindern und Charon den Vorrang gewähren.
Alstein jedoch wird niemals diese Strafe oder diesen Schleier fürchten, denn es gibt keinen anderen, der mit so viel Fleiß Gaben auf deine Altäre legte und dir oft die stillen Stunden geopfert hat. Urania selbst hat ihn auf goldenen Flügeln hoch emporgetragen und in die weiten Gefilde der Götter gestellt, sodass er die Gemächer des Jupiter, den Tempel des Phoebus und die Paläste der Diana sehen konnte, ebenso wie die Werkstätten des Mars und die Wohnstätten des Saturn. Die Geheimnisse der Sterne und die verborgenen Schicksale der Unsterblichen offenbarte er in seinem sterblichen Licht.
Alstein hat sich lange der heilenden Kunst gewidmet, inspiriert vom heiligen Bild des himmlischen Reiches. Was er zuvor nur in Gedanken erkannte, bringt er nun in die Welt und verwendet es, um die Menschheit zu heilen. Deshalb hat die Göttin zu Phoebus gefleht, dass er ihn nun in sein Reich aufnehme und ihn am Tor des höchsten Himmels ehre, damit er die Krankheiten unserer Art abwehren und sie aus dem Reich des Acheron verbannen möge.
Gott hat dieses Gebet erhört, und der Himmel ist dir sicher bereitet. Jetzt wird Charon lange Ruhe genießen, und das Schicksal wird nur langsam den Faden des Lebens durchtrennen.
Ich habe Männer gesehen, die ihren Geist ganz dem Studium widmeten, doch niemals zögerten sie, die Mühe anzunehmen, die sie erwartete. Ich habe Männer gesehen, die das Pflügen der Felder eifrig betrieben und durch ihren Fleiß die Erde fruchtbar machten. Doch trotz ihrer Bemühungen wurde die Erwartung des Landwirts von unfruchtbarem Boden erstickt. Auch sah ich jene, die ohne Unterlass die Altäre Gottes ehrten, doch ohne Erfolg. Sie flehten: „Alma Ceres, Mutter der Früchte, möge dieses Feld fruchtbar sein und aus sich selbst reiche Garben hervorbringen.“
Ich war erstaunt, dass so viele Gebete nicht erfüllt wurden und so viel Mühe keine Früchte trug. Doch dann sprach eine innere Stimme zu mir und befahl mir, auf eine alte Lehre zu hören: „Hilf dir selbst, und Gott wird dir helfen.“ Durch Arbeit müssen Gebete erfüllt werden, und Gebete müssen die Arbeit begleiten; sie sind miteinander verbunden. Wenn das eine fehlt, ist das andere fruchtlos.
Welch ein Preis würde Zoilus zahlen, wenn ihm diese Einsicht verwehrt bliebe! Wenn wir deine Redekraft und diese klare, würdige Ausdrucksweise bewundern, erblassen Zoilus und die neidische Verleumdung neben dir. Europa, das Zentrum Germaniens, das Land reich an emsigen Männern und großzügig den Künsten und der Dichtung gegenüber, darf sich zu Recht über einen solchen Bürger wie dich erheben.
Eine große Aufgabe ist dir zuteilgeworden, und es wird dein Ruhm sein, sie zu bewältigen – und du wirst es schaffen. Verberge nicht, was Gott und die Vernunft jenen zu offenbaren wünschen, die würdig sind. Möge das Licht deines Geistes niemals untergehen.
Erhabener Gott, der du die Welt nach deinem Willen lenkst, der du alles nach deinem Belieben formst, ordne Alsteins Schicksal so, dass er in angemessener Weise die ihm anvertrauten Geheimnisse behandeln kann, die ihm durch die Natur, das Glück und die Frömmigkeit anvertraut wurden und die ihn über alle anderen stellen.
Warum sollten die Musen mit umständlichen Worten dein Ohr belasten? Nimm diesen kurzen Wunsch entgegen: Möge dir, Alstein, kein Überdruss des Lebens begegnen. Möge die gute Meinung der Menschen und die Liebe Gottes dich begleiten. Lebe lange, ob du nun auf der Erde oder in den Himmeln wandelst.
Gedruckt in der Druckerei Hutwelcker, Marburg, 1615.
1616
Johann Schreck Terrentius, Brief an Johannes Faber; Mailand, 1. Mai 1616
[f. 525v (1067)] De Q[uinta] E[ssentia] idest [mercurio] sublimato subtilissime praeparato mihi multa ex Rupescissa dixit ille noster Poëta, cui minera ab altero seniore per sbirri ablata est, qui talia a Domino Alstein habuit. De quo quidem hactenus nil audivi cum in angulo uno Germaniae haserim, sed si rediero in Germaniam Bambergae de illo inquiram nam in Saxonia alicubi illum latitare nullus dubito, vel etiam apud Comitem in Ottingen aliquid rescire(?) licebit. D[ominus] D[octor] Anselmus an adhuc superstes sit dubito, satis enim vetulus meo tempore cum Pragae essem, fuit, semelque tamen ab eo litteras habui.
Übersetzung:
Über die Quinta Essentia, das heißt den subtilst zubereiteten sublimierten [Mercurius], erzählte mir jener Dichter viel, der sich auf Johannes de Rupescissa bezieht. Dieser Dichter hatte sein Mineral von einem älteren Mann erhalten, dem es jedoch durch Gerichtsvollzieher abgenommen wurde – ein Wissen, das dieser wiederum von Herrn Alstein besaß. Über diesen Alstein habe ich bisher nichts gehört, da ich in einer abgelegenen Ecke Deutschlands verweilte. Doch wenn ich nach Deutschland zurückkehre, werde ich in Bamberg nach ihm forschen, denn ich zweifle nicht, dass er sich irgendwo in Sachsen verborgen hält, oder ich könnte vielleicht auch beim Grafen in Ottingen etwas darüber erfahren. Ob Herr Doktor Anselmus noch lebt, ist mir ungewiss, da er bereits zu meiner Zeit in Prag ziemlich alt war; dennoch erhielt ich einmal einen Brief von ihm.
Lambert Schenckel, An Jacob Alstein, 1616
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. E1r–E2r)
[sig. E1r] Ad Magn[ificum] D[ominum] Jac[obum] Alst[ein] Lambertus Schenckelius, Anno 1616.
Arte queùnt fieri, multis quae posse negantur;
Credere si nequeant res tamen ipsa probat.
[sig. E1v] Quamvis res incredibilis plerisq́ue videtur,
Est tamen effectu vera reperta suo.
Ex lapide aut saxo totus componitur orbis;
In lapide est aurum, donaq́ue plura tegit.
Argentum, stannum, plumbum, ferrumq́ue metalla
Singula ne referam, cætera cuncta latent.
Admoveat dextram, nec erit labor irritus ille,
Sit modo vir docta qui regat arte manum.
Et color in fulvum rubeus mutetur, & alter
Cæruleus, mira dexteritate manus.
Aurum dissolvat, sit uti non amplius aurum;
Arcanum summum, qui facit illud, habet.
Hæc tua, quantumvis insignia muta, loquuntur,
Divinare mihi si tamen ista datum.
Et Medicina latens variis est usibus apta,
Regibus hæc ægris Principibusq́ue valet.
Ex illis præstans aurum potabile reddunt,
Atque ferè cuivis hoc medicina malo.
Illius effectus paucis quis diceret omnes?
Qui scit, is eliciens mira, stupenda facit.
Multaq́ue præterea quosvis sanantia morbos,
Ex mineris faciunt; corpora sana tenent,
Ne subjecta malis tot discrucientur, ut absque
Talibus est visum sæpe fuisse prius.
Talia non habuit Podalirius atque Machaon,
Arte nec in Medica tantus Apollo fuit.
Ista sed Alsteinum præstare fideliter ausim
Dicere; res faciat, non modo verba, fidem.
[sig. E2r] Omnes qui lapidum vires expertus, ab ipsis
Nomen habet; verax omen inesse puto.
Induperatori fuit hinc gratißimus, atque
Regibus; hunc Medicum qui voluere sibi.
A quibus est meritò donis ingentibus auctus;
A sibi subjectis & voluêre coli.
Ille Trimegisto est Hermete peritior arte
In Chymica, vel quam Lullius inde tulit.
Ergo virum talem, vos ô celebrate Poëtæ;
A sera Laudem posteritate ferat.
Illius & toto jam nomen in orbe vagetur:
Ægris quamdudum vivere fata sinent.
Übersetzung:
An den ehrenwerten Herrn Jakob Alstein, von Lambert Schenckel, im Jahr 1616.
Es gibt Dinge, die durch Kunst möglich sind, auch wenn viele glauben, dass sie unmöglich seien. Selbst wenn man nicht daran glauben mag, beweist die Sache selbst ihre Wahrheit. Auch wenn sie vielen unglaublich erscheint, so wurde sie doch durch ihre Wirkung als wahr erkannt. Der gesamte Kosmos besteht aus Stein oder Fels; im Stein liegt das Gold, und viele andere Schätze sind darin verborgen. Silber, Zinn, Blei und Eisen – alle Metalle und noch viele andere verbergen sich darin.
Wer geschickt die Hand anlegt, wird nicht vergeblich arbeiten, solange es ein gelehrter Mann ist, der die Kunst versteht, diese Hand zu führen. Mit erstaunlicher Geschicklichkeit kann er die Farben zu einem goldenen Rot oder einem anderen blauen Farbton verwandeln. Er wird das Gold auflösen, sodass es kein Gold mehr ist; wer dies vollbringen kann, besitzt das höchste Geheimnis.
Diese Dinge, so unbeschreiblich sie auch sein mögen, sprechen für sich, wenn es mir doch erlaubt ist, sie zu erahnen. Auch die verborgene Medizin hat vielfältige Verwendungen und ist für kranke Könige und Fürsten von großem Nutzen. Aus diesen Mitteln stellen sie ein trinkbares Gold her, eine Medizin, die nahezu jedes Leiden heilen kann. Wer könnte alle Wirkungen dieser Medizin aufzählen? Wer sie kennt, kann Wunder und Staunenswertes bewirken.
Zudem werden noch viele andere Mittel aus Mineralien hergestellt, die Krankheiten heilen und den Körper gesund erhalten, sodass die Menschen nicht den Leiden ausgesetzt sind, wie es ohne solche Mittel oft der Fall war. Solche Mittel besaßen weder Podalirius noch Machaon, und selbst Apollo war in der Heilkunde nicht so mächtig. Aber ich wage es, zu behaupten, dass Alstein solche Dinge zuverlässig zu bewirken vermag; die Tatsachen und nicht nur Worte zeugen dafür.
Er hat die Kräfte aller Steine erprobt und trägt daher seinen Namen. Ich glaube, dieser Name birgt eine wahrhaftige Bedeutung. Er war deshalb dem Kaiser und den Königen äußerst wertvoll, die ihn gern als ihren Arzt haben wollten. Diese Herrscher haben ihn mit großen Geschenken belohnt und wollten, dass ihre Untertanen ihm Ehrerbietung zeigen.
Er ist in der alchemistischen Kunst erfahrener als der dreimal größte Hermes oder Lullus. Daher, Dichter, erhebt diesen Mann und feiert ihn, damit sein Ruhm auch die späte Nachwelt erreicht. Möge sein Name in der ganzen Welt bekannt sein, solange das Schicksal den Kranken ein langes Leben gewährt.
1617
Elogia ac iudicia, 1617
[sig. A1r] Elogia ac ivdicia doctorvm nostri secvli hominum, de Magnifi[co] Excellentissimoq́ue viro, ac Domino, D[omi]n[o] Jacobo Alsteinio, Patritio ac cive Romano, Equite Aurato, Comite Palatino; Cæsarum, Regum, Principumq́ue Medico Doctore: altero seculi nostri Hermete Trimegisto. Ad obtvranda vel redarguenda calumniatorvm ora, ipsivs lavdi & gloriæ invidentium typis omnium conspectui & oculis subjecta. Pragæ, Typis Schumanianis. Anno M. DC. XVII.
Übersetzung:
Lobreden und Urteile der Gelehrten unserer Zeit über den großartigen und ausgezeichneten Mann und Herrn, Herrn Jakob Alstein, römischer Patrizier und Bürger, Ritter des Goldenen Ordens, Pfalzgraf; Arzt der Kaiser, Könige und Fürsten: ein zweiter Hermes Trismegistos unseres Jahrhunderts. Zum Verschließen oder Widerlegen der Munde der Verleumder, die ihm Ruhm und Ehre missgönnen, allen zur Betrachtung und zum Ansehen im Druck vorgelegt. Prag, Schuman’sche Druckerei. Im Jahre 1617.
Lambert Thomas Schenckel, Widmung der Elogia ac iudicia an Petrus Goraiskius
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. A1v–A4v)
[sig. A1v] Ill[ustrissim]o ac Magn[ific]o Domino, D[omi]no Petro Goraiskio Barnoni Regni Poloniæ, vetustissimi nominis de Gorai, quibus & ante in Scebresinum Crasniciam & Turobinum Territoria, & Feudatarios nobiles imperium fuit, hæredi optimo S[alutem] P[lurimam] D[icit].
Illustriss[im]e ac Magnifi[ce] Domine, Baro Generosissime, eam ab exordio mundi consuetudinem introductam humani generis hostis invidia, ex historiis sacris & profanis constant, ut qui ulla in re vel artificio excellunt, statim calumniis malevolorum laborent: exemplo sunt primi parentes & Lucifer; Abelus & Cainus; Iacobus & Esaus; Iosephus & fratres; Davides & Saulus ac Absolonus; Mardochæus & Amanus; Abnerus & Iabus: ut à reliquis ne sim longior abstineam; quæ ab eo tempore adeo radices latè egit, ramos distendit, fructus perniciosos per universum tetrarum orbem dispersit, ut nullum sit regnum, regio, nulla urbs, pagus vel angulus, in quæ hoc læthale venenum non sit diffusum: neque id inter ethnicos tantùm, verum De- [sig. A2r] um ignorantes; sed quod indignius, inter Christianos magis ferè dixerim se extendere. Quod adeò verum esse, quotidiana doet experientia, ut ii quibus mens integrior sanctiorq́ue, non sine maximo animi dolore, rem ita se habere, ingenuè fateantur. Inter præclara nostri seculi ingenia eorum, qui magna sagacitate naturæ secreta investigarunt, tam in mineralibus ac plantis, quam in animantibus, paucis postpoendum judico, Mag[num] Excellentissimumq́ue Dominum Jacobum Alsteinium, qui jam multis abhinc annis, tantis peregrinationibus, tanta industria, labore & sumtu, in harum rerum subtilissimarum perscrutatione versatur, ut nihil in iss esse existimem, quod non perquisierit ac teneat; ideoq́ue in morbis difficilimæ curationis, quales sunt podagra, chirargra, Lepra, cancer, hydrops, epilepsia, paralysis, aut plures simul morbi implicati, in quibus Galenici Medici fatentur a se dolores nonnihil leniri, tolli verò non posse; feliciter progrediuntur Chymici, tenacem tartareamq́ue materiam nobilissimis medicamentis dissolvunt, causas subtrahunt, ac pristinæ santitati restituunt, vitam in aliquot annos extendunt; mortem oppositis præstantissimis remediis, tanquam munitissimis mœniis in urbe defendenda, resistunt. ideoq́ue aliorum quidam (quibus in arcem Apollinis ac Æsculapii, Mercurii Trismegisti, Lullii, Paracelsi, aliorumq́ue ejus ordinis Philosophorum, non fuit datum conscendere; [sig. A2v] & in abditissima penetralia admitti; quibusq́ue timor Domini non adeo præ oculis est, & amor proximi, sed honor & proprium commodum) stimulante invidia, susurris clam disseminatis nituntur divinam artem Chymicam in malam apud imprudentiores suspicionem adducere, & quantum in ipsis est, maculam infamiæ ejus cultoribus affricare: ac inter alios Magn[ifico] Domino Alsteinio. visum igitur fuit, quantum potero, illorum conatibus obsistere, in hac præfatione verbis paucis in medium allatis, quæ mihi de eo ex longa conversatione Parisiis, & alibi partim sunt persepcta, partim ex relatione fide dignissimorum cognita. Insuper Elogia etiam & judicia Doctorum nostri ævi hominum de eo, communi suffragio, quæ ad meas manus pervenerunt, & uno quasi ore prolata, & literarum monumentis immortalitati consecrata, subjungere. Ac primum mihi certò constant, ab Henrico IV, Franciæ Rege Christianissimo, & Navarræ, ob celeberrimam, quæ de eo vagabatur famam, per totam Europam, in suum Medicum esse cooptatum; & ut obligatum devinctumq́ue haberet, insigni cathena aurea cum effigie Regis cohonestatum. deinde ab eodem plenius de ipsius persona & singularibus scientiis informato, promissa Ordinis S[ancti] Michaelis & Sancti Spiritus honorificentissima insignia; quæ non nisi Principibus, aut paucis excellentissimis viris conferri solent. cujus rei testis locuples est Illustriss[imus] Amplissi- [sig. A3r] musq́ue D[omi]n[u]s Cancellarius Franciæ de Sylleri, qui hoc illi nomine gratulatus, dixit se in manu habere sigillum Regium, quo literas expeditas corroboraret. Quid memorem magni nominis virum de triginta aureorum milibus pro liberatione à podagra, qua diu laborabat, dandis loqvutum fuisse? Quid de Medicorum judicio? scio enim Clariss[imum] D[omi]n[u]m Tourquetum Regis Galliæ Medicum Primarium, nunc verò Regis magnæ Britanniæ, obvium in via publica Lutetiæ anno 1608. factum, eoque viso statim ex equo descendisse, licet in altero plateæ latere esset, accurisse, porrectaq́ue dextera adventum fuisse gratulum; magnisq́ue honoris & favoris signis publicè ostensis, perhumaniter ad se invisendum invitasse: eundemq́ue à Rege interrogatum, quid de Alsteinii Medicinis judicaret? respondisse his verbis: Scimus Christianissime Rex, aliam esse magis defæcatam nobilioremq́ue Medicinam, quam qua communiter utimur. Si Alsteinius hoc possit præstare, quod ex illo audivi, & fidem dictis adhibeo, utpote rationibus irrefragabilibus innitentibus; major esset aliquo Rege. Præterea ab Excellentissimo Amplissimoq́ue D[omi]no Qvercetano, cum intellexisset D[ominum] Alsteinium Pragam ad Imperatorem profecturum, ut amorem ipsi suum declararet, opiparum in ejus gratiam convivium instructum, convocatis ad illud multis viris doctis. Quanto item in honore fuerit apud Clariss[imum] D[omi]n[u]m Dunckanum. cum quo eo- [sig. A3v] dem die publice creatus Medicinæ Doctor, quantaq́ue tunc omnium, ex ejus defensionibus ac disputationibus de ipso opinio & exspectatio multis constant. Ut taceam fratrem meeum diutius annis 30. in communi Medicina & Chymica exercitatum, aliquoties ad ejus diversorium summo mane confugisse, ut aliquid roris ex abundantia scientiarum, quas facile potuit colligere in eo ipso esse, in vellus ingenii sui decideret. Anne hic silentio præteream judicium Patris mei, qui tiutius annis quinquaginta cum laude, ac ad miraculum exigio sumtu sanitati restituit? Sic ille; boni cives, scitis quam feliciter tot annis Medicinam exerceam, sed filius meus, per artem quam in Sup[eriore] Germania didicit, tantum me superabit, quantum sol lumine stellas. His accedat contigisse Lutetiæ Parisiorum in suburbio Sancti Germani; adolescentulus nobilis ægrotavit, vocati duo præstantissimi Doct[ores] Medici, omnibus tentatis, & quadraginta aureis in pharmacopolio expensis, illum tanquam deploratæ sanitatis recuperandæ deseruerunt; frater ætate major, qui illum mirifice diligebat, intellexit de quodam Chymico apud Comitem quendam morantem, ut molestiam evaderet aliorum, qui imperdire exercitium voluissent; eo quod Doctoratus titulo non esset insignitus; adiit, ad fratrem duxit, judicavit, medicinam 10. assium porrexit; intra biduum aut triduum convalescere cœpit, nullis aliis ad- [sig. A4r] hibitis. recens est historia, & probatu facilis. Ut taceam me frequenter 7. aut 8. essentiæ alicujus guttis cum aqua vitæ sumtis à meipso in gravibus accidentibus curatum; filiam, ancillam, & alios graviter decumbentes, sequenti die valentes, officium fecisse suum. Illud addo audisse ex ore me illius, graviter asserentem & precantem, ut Deus sic secum ageret, sicuti ille cum iis, cum quibus ipsi fuit negotium. Vox digna homine, sapiente, ex mente sibi recti conscia prolata. Decorum Epistolæ laudes dicinæ artis Chymicæ attingere non sinit, alias commodior erit dicendi locus; & in multorum versantur ore, quæ ad ejus defensionem sufficiant. Ad D[ominum] Alsteinium, præconem ubique laudum tuarum redeamus. apud quem cum Illustriss[imae] Magn[ificentiae] tuæ mentionem fecissem, ac susurri cujusdam (nesciebam autem tantam ipsi tecum amicitiam intercedere) statim magna contentione animi & vocis, ita strenuè tutatus est, ut maxima cum voluptate aures ipsi præberem attentissimas. ideoque judicavi hæc Elogia nemini potiore jure inscribenda, ut typis subjecta lucem videant, quàm Ill[ustrissime] Magn[ificentiae] tuæ; quem ille tanti facit ob plurima excellentissima dona, in uno tuo domicilio sede fixa, habitantia, tanto favore & amore prosequitur, ut te apud plerosq́ue ut ait noster Terentius, Deum faciat: cui nil gratius fore scio, quam quibuscunque potest obsequii modis Ill[ustrissimi] Magn[ificentiae] T[uae] gratificari. Altera causa dedicationis est, quod mihi persuasum sit, ex [sig. A4v] iis donis quæ coram hic in Ill[ustrissima] Magn[ificentia] tua elucere facile animadverti, neminem de tali Philosophi rectius posse judicare ex certa scientia, nisi summum Philosophum, qui abditissimos naturæ recessus animalium, Mineralium, Plantarum, omniumque vegetabilium, non tantum in Regno Poloniæ, sed etiam in Germania, Italia, Gallia, Hungaria, Bohemia, aliisque regionibus, quarum linguas tanquam Patriam ad miraculum tenet, perquisierit ac penetrarit. Rogatam itaque Ill[ustrissima] ac Magn[fica] Excel[lentia] velim, ut de amico tibi addictissimo Eloga, benigna fronte adspicere & una cum ipso Clariss[imo] D[omi]no Alsteinio in tutelam suspicere, & quibuscumque rebus poteris, omni favore prosequi, ne vel graveris vel dedigneris: certoque persuasum sit, illum nunquam pro beneficiis ingratum fuisse, neque unquam futurum. Deo Opt[imo] Max[imo] Ill[ustrissimo] Magn[ificentiae] T[uae] commendo, & me tuæ familiam saluti animæ & corporis conducentia: quod ex animo quotidie orare non gravarbor.
Pragæ Bohemorum 10. Kal[endis] Junii, anno reparatæ per Christum salutis. M. DC. & XVII.
Ill[ustrissimae] Magn[ificentiae] Tuæ humilis cliens
Lambertus Thomas Schenckelius Dusilvius.
Übersetzung:
An den durchlauchtigsten und erhabenen Herrn, Herrn Peter Goraiski, Baron des Königreichs Polen, aus dem alten Geschlecht derer von Gorai, denen bereits zuvor die Herrschaft über die Territorien von Scebresin, Crasnic und Turobin als Lehnsträger edlen Geblüts zuteilwurde, ein hervorragender Erbe. Viele Grüße.
Durchlauchtigster und erhabener Herr, edelster Baron, seit Beginn der Welt hat der Feind des Menschengeschlechts durch seinen Neid eine Gewohnheit eingeführt, die sowohl in heiligen als auch in profanen Geschichten bestätigt wird: Jene, die in irgendeiner Sache oder Kunst hervorstechen, leiden sofort unter den Verleumdungen der Böswilligen. Beispiele dafür sind die ersten Eltern und Luzifer, Abel und Kain, Jakob und Esau, Josef und seine Brüder, David und Saul sowie Absalom, Mardochäus und Haman, Abner und Joab. Um nicht noch mehr Beispiele anzuführen und unnötig lang zu werden, will ich bei diesen verbleiben. Seit jener Zeit hat dieses Übel seine Wurzeln so weitreichend ausgestreckt, seine Äste verbreitet und seine schädlichen Früchte über die ganze Welt verteilt, dass kein Königreich, keine Region, keine Stadt, kein Dorf oder Winkel existiert, in dem dieses tödliche Gift nicht verbreitet ist. Und es betrifft nicht nur die Heiden, die Gott nicht kennen, sondern, was noch bedauerlicher ist, scheint es sich unter den Christen noch stärker auszubreiten.
Dass dies wahr ist, lehrt uns die tägliche Erfahrung, sodass diejenigen, deren Geist reiner und heiliger ist, dies nicht ohne größten Schmerz im Herzen offen zugeben. Unter den bedeutenden Geistern unserer Zeit, die mit großer Scharfsinnigkeit die Geheimnisse der Natur erforscht haben, sei es in Mineralien, Pflanzen oder Lebewesen, halte ich nur wenige für ebenbürtig mit dem großen und ausgezeichneten Herrn Jakob Alstein. Seit vielen Jahren widmet er sich mit großen Reisen, enormem Fleiß, Arbeit und Kosten der Erforschung dieser äußerst feinen Dinge, sodass ich glaube, dass es in diesen Bereichen nichts gibt, das er nicht erforscht und verstanden hat. Daher gelingt es den Chemikern bei Krankheiten, die äußerst schwer zu behandeln sind – wie Gicht, Arthritis, Lepra, Krebs, Wassersucht, Epilepsie, Lähmung und sogar bei mehreren gleichzeitig auftretenden Krankheiten –, während die galenischen Ärzte zugeben, dass sie die Schmerzen nur etwas lindern können, aber nicht beseitigen. Die Chemiker hingegen lösen die hartnäckige und feste Materie mit den edelsten Arzneien auf, beseitigen die Ursachen und stellen die ursprüngliche Gesundheit wieder her, verlängern das Leben um einige Jahre und widerstehen dem Tod wie den am besten befestigten Mauern in einer zu verteidigenden Stadt.
Daher versuchen einige, die nicht in die Festungen Apolls und Äskulaps, Mercurius Trismegistos, Lullius, Paracelsus und andere Philosophen dieser Ordnung aufsteigen durften und denen der Zutritt zu den verborgensten Heiligtümern verwehrt blieb, die den Ehrfurcht vor dem Herrn und die Liebe zum Nächsten nicht vor Augen haben, sondern vielmehr Ehre und Eigennutz, durch neidische Anstachelung und heimliche Verleumdungen die göttliche Kunst der Chemie bei den Unwissenden in Verruf zu bringen und, soweit es in ihrer Macht steht, ihren Anhängern einen Makel der Schande anzuhängen – unter diesen auch dem ehrenwerten Herrn Alstein. Es erschien mir daher angebracht, diesen Bemühungen so weit wie möglich entgegenzutreten, indem ich in diesem Vorwort einige Worte einfüge, die ich teils aus langer Bekanntschaft in Paris und anderswo persönlich erfahren habe, teils aus den Berichten höchst vertrauenswürdiger Personen kenne.
Darüber hinaus möchte ich auch die Lobreden und Urteile der Gelehrten unserer Zeit über ihn anfügen, die mir einmütig überliefert wurden und fast wie aus einem Mund gesprochen und in literarischen Denkmälern der Unsterblichkeit geweiht sind. Zuallererst ist mir gewiss bekannt, dass Heinrich IV., der christlichste König von Frankreich und Navarra, ihn aufgrund seines in ganz Europa bekannten Ruhmes in seinen Dienst als Arzt aufnahm und ihm, um ihn an sich zu binden, mit einer prächtigen goldenen Kette mit dem Bildnis des Königs ehrte. Nachdem derselbe König sich dann näher über seine Person und seine besonderen Kenntnisse informiert hatte, versprach er ihm die ehrenvollsten Insignien des Ordens des Heiligen Michael und des Heiligen Geistes, die nur Prinzen oder wenigen höchst angesehenen Männern verliehen werden. Ein verlässlicher Zeuge dafür ist der durchlauchtigste und hochwürdigste Herr, der Kanzler von Frankreich, de Sillery, der ihm dazu gratulierte und erklärte, er habe das königliche Siegel in der Hand, um die ausgestellten Briefe zu bestätigen.
Was soll ich von dem angesehenen Mann erzählen, der von einer Summe von dreißigtausend Goldmünzen sprach, die er zur Befreiung von der Gicht, unter der er lange litt, zu zahlen bereit war? Was soll ich über das Urteil der Ärzte berichten? Ich weiß, dass der hochgeschätzte Herr Tourquet, der Leibarzt des Königs von Frankreich und nun des Königs von Großbritannien, im Jahr 1608 in der Öffentlichkeit in Paris auf Herrn Alstein traf. Sobald er ihn sah, stieg er, obwohl er sich auf der anderen Straßenseite befand, sofort vom Pferd, ging eilig auf ihn zu, reichte ihm die Hand und hieß ihn herzlich willkommen; mit großen Zeichen von Ehrerbietung und Gunst lud er ihn freundlich zu sich ein. Als der König ihn dann fragte, was er von Alsteins Heilmitteln halte, antwortete er mit den Worten: „Wir wissen, christlichster König, dass es eine reinere und edlere Medizin gibt als die, die wir gewöhnlich anwenden. Wenn Alstein das leisten kann, was ich von ihm gehört habe und was ich aufgrund unwiderlegbarer Gründe glaube, dann wäre er größer als ein König.“
Zudem veranstaltete der hochgeehrte und hochangesehene Herr Quercentanus, als er erfuhr, dass Herr Alstein nach Prag zum Kaiser reisen würde, ein prächtiges Festmahl zu dessen Ehren, zu dem er viele Gelehrte einlud, um ihm seine Zuneigung zu zeigen. Ebenso stand Herr Alstein in großer Achtung bei dem angesehenen Herrn Duncan, mit dem er am selben Tag öffentlich zum Doktor der Medizin ernannt wurde, und das Ansehen sowie die hohen Erwartungen aller über ihn wurden durch seine Verteidigungen und Disputationen weithin bekannt. Ganz zu schweigen von meinem Bruder, der seit über 30 Jahren in der allgemeinen Medizin und Chemie erfahren ist und mehrmals frühmorgens zu Herrn Alstein eilte, um aus dem Überfluss an Wissen, den dieser besaß, einen Tropfen auf sein eigenes geistiges Talent fallen zu lassen.
Soll ich hier das Urteil meines Vaters verschweigen, der über fünfzig Jahre lang mit Lob und fast wundersamem Erfolg die Medizin ausübte? So sprach er: „Gute Bürger, ihr wisst, wie erfolgreich ich all die Jahre die Medizin praktiziere, aber mein Sohn wird mich durch die Kunst, die er in Oberdeutschland gelernt hat, so weit übertreffen, wie die Sonne die Sterne an Helligkeit überstrahlt.“
Hinzu kommt eine Begebenheit in Saint-Germain, einem Vorort von Paris: Ein junger Adliger war schwer erkrankt. Zwei der angesehensten Ärzte wurden gerufen, aber trotz aller Versuche und einer Ausgabe von vierzig Goldstücken für Arzneien gaben sie ihn als hoffnungslos auf. Sein älterer Bruder, der ihn sehr liebte, hörte von einem Chemiker, der bei einem Grafen wohnte und dessen Tätigkeit einige Ärzte verhindern wollten, weil er keinen Doktortitel führte. Der Bruder suchte ihn auf, führte ihn zu seinem kranken Bruder, und der Chemiker stellte eine Arznei für nur zehn Assen zur Verfügung. Innerhalb von zwei oder drei Tagen begann der Kranke, ohne weitere Mittel, zu genesen. Die Geschichte ist neu und leicht zu beweisen.
Ich möchte auch erwähnen, dass ich selbst oft bei schweren Beschwerden durch die Einnahme von sieben oder acht Tropfen einer Essenz in Lebenswasser geheilt wurde; ebenso waren meine Tochter, eine Dienerin und andere, die schwer krank darniederlagen, bereits am nächsten Tag wohlauf und konnten ihre Arbeit verrichten.
Ich füge hinzu, dass ich ihn aus seinem eigenen Mund ernsthaft bekennen und beten hörte, dass Gott so mit ihm handeln möge, wie er mit denen umging, mit denen er zu tun hatte. Ein Ausspruch, der eines weisen Mannes würdig ist und aus einem reinen Gewissen kommt. Der Anstand des Briefes erlaubt es mir nicht, die Loblieder auf die chemische Heilkunst weiter auszuführen; ein geeigneterer Moment wird sich finden, und viele sprechen bereits von Dingen, die zu seiner Verteidigung ausreichend sind.
Kommen wir zurück zu Herrn Alstein, dem Verkünder deines Lobes, das überall ertönt. Als ich bei ihm von Eurer Erlauchten Hoheit sprach und einem gewissen Flüstern (wobei ich nicht wusste, dass eine so enge Freundschaft zwischen Euch bestand), verteidigte er Euch mit großer Leidenschaft und Stimmkraft so energisch, dass ich ihm mit größtem Vergnügen aufmerksam lauschte. Deshalb habe ich beschlossen, diese Lobreden niemandem mit mehr Recht zu widmen, damit sie im Druck ans Licht kommen, als Eurer Erlauchten Hoheit. Diese schätzt er so hoch wegen der zahlreichen ausgezeichneten Tugenden, die in deiner Person fest verankert sind, und verfolgt sie mit solch großem Wohlwollen und Liebe, dass er dich, wie unser Terentius sagt, bei vielen Menschen fast wie einen Gott erscheinen lässt. Ich weiß, dass es ihm nichts Wichtigeres gibt, als Eurer Erlauchten Hoheit mit allen ihm möglichen Mitteln seine Ehrerbietung zu erweisen.
Ein weiterer Grund für die Widmung ist, dass ich überzeugt bin, dass niemand besser über einen solchen Philosophen aus fundiertem Wissen urteilen könnte als ein höchster Philosoph. Dieser hat die verborgensten Geheimnisse der Natur der Tiere, Mineralien, Pflanzen und aller Gewächse erforscht und durchdrungen, nicht nur im Königreich Polen, sondern auch in Deutschland, Italien, Frankreich, Ungarn, Böhmen und anderen Regionen, deren Sprachen er wie seine Muttersprache auf wundersame Weise beherrscht.
Ich bitte daher Eure Durchlaucht und Hoheit, diese Lobreden über einen Euch höchst ergebenen Freund wohlwollend zu betrachten und ihn gemeinsam mit dem hochgeschätzten Herrn Alstein unter Eure Obhut zu nehmen und mit allem möglichen Wohlwollen zu fördern. Zögert oder verschmäht es nicht, denn ich bin fest davon überzeugt, dass er für erhaltene Wohltaten niemals undankbar war noch jemals sein wird.
Ich empfehle Eure Durchlaucht und Hoheit Gott, dem Allmächtigen und Besten, und bete täglich aus tiefstem Herzen für das Wohl Eurer Seele, Eures Körpers und das Eurer Familie.
In Prag, Böhmen, am 23. Mai im Jahr der durch Christus wiederhergestellten Erlösung 1617.
Eurer Erlauchten Hoheit demütiger Diener,
Lambert Thomas Schenckelius Dusilvius.
ohne Datum
Raphael Egli, ohne Datum
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. E2r–E2v)
[sig. E2r] Solvtio qvæstionis. An licita sit omnibus tractatio artis Chymicæ?
Authore Raphaele Eglino Iconio, D[octor].
Qvi quærunt, Chymiam num cuivis Christicolarum,
Inquisiisse fast sit? His Respondeo:
Cùm Pietas conducat ad omnia, pollicitisq́ue
Nitatur hujus, & futuri seculi,
Haud esse illicitum, post Christum[c1], quærere, Petram
Æternitatis, alteram hujus seculi,
(Sed tamen in Christo Petram modò avarita absit,
Nec negligas vocationismmnia.
Nam Sophiam Moses Ægypti calluit omnem,
At Regiæ gazæ tamen Christi probrum
Antetulit. Daniel decupli plus fœnore vicit
Magos, puer Chaldaicæ decus Scholæ.
Dilectusq́ue Deo Lucas quoq́ue Clinicus, olim
Ab arte magnum Iatrica nomen tulit.
Texuit ipse manu propriâ tentoria Paulus:
At Præco quantus: quantus ille Apostolus:
[sig. E2v] Nimirum est licitum cuivis tolerare labore
Victum decente, nullius cum incommodo.
Aut igitur nulla est Chymia, aut ars si modò vera est,
(Vt est) licet cuivis eam experirier.
Namq́ue Artem nemo, nisi rerum exploserit expers,
Exsibilent hanc quamlibet nasutuli.
Nucleus humanæ latet hoc sub cortice vitæ,
Enucleare quem bonis fas omnibus.
Qui[c2] sapuêre Magi nôrant hunc Solis ab ortu,
Christo offerentes dona non incognita:
Nunc ignorantur. Tales sibi vendicat Agnus
Magos adhûc, dum regna fiant ipsius,
Divitias solus capere est qui dignus, ut isto
Agamus ex Ægyptiis prædam modo.
Namq́ue Dei Regnum quærendum ante omnia: deinde
Addentur & cælestibus βιωτικὰ,
Parta labore tamen, quæ Christi munere dantur.
Cuncta in bonum cedant ut ipsum amantibus.
Omnia enim mundis sunt munda[c3]: fidelibus estq́ue
Nîl denegatum, quod Deo haud contrarium est.
Non ignare capis? maneas ignarus, & uti
Censoriâ noli arroganter virgulà.
Übersetzung:
Lösung der Frage: Ist die Praxis der alchemistischen Kunst für alle erlaubt?
Vom Raphael Eglinus Iconius, Doktor.
Für diejenigen, die fragen, ob es jedem Christen erlaubt ist, sich mit Alchemie zu beschäftigen, antworte ich: Da die Frömmigkeit zu allem nützlich ist und sich auf die Verheißungen dieses und des zukünftigen Zeitalters stützt, ist es nicht verboten, nach Christus die „Stein der Ewigkeit“ zu suchen, als eine Art dieser Welt, jedoch in Christus. Dies soll aber ohne Gier geschehen und unter Achtung der eigenen Berufung.
Moses war in aller Weisheit Ägyptens bewandert, doch stellte er den Reichtum des göttlichen Schatzes über die Schätze dieser Welt. Daniel übertraf mit seinem Wissen die Weisen, ein Knabe, eine Zierde der Schule der Chaldäer. Auch Lukas, der bei Gott geliebte, trug einst durch die ärztliche Kunst einen großen Namen. Paulus selbst fertigte Zelte mit eigener Hand an, doch was für ein Prediger und Apostel war er!
Es ist sicherlich jedem erlaubt, auf ehrenvolle Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ohne Schaden für andere. Entweder gibt es keine Alchemie oder, wenn es diese Kunst wirklich gibt (und sie existiert), so darf jeder sie erforschen. Niemand, der in der Materie bewandert ist, wird die Kunst gering schätzen, auch wenn Spötter sie belächeln mögen.
Im Kern des menschlichen Lebens liegt das, was es zu entdecken gilt, und es ist für alle Guten erlaubt, diesen Kern zu entschlüsseln. Weise aus dem Osten verstanden dies und brachten Christus nicht unbekannte Gaben dar. Noch immer beansprucht das Lamm solche Weisen für sich, damit seine Herrschaft gefestigt werde.
Nur er ist würdig, Reichtümer zu empfangen, und deshalb dürfen auch wir die Schätze der Ägypter in Anspruch nehmen. Das Reich Gottes soll über allem gesucht werden; dann werden die irdischen Güter hinzugefügt, die durch die Gnade Christi gewährt werden, um all denen zum Guten zu dienen, die ihn lieben. Denn alles ist den Reinen rein, und den Gläubigen wird nichts verwehrt, was nicht gegen Gott ist.
Verstehst du das nicht? Dann bleibe unwissend und erhebe dich nicht überheblich mit einer kritischen Zensur.
Jacob Alstein, ohne Datum
(in: Elogia ac iudicia doctorum nostri seculi hominum, de ... Jacobo Alsteinio, ed. Lambert Thomas Schenckel, Prag 1617, sig. E2v)
[sig. E2v] Addo dicta Usitata, Jac[obus] Alst[ein]
Plus conscientiam quam famam attende, Famam enim ut cætera omnia, Tandem Patientia vincet.
Nondum felix es, si non te turba deriserit, neque beatus ignorans: tam spernere, quám sperni.
Hoc fortitudinis est, neque minis neq́ue suppliciis moveri, ut fortiter fecisse pœniteat.
Virtus pressa opprimit prementem.
Si qua fata sinant — — — — Ego utrum
Nave ferar magna an parva, ferar unus & idem.
La vertu n’a vertu que quand elle est en peine.
Übersetzung:
Ich füge einige Sätze von Jakob Alstein an:
Achte mehr auf dein Gewissen als auf deinen Ruhm, denn wie alles andere wird der Ruhm letztlich von Geduld überwunden.
Du bist noch nicht glücklich, wenn die Menge dich nicht verspottet hat, und niemand ist gesegnet, der nicht die Ignoranten gleichermaßen verachtet, wie er selbst verachtet wird.
Es ist Zeichen von Stärke, sich weder durch Drohungen noch durch Leiden beeinflussen zu lassen, damit man nicht bereut, tapfer gehandelt zu haben.
Die Tugend unter Druck besiegt den, der sie bedrängt.
Wenn es das Schicksal zulässt – ob ich mich in einem großen oder kleinen Schiff befinde, ich bleibe derselbe.
Die Tugend ist nur dann Tugend, wenn sie bedrängt ist.