Letter, 1615-05-30, Paulus Auleander to Severin Ruder, KassUB 2chem19.1 354

From Theatrum Paracelsicum
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Author: Paulus Auleander
Recipient: Severin Ruder
Date: 1615 May 30
Place: Amsterdam
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 354—355 (alt f. 339—340)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=545
Names: Isaac Lames; Johann Lames; Peter Lames; Christoph Annoni d.J.; Isele; Emanuel Iselio; Matepart; Agnes Auleander; Baron von Oen; Caspar Ruland
Places: Bremen; Den Haag; England; Lund; Basel; Venedig; Amsterdam; Italien; Frankreich; Ostland; Kassel; Greivershein(?)


[f. 354r] Mein großgunstiger schwager Seuerin,

nach winschung beitz euch vndt den eurichen zeitliche vndt ewiche wolfahrt kann jch auch nicht vorhalten, wie daß jch eure beide schreiben wohl empfangen, daß nemlich so mihr der malern mann mitt bracht, vndt deme auch so mihr vber Breme kommen, auß welchen schreiben dann jch eure begeren, so jhr mihr von wegen meines genedigen f[ürsten] v[nd] h[errn] zu geschrieben, hette auch jhre f[ürstlich] g[naden] gahr gerne willfahrt, ist mihr aber auff diß mahl gantz vndt gahr vnmuglich gewesen dann jch 4 halbe canons hier fertich liegen, welche alß gestern vorgenommen zu boren, vorhoffende zu kunfftigen freitag in dem Hage die proba zu liefern, der liebe Gott wolle mihr glick vndt segen darzu geben, deß gleichen muß jch diese woche noch einen guß thun, vndt stehet darauff, daß jch also balt wieder 12 halbe canons werde fromen mussen lassen, daß stick wieget so jch jezunder im Hag werde furnn auffs meiste 3000 lib[ras]. Ich habe kurtz auff ein ander 3 goss gethan, mehr hab jch ein instrument vnter handt, welches mitt einem pfert regiret wirt, vndt kann in tag vndt nacht 70000 donne oder omen wasser außwerffen, damit hab jch auch noch eine wocher oder 6 oder 8 zu thun, es geheret einem grossen hern, es muß außgemacht sein. Mehr hab jch auff meine wasser kunst octroi auch in Engelandt bekommen, auff 10 jahr, da stehe jch mitt der stadt Lunden in einem contract, daß sie werden 130 lassen bei mihr machen, daß wirdt ober die 24000 fl. importiren, sein auffs minste 10000 profet, diesen busart muß jch nicht lassen fallen, jch muß deß halben nach Lunden reisen, so balt jch die stic geliefert, vndt ein gutt osten wint weiet, hab aber vber einen tag oder 4 nicht da zu thun, so hab jch mich vor der zeit geschrieben, daß jch willens ein eigen gieß hauß auffzurichten, damit jch jezunder auch zu thun. Will anderer dinge geschweigen, so jch ann andern ohrten zu thun, mitt meiner compani, deruater jch bin, alß in einem, mitt Isack, Johann, v[nd] Peter Lamese, mitt diesen 3 briders vettern bin jch in einer compani, ist aber nicht mehr alß in einem stick. Hernacher bin jch in einer compani mitt hern Christoff Anoni [=Christoph/Cristoforo Annoni d.J. ], wonende zu Basel v[nd] mit seinen [f. 354v] vetter Isele, wonde zu Venecia, v[nd] mitt Matepart zu Lunden, hernacher mitt meinem guetten hern Emanuel Iselio, deß Iseli Bruder von Veneci, wonende hier zu Amsterdam bei vnß, diese parteien, so jch mitt diesem gemelten perschonen thue, so wohl in Italien alß in Franckreich, in Engelant v[nd] in Ostlant, müssen erste geschlossen vndt gantz zurecht gebracht sein ehe jch kann von hier vonreisen, dan es ober die 30000 kronen importiret, da mihr allein die helfft daruon geburet, dann jch der principahlste in der partei, jch habe die andern nicht mehr alß zu mihr genommen, vndt sie mich nicht zu sich, jch hett es zwahr nicht alles allein können vorsehen, also helffen wihr ein ander die last tragen, wie in commeschafft der brauch.

Vonn wegen erzelter dinge ist mihr vnmuglich auff diß mahl naher Cassel zu reisen oder wirde mich in grossen schaden stecken, allezeit jhre f[ürstlich] g[naden] sollenß von mihr bekommen, wann jch meines begerenß vorsichert, dan weist wohl, schwager Seuerin, wie lang jch den kunsten der wahren philosophei nachgestanden vnd mich Gott entlich zum theil darin erhöret, darvor jch dem lieben Gott danck sage, dan jch jezunder deutlich sehe, waß da in chimia tingire, nemlich daß <feuer> oder <sulphur>, aber nicht nach meinung der gemeinen idioten, dan vnser <sulphur> gahrkocht, waß die natur vngekocht gelassen vndt sollches durch sein inne[r]liches metalliss[ch]es feuer, diß ges[ch]icht in particularien, waß soll erst im vniuersahl geschehen, zu welchem kein metallis[ch]er noch animalis[ch]er oder vegetablis[ch]er <sulphur> kompt, denn der selbe <sulphur> stehet noch rein, ynn seinem gradu, wie ihn die natur erschaffen, es ist zwahr auch me[r]curius in der selben materi, da der <sulphur> funden, welcher metallisch, vndt der sulphur aber nicht metallis[ch], dan es die rechte scintilla dan wo der selbe <sulphur> ein metallißne <sulphur> so hette deß selbiche chaos ein metall müssen werden, es ist aber vonblieben, also ist auch zu vorstehen, von den animalis[ch]en v[nd] von den vetabilis[ch]en naturen, dan wehr der selbe <sulphur> animalisch oder vegetabilisch, so wehr eine solche natur darauß worden, weill aber daß nicht ist, so ist es also vnperfeckt geblieben, wie wihrs vor augen sehen, [f. 355r] Vndt diß ist daß scheinbarlichste, darauß vnser <saturnus> oder drockenes wasser {am Rand: der philosophen} zu erkennen. Sehet, schwager, vorgebenst mortent man sich, die metallen in <mercurium> zu bringen, dann der <mercurius> ist in allen dingen einer, der gemeine <merucrius> reiner alß der <mercurius> ex <sole>, wie wohl der ex <sole> zeitiger, deß ist mehr gekocht durch seinen <sulphur>, aber der <mercurius> vorursacht kein metall, sondern der <sulphur>, so ist der <sulphur> nun agens vndt der <mercurius> patiens, vnd wirdt dem weiblein vorglichen, o der schönen vndt vberherlichen natur, die die hermophrotites, so jn sich manß v[nd] weiblichs samenß, rein vndt vnuermischt. Die materiam lapidis kan jch ken jch wohl, aber die hantgriffe dem selben zu bereiten, seindt mihr noch zurzeit vorborgen. Ich möget hören, waß jhr f[ürstlich] g[naden] auff mein schreiben, so jch ann jhre f[ürstlich] g[naden] geschrieben, antworten, oder jhre f[ürstlich] g[naden] zu lanck wehren wolte, wie jhre f[ürstlich] g[naden] vormeinen, daß es ahnzustellen, mihr wieder schreiben, vndt solches auffs aller eheste.

Der liebe Gott hatt mir den 4. maij alten stielß ein wennich nach siben in hora <jovis> eine junge doc[h]ter bescheret, hab sie heissen lassen Angnes, der liebe Gott gebe, daß sie from vndt sehlich werde, der Baro von Oen, brandenburgister jezicher zeit owerster colonel vber 8 companipeede v[nd] ritmeister vber deß jungen printzen compani zu ferde v[nd] capiten vber die leibgeworde zu fuss, deß jungen printzen von Branden Burgs, ist ass menn in eigener perschon zu geuattern [=Gevatter] gestanden, herr Johann Lameses predicants ha[u]sfrau v[nd] herr Emanuel Iseli haus frau haben beneben gestanden, hab es jhnen lang zu vohr, ehe daß kind auff die welt kommen, mussen vorheissen, haben schöne 20 calen geschoncken, wher getraufft in alte kirchen, von hern Casparo Rulando, welcher gewesen ein jnspector zu Greiuerßhein(?),

hatt vnsern vatter sehr wohl gekant, wordt vor allen kindern welcher wohl 20 zum ersten getaufft.

Hier mitt befehle jch mich all samptlichen in den schutz deß aller högsten Gottes.

Datum Amsterdam den 30. maij sti[lo] novo, an[no] 1615.

E[uer] w[ohlgeboren?] schwager

Paulus Auleander

[f. 355v] [Anschrift:] Dem ehrenuesten vndt kunstreichen hern, Seuerin Rudern, goltschmieden vndt wappenstein schneidern in Cassel, meinem lieben schwager zu handen.