KassUB 2chem19.1 197

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Author: Peter Hermes
Recipient: Johann Friedrich Eggs
Date: 1613 June 28 st.v.
Place: Kassel
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 197—198 (alt f. 188—189)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=371
Names: Daniel Radpoldt; Augustus, Prince of Anhalt-Plötzkau; Sibylla of Anhalt; Frederick I, Duke of Württemberg; Schäffer; Jacob Mosanus
Places: Rheinfelden; Prag; Schweiz; Friedberg; Wetterau; Frankfurt am Main; Straßburg; Basel; Kassel


[f. 197r] Immanu-El

Meinen freundtlichen gruß vnnd willige denst alzeitbeuor, mit wunschung alles guttem ehrvester, achtbarn hochgelahrter domine doctor.

Eß ist bei mir noch vnvergessen die erzeigte freundtschafft vnnd gunstigen willenn so mich den vergangnen herbst erbar ehrnvest zu Reinfelß jndem ich dem herren besuchte widerfahren vntter andren so jch mich erihnnere vnnd betrachte wie daß eine gelegenheit haben muß, mit dem <mercurio> vulgi so durch mittel deß sulphurs zu einem gedigen glaß ertz so auff dem test oder capelln gantzlich ins <blei> wirt eingedrenckt vnnd ohne sonderlichen ab eine reine <luna> gefunden wirdt, wie mich der herr doctor, dero blicklein zwo gezeiget hat, ob nun wol solches gantz langsam vnnd verzüglich zu gehet also daß 9 monat mussen herumbfliessen, ehe man davon nutzbarkeit zu gewartten hat (solches vordißmal an seinen orth beruhet).

So hab jch mich demnach vorgenohmmen, auff daß die angefangne kundtschaft vnnd freundtschafft allerseits widerumb zwischen vnß ernewret werde, dem herrn doctor, alß meinen gunstigen freundt, mit disem schreiben freundtlich besuchen wollen, versehn mich hinwiderumb zum herren doctor er werde ihm solches auch gefallen lassenn, dann auß zweien consilijs, so dieselben ihren grundt in naturlichen licht haben, dardurch kann man warheit erforschen vnnd jeder natur heimligkeit kommen &cet.

So ist nun diß mein raht am bedencken belangend diß stick, vonn dem <mercur>io, daß kein ander frembdt genus mineralium darzu erfodert was ausserhalb dem blossenn <sulphure> dan derselbe hat bei sich die digerirende oder kochende krafft, dardurch die ruhende substans deß sulphurs, so im <mercur>i leit wirt angereitz vnnd getriben, daß die durch bekemme werme gleich wider solches am gedigen glaß ertz, so reich vom silber sein zu sehenn ist vnnd allerding gleich dises, die massa so mich der herr doctor damals zeig. So ist in dz vors ander eine starcke vermuttung dar daß nemblichen der gutte freundt der diß stuck hat kein listger noch verschlagener man ist, wie die welt kinder sein, sondren da der herr doctor mit ihm davon discurirt haben allezeit dem herrn doctor simpliciter <..> auff dem <sulphure> vnd mercurio gewssen, wiewol soliches von mannichen wunderlich wirt gedeutt vnnd ist warhafftig alhie eine vnnöthige klugheit, man bleibe nur bei den einfaltigen verstandt vnnd folge dan die natur in jhrem kochen die wirdt die frucht zur zeittigung bringen.

Eins aber muß jch dem h[errn] d[octor] hierbey erihnnern, weil ich vom herren verstanden, daß derselbe gutte mahn, so diß stuck wol anfahren hat, daß er nemlich dem <mercur>io ert per se in glasren einsetz, vnnd dem also 14 tag oder 3 wochen in der werme stehen lässet, jst vmb keiner guden vrsach willen damit daß aqua nubium von dem <mercur>io geschieden wirdt, jhm vileicht selber vnwissennd, dann daß ist gewiß wahr vnnd der herr d[octor] wirdts also auch befinden, daß mit dem <mercur>io also beschaffenn, daß so lang er daß aqua nubium (wie Isaac solch nennet) bei sich hat, so ist er vntuchtich vnnd widerwertig, allenn chymischen wercken, damit er sol vermischet [f. 197v] werden vmmd kann zu keiner fixation gebracht werden, dan er respuiert daßselbe vnnd wann er verschlossenn jm <feuer> gehalten wirdt, so zerstesset vnnd zerschellet er die gläser mit grosser starcke, dann diß aqua nubium ist die hoheste wederwerttigkeit, so dem <mercur>io alß ein accidens anhangt, die vor allen dingen muß gescheiden werden, auff daß hernach die rechte homogenietas muge statt haben, man sehe nur wie beschwärlich eß zugehet die luna mit dem <mercuri>o vulgi zu amalgamiren, wan er sein accidens nicht entlediget wirdt vnnd hinwiderumb wie leichtlich es zu thuen ist, wann er sein <aqua> nubium verlassen hat. Ja daß auch eine gantze <mark> <luna> in ictu oculi ohn alles feur sich amplectirt vnnd amalgamiert alß wan eß daß feinste <gold> auff erden wehr vnnd mit verwundrung anzusehen ist.

So ist nun nicht mehr bei disem stuck in acht zu nehmen alß nur daß rechte pondus sulphuris, nemlich wie vil man zu einem pfund <mercur>io nemen muß vnnd obs zu einem mal, post separatione <aquae> nubium, dem <mercuri>o muß zu gesetz werden oder zu vntterschidtlichen mahlen, darin ich nun dubitire vnnd sonderlich wie die gradus ignis von eine zeit zur andrenn mussen observiert werden, jn disem beiden puncten ligt die heimligkeit dißes wercks wie solches der herr doctor warhafftig befinden wirdt. Er wolle dero wegen allem fleiß anwenden, dise beiden obgedachte puncten vonn dem gutten mahn zu erfahren, weil er sonderlichen dem herrn d[octor] (wie ich vom ihm verstanden) mit gunstien geneigt ist.

Jch sag, eß muß dem guttem freundt hoch ruhmlich nachgesagt werden, daß er sich durch geldt nicht dahinbewegen lest, daß er die sache in der geitzigen hande nicht kommen lässet, sondren daßselbe bei sich behalt, Gott wolle ihm in solchen christichen vorsatz bevestigen, die welt ist jetz gar zuheiloß, waß wurde doch endtlich darauß werden bei solchen leutten. Eß ist vorm jahr zu Prag einer ankommen, der ein solch hat angegeben vnnd darneben vermeldet, eß kemme auß dem Schweitz, zu welchem sich auch der erbar vogel der Daniel Radtpoldt geschlagen hat vnnd hat solches dem fursten Augusto von Anhaldt bei gebracht, der hat auff die 700 thaler verlag gethan so am <mercur>io gläser, die er etliche tausent hat machen lassen, nebens einen großen vorrath von rollen helm also dem <mercur>io centner weiß eingesetz, ist aber ein quarck drauß worden, ist also mit ein schelm davon geruffen, wie sein gebrauch, daher dan auch die hertzogin von Wirttemberg [Sibylle Fürstin von Anhalt, Herzogin von Württemberg] ahn ihren bruder dem Augusto geschriben wie er bei dem henckenmässig buben komme, der jhr herr seliger [Friedrich I., Herzog von Württemberg] durch denn hencker offentlich mit rutten auß Stuttgardt hat lassenn auß hawen, vnnd daß landt ewiglich verwisen ist.

Er helt sich jetz auff zu Frideberg in der Wetteraw, drei meil vom Franckfurdt. Gibt sich vor ein groß doctor auß vnnd practicirt allenthalben auffm dem lande vnnd helt sich bei einem auff mit nahmen Doctor Schäffer. Eß hat aber keinen bestandt, dann der hinckende bott wirdt nicht aussen bleiben, eß ist ein heiloß gesind, bei dem weder trew noch ehr zu finden ist, sondern mit den fluch, betrug vnnd list sich herumb schlepffen [f. 198r] biß er dermaleins sein lang verdientes lohn vberkommen wirdt &c.

Jch hätte dem herrn d[octor] gern vor längst geschriben, aber die gelegenheit ist gantz vngewiß, verhoffe aber diß schreiben sol ihm doch zuhanden kommen, dan jch daß sonderlichen mit einem gutten freundt auff Straßburg bestellet, der es von dannen weitter auff Basel vnnd Reinfelß schicken wirdt. Wan der herr d[octor] mit mir hinforth gleiche correspondens vnnd freundtschafft gedenckt zu halten, so wolle er mir widerumb auff vorangedeutte zwei puncten trewlichen berichten, wie jhr solches von dem guttem herrn, seinen freundt wol kan erfahren vnnd mir solches widrumb schrifftlich wissen lassenn.

Der herr d[octor] kann sein schreiben auff Franckfurdt ahn den postmaister bestellen, der solches förder auff Cassel schicken wirdt neben vermeldung vff der vberschrifft zu erfragen beim herrn d[octor] Jacobo Mosano, furstlichen hessischen leib medico.

Waß anbelanget die regirung deß <feuers>, daran sol der d[octor] nicht zweifflen, dan in meinen verborgnen ofen solches nach allem wunsch kann geregiret werden, nicht allein in geringer quantitet, sondern vil center weiß, wan mans haben wolte. Jch hab schonn einen solchen ofen verfertiget vnnd muchte von hertzen wunschen, daß jhn der herr d[octor] sehen muchte, ja daß mehr ist, einen solchen in sein losament stehen hette, er wurde alle seine andre ofenn bald valediciren, davon mehr zur ander zeit, beliebt es Gott.

Eß wolle der herr d[octor] solch mein schreiben nicht sinister verstehen, alß wolt jch der weltbrauch nach verschlagner weiß etwas außförschen, sondern Gott der mein hertz erkent vnnd weiß daß jch solch schreiben dextra & pua meine. Diß sol mich der herr d[octor] gantzlich zu trawen, sol solches auch mit der that vnnd warheit (so Gott gnad verlihet) kunfftig erfahrenn, der herr d[octor] wolle mir auch berichten, wo jch meine brieff kunfftig zu schicken soll, auff daß die nicht in frembde hände kommen vnnd habe also vrsach genohmmen zu schreiben von der materia obgemeldt, dadurch die angefagen kundtschafft widrumb mit freundtschafft möchte ernewret werden zu allem guttem.

Wo jch denn herrn d[octor] denstlich sein kan, thun jch gern hermit vnß allerseits jn dem schutz Gottes trewlichen empfhelen.

Datum Cassel denn 28 Junij nach dem alten stil.

Ewer achtbare hochgelahrte gunstichen denstwillg g[nedig] f[ürsten]

Petrus Hermes Antwerpianus

[Nachtrag:] So der herr d[octor] noch von der materia hat, so dem glaß ertz gleich sihet, bitt er wolle mir 1 q[uint] oder 1/2 lot darvon zu schickenn zur prob, jch erzeige dem herrn d[octor] widrumb in andren freundtschafft, wo jch kan &c.

[f. 198v] [Anschrift:] Denn ehrnvesten achtbaren vnnd hochgelahrten herren Johann Eccio Medicinae D[octor] meinen jnsondren gunstigen herrn vnnd vertrawten freundt jn selbst handen zu erbrechen &c. zu &c.

Reinfelß.