KassUB 2chem19.1 233

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Author: Johann Eckel
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: o.D. 15 April]
Place: no place
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 233—234 (alt f. 221—222)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=517
Names: Georg Stange; Johann Krug
Places: Wien; Ziehenhain; Allendorf


[f. 233r] Durchleuchtiger hochgeborner gnediger fürst vnd herr,

gegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] thu jch mich gantz vnderthnig bedancken, dz sie mir den jnhalt meines mit gebrachten vriasbrieffs g[nedig] communiciret, welches jch mit vber grosser verwundertung gesehen, ewiger Gott wie ist die welt so falsch, der man hat sich gegen mich so freundlich erzeigt als wehre er mein högster freund in dieser welt, er hat fast 8 gantzer tage gesessen vnd an dem brieffe componirt vnd mich vberedet wie er an e[uer] f[ürstlich] g[naden] was köstlichs schreibe, mich auch getröstet vnd das geleid hinauß geben wie jch des freytags vor palmarum wieder auß Wien gangen. Eß sey Gott befohlen.

Das aber e[uer] f[ürstlich] g[naden] willens gewesen, meine scripta inventiren zu lassen, so hab jch bey dem waren Gott von Stangens sachen nichts mehr, auch nichts mehr gehabt, als dz jch jtzund ein kleines proceßlein mit mir bracht, so er mir mit eigener hand auß geschrieben vnd verehret, welchs e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch hirbey vnderthenig zu schicke. Eß kombt mir aber von gantzem hertzen schmertzlich vnd betrübt vor, dz e[uer] f[ürstlich] g[naden] so ein vngnedigs mißtrawen zu mir haben, alles was jch habe, weiß, kan oder noch erfaren vnd lernen kan ,das ist doch al mein lebtage e[uer] f[ürstlich] g[naden] so wol als mir selbst gewesen vnd noch, vnd ist mein tage in meinen sin niemals kommen, dz jch e[uer] f[ürstlich] g[naden] solte etwz verhalten, nein, darzu seind e[uer] f[ürstlich] g[naden] mir viel zu lieb gewesen, vnd noch, sondern al mein dichten vnd trachten ist altzeit dahin gericht gewesen vnd noch wie jch e[uer] f[ürstlich] g[naden] etwz künstlichs vnd wunderbarlichs mochte zu wegen bringen, vnd also bey derselben vnderthenig danck verdienen, vnd das ist war wz jch sage, aber jch weiß wol e[uer] f[ürstlich] g[naden] glaubens doch nicht, glauben sie es nicht, so gleubts vnd weis es Gott, das es war ist. Ich wolte, jch wüste vnd köndte viel, dz wehr eben so viel als konten vnd wüstes e[uer] f[ürstlich] g[naden] selbst, das ist war, dz weiß jch.

Das mich aber das vnglück mit [Johann] Krugen also ergriffen, welchs Gott geclagt seye, so weiß jch das bey dem waren Gotte, wan e[uer] f[ürstlich] g[naden] es wüsten oder begreiffen köndten, wie schimpfflich vnd vnschüldiger weise vnd ohn alles gefehr jch dartz komme, sie würden [f. 233v] solche vngande gegen mich armen stümper icht vorgenommen haben. Dan hat [Johann] Krug die sachen vor 5 jahren (wie Stange schreibt) empfangen, vnd jch allererst das so jch gehabt vor 2 jaren, wie jch des obristen zu Ziegenhain visirung bawen lassen von jhme bekommen wo bleiben dan die vbrige 3 jar? Dan wie jch datzumal viel bey jhme auß vnd ein gangen, vnd von allerhand künsten vnd sachen mit einander schwetzten, legte er mir diese dinge vor vnd sagte, wz mag wol daran zu thun sein? Wie jchs nun besehen vnd gesehn, dz es ein lang schreibens gewesen, hab jch gesagt, jch könne so nit wissen, wz dran zu thun seye, sey ein weitleufftig philosophisch werck, wehr solchs alles lesen solte, müste zeit dran wenden vnd solches mit grossem fleiß vnd bedacht lesen, als sagte er, es sey jhm kein nütz, versteh es auch nicht, wölte jchs lesen, so möchte jchs zu mir nehmen. Da gedachte jch, es wehre mein, nambs mit mir vnd legte es wie jch zu hauß kam, bey meine chymicalia, gedachte, jch wölt es etwa mit der zeit ein mal lesen, habs aber mein tage niemals zu lesen angefangen, nun wil [Johann] Krug sagen, es hette mirs derwegen zu gestelt e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu geben, davon mir weniger als nichts bewust vnd weil Krug sagt, er hette es e[uer] f[ürstlich] g[naden] vorlengst zu Allendorff praesentirt, e[uer] f[ürstlich] g[naden] hettens aber nicht geacht, wohrumb solte jch dan allererst vber 3 jar hernacher mit vffgezogen kommen vnd e[uer] f[ürstlich] g[naden] das jenige nochmals vffdringen, wz sie datzumal nicht achten wöllen? Item, do er es e[uer] f[ürstlich] g[naden] praesentirt gehabt, wo hat ers dan wider bekommen, oder es müstens e[uer] f[ürstlich] g[naden] jhme ja wider zu gestellet haben.

Nun wolan, jch bin vnderthenigs gehorsambs willig, e[uer] f[ürstlich] g[naden] alles zu thun, was jch vermag, jch wil sehen, wie jch jhm thue vnd 100 ducaten neben meiner zehrung vff bringen, vnd wils Gott bis montag mich wider vff die reise machen, wil auch sonstet ferners mit niemands etwz derwegen zu thun haben, jch hoffe Gott werde mich ja endlich auß meinem grossen elend wieder gnedig erlösen, wil wieweil [f. 234r] e[uer] f[ürstlich] g[naden] sambt alle die jhrigen, neben auch alle den meinigen wiewol jch jtzo ein armes schwaches kind habe, dem trewen Gott in seinen gnedigen schutz vnd schirm von hertzen befehlen. Vnd so e[uer] f[ürstlich] g[naden] etwa vermeinten notwendig zu sein noch wider ein schreiben an Georg Stangen zu thun, dz werden sie g[nedig] wissen, meines wenigen erachtens ists wol nit vonnöten, dan wan er geld hat, so kombt er.

Dieses hab e[uer] f[ürstlich] g[naden] jch auß trawrigem muth abermals nit verhalten sollen mit vnderthenigster bitt, mein vnd der meinigen g[nediger] fürst vnd herr zu sein vnd pleiben.

Gott sey mit vnß allen.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vndertheniger gehorsamer diener

Joh[ann] Eckel