Letter, 1629-11-15 st.n., Karl Widemann to Moritz Landgraf von Hessen-Kassel, KassUB 2chem19.5 110

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Author: Karl Widemann
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1629 November 15 st.n.
Place: Augsburg
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 110—111 (alt f. 109—110)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=758
Names: Joachim Morsius; David Ehinger; Georg Sebastian Widemann
Places: Straßburg; Schweden; Frankreich; Niederlande; Venedig; Ungarn; Pfalz; Bayern; Italien; Spanien; August Fürst von Anhalt

[f. 110r] Durchleuchtiger hochgeborner furst, gnediger herr &c. Eurer f[ürstlich] g[naden] seien meine vnderthenige treü v[nd] willige dienst yederzeit beuor.

Demnach h[err] Morsius wider zue rugkh, begeret sich bej e[uer] f[ürstlich] g[naden] einzuestellen. Alß werden sie in mündtlicher relation selber g[nädig] zue vernehmen haben, wie alle sachen wegen Dauid Ehingerj sej abgeloffen. Wir haben nichts vnderwegen glassen, was zue befürderung seiner praesents hieher mag dienen, hoffen auch noch jmmer gnuegsame satisfaction, die wolle der höchste in diser schweren zeitt vernunnen. Amen.

Was e[uer] f[ürstlich] g[naden] v[nd] dero loblichen f[ürsten] hauß jch v[nd] die meinigen kan dienen, hatt dieselbe zue gebietten. Ich kan v[nd] beger nitt vill zue verhaissen, soll aber nechst göttlichen beistand alles was guet v[nd] jnn meiner gwaldt yetzt v[nd] kunftig ist v[nd] gefunden wirtt, e[uer] f[ürstlich] g[naden] vnderth[äniger] guetter wohl mainung zuekommen lassen will.

Mein sohn[1] wirt zue Straßb[urg] ietzt disputieren W. G.[2] pro gradu. Hoffe er werde in vtraque medic[in]a also proficieren, das er heütt oder morgen mitt guetter vernunft v[nd] wissenschafft grossen v[nd] klainen möge nutzlichen vorsteen, thue mich vnderthenig bedangkhen der g[nädigen] f[ürstlichen] affection gegen mir v[nd] den meinigen. Hab vor 14 tagen ainen meiner söhn 13 jar aldtt[3] mitt aim botten nach Straßburg gsendet zue seinem brueder, er versteet lingua graeca & latinam. Kan wohl schreiben v[nd] rechnen. Do er doselbsten auch die frantzösische sprach (wie dortt gebreüchlich) erlernete, kundte er dann desto mher fortkommen. Ich wolt ie gern den meinigen so jch lebe auch gern fortthelffen, kan es allain bej so lang werdender teürung v[nd] vilen grossen außgaben so viler kinder nitt erzeügen oder außfüeren. &c.

[f. 110v] Ein fürdreflicher gottsgelerter mann der medlet mir volgende ghaime sachen.

1. Nittlang v[nd] noch vor weinachten wirt ain wichtige impraesa vf das röm[ische] reich ergeen, also das den wintter vber wenig rhuee wirt zuegewartten sein.

2. Der schwed soll nach dem kaisertumb drachten.

3. So sollen andere wichtige sachen mitt dem frantzosen dedigen v[nd] tractieren.

4. Die Holendische generalitet, also auch die Venedische signoria wellen alle reichsstende, so es begeren, jn jhr protection auf v[nd] annemen, steht in derwegen gleich dz der adler berupft werden wolte.

5. In Vngern siehet es auch seltzam auß, die zeit wirt alles selber offenbahren, jst nit gertt vill dauon schreiben.

6. In der Pfaltz ist den spanischen, kaiserischen, bischoflichen, speirischen officiren sehr angst v[nd] bang, also auch in Bairn: die am Rhein suechen örter, wo sie mögen bleiben in den bena... stotten, wann sie fliehen müessen.

7. Die geistl[ichen] churf[ürsten] werben volckh.

8. Der krieg in Italia geet fortt.

9. Die staden wellen mitt Spania kain friden eingeen, wei... kain glauben heldtt v[nd] sie bschlossen auf voriges mahl 20 jahr den krieg zue continuirn.

Hier haeriren wir intra spem & metum, jst ainen h[errn] ain trauriger zuestand, weiln kirchen v[nd] schuelen zuegschlossen verbleiben, man tröstet vns zwar wohl in spe & patientia latet virtus nostra, Gott ist v[nd] bleibtt vnser zue versicht v[nd] trost, dabej lassen wir vns finden.

Yetzt geet die sag, man werde ahn die beambte v[nd] sie in die kirchen nöttigen, die nit parieren wollen, vrlauben. Man hatt sich nichts bessers ainmahl zue versehen, wann Gott nitt wunderbarlichen hülfft, steet alles in seinen henden.

[f. 111r] Vbersende hierbej e[uer] f[ürstlich] g[naden] zuem vnderthenigen wohlmeinenden grueß (welches h[errn] Morsio jch vndergeben vnd einer hier gearbeitet hatt) ain bewerttes stugkh, das wolle sie von mir jnn f[ürstlich] g[naden] auf v[nd] annemen v[nd] mich v[nd] die meinigen in dero tutelam auf v[nd] annemen. Er wirt e[uer] f[ürstlich] g[naden] von allen mündtlichen relation tuen können, kombt von aim hochuerstendigen gottliebenden fursten her, eurer f[ürstlich] g[naden] geliebten herren vetteren, schwagern v[nd] bruedern, der ewiges lobes gantz wohl ist wüerdig, Augustus F[ürst] zue Anhalt haist er. Der edle herr, Gott verleihe jme alnges v[nd] gsundes leben, dessen er wohl wüerdig ist.

Ich halt e[uer] f[ürstlich] g[naden] gar zue lang auf. Will sie dem segen v[nd] schirm Iesu Christj vnderthenig v[nd] vleissig empfohlen haben noch lang in gueter gsundheit zue fristen. Amen.

Augspurg den 5./15. noue[mbris] 1629.

Eurer f[ürstlich] g[naden] vndertheniger treüer diener all zeitt

Carle Wideman M[edicinae] D[octor]

Wann jch spür, dz meine conatus v[nd] vnderthenige dienst eurer f[ürstlich] g[naden] behaglich, so soll teglichen W. G.[4] mehrers volgen: die 75 jahr brauchen wohl guette assistents, jch trau mir es, wz auf mich v[nd] die meinigen gewendet wirt vor e[uer] f[ürstlich] g[naden] mitt guetten nutzen wider herein zue bringen &c.

References

  1. Georg Sebastian Widemann
  2. = wills Gott
  3. probably Jacob Widemann (b. 1614)
  4. = wills Gott