Schram 1906 Paracelsus

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Wilhelm Schram,
Paracelsus in Mähren
1906

Text

[p. 18]


Paracelsus in Mähren

Der berühmte Arzt, Chemiker und Theosoph Philippus Aureolus Paracelsus Theophrastus Bombastus vom Hohenheim (geboren 1493 zu Maria-Einsiedeln in, der Schweiz, gestorben 1541 zu Salzburg) kam auf seinen

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Wanderzügen durch einen großen Teil Europas, im Jahre 1537 auch nach Mähr.-Kromau, wohin er vom mährischen Oberstlandkämmerer Johann von Lipa berufen wurde. Paracelsus, dem so manche Wunderkur gelungen ist, hatte in unserem Lande wenig Glück. Der Oberstlandkämmerer, an dem er zwei Jahre lang quacksalberte, bekam völlig die Gicht und starb unter den heftigsten Schmerzen. Dessen Sohn Berthold, welcher an einem geringfügigen Augenübel gelitten, erblindete infolge der Kur des Paracelsus für immer. Die Gemahlin des Johann v. Zierotin, eine geborene von Pernstein, hatte Schmerzen im Unterleibe. Nachdem sie die ihr von Paracelsus gereichte Tinktur eingenommen hatte, bekam sie „das böse Wesen" (epileptische Anfälle) und starb noch an demselben Tage. Da packte der Wunderdoktor seine sieben Sachen zusammen und machte sich aus dem Staube. Das 3. Buch seines Hauptwerkes „Die große Wunderarznei", welche er später „dem Kaiser und Reich" widmete, hatte er im Kromauer Schlosse zum Abschluß gebracht. Auch verfaßte er hier die ersten Partien der Astronomia magna und die deutsche Fassung der Defensiones und des Labyrinthus. Paracelsus war zwar ein Trunkenbold und in mehr als einer Hinsicht ein marktschreierischer Scharlatan; doch wurde er von Ärzten und Apothekern mehr als gebührlich verfolgt. Unbestritten bleibt ihm aber das Verdienst, der Heilkunst in mancher Beziehung bessere Bahnen gewiesen und die Naturwissenschaften belebt und gefördert zu haben.*


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* Vorstehende Zeilen habe ich vor mehreren Jahren zum erstenmal im „Tagesbote für Mähren und Schlesien" publiziert. Während der Drucklegung meines Buches kommt mir soeben die schöne Schrift: „Theophrastus Paracelsus, sein Leben und seine
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Persönlichkeit" (Leipzig, 1903), verfaßt von Dr. Franz Strunz, zur Hand. Ich benutze diese Gelegenheit, die quellenmäßige Arbeit des verdienstvollen Autors, der jetzt als Dozent an der deutschen technischen Hochschule in Brünn wirkt, wärmstens zu empfehlen.

Bibliography

Schram, Wilhelm: Vaterländische Denkwürdigkeiten. Ein Buch für mährische Geschichtfreunde, Brünn: Friedr. Irrgang for the Author, 1906, pp. 18-20.
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other editions:

anon. [Schram, Wilhelm]: ‘Paracelsus in Mähren’in: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, vol. 50, no. 80, 17 February 1900, pp. 4-5.
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