KassUB 2chem19.1 188

From Theatrum Paracelsicum
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Author: Peter Hermes
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1611 July 25 st.v.
Place: Frankfurt am Main
Pages: 7
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 188—191 (alt f. 179—182)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=365
Names: Philipp III., der Gute, Herzog von Burgund


[f. 188r] Den durchleuchtigen, hochgebornen fursten vnnd herrn, herrn Mauritz, landgraff zu Hessen, graff zu Catzenelbogen, Dietz, Zigenhain vnd Nidda, meinen gnedigen fursten vnd herrn.

Durchlauchtiger hochgebornen furst, gnedigen hern, e[uer] f[ürstlich] g[naden] sein meine gantz bereitwillige denst allezeit beuuor &c.

Ewer furstliche gnaden, werden sich hiemir, gnediglichen wissenn zu erihnnren, daß ich jnn junio dises ablauffenden jahrs e[uer] f[ürstlich] g[naden] ein chymisch werck schrifftlich hab antragen vnnd vbergeben lassen, vnnd mi[c]h drauff nach furstlicher sanfftmuth, gnedige audientz verstattet, auch mit mir von andren chymischen sachen daßmal gespräch gehabt, auß welchem discurs jch vonn e[uer] f[ürstlich] g[naden] wol hab vernohmmen, daß die mehr gefallen hätten, andre heimligkeiten in der natur zu erfahren. (Als zu den sachen) &c.

Vnnd ob ich mich gleich dazumahl vor ewer furstl. gnaden auß besondren bedencken nichts hab vermercken lassen, dz ich vmb solche hohe sachen einige wissenschafft haben möchte, so ist doch vnntter andren, dadurch ich opponitet wardt, e[uer] f[ürstlich] g[naden] vornhembste frag gewesen, waß doch wol daß subiectum tinctura[e] physicorum whr &c. Worauff ich dan nach meiner einfalt auffs kurtz antworttet, daß nemlich auß dem endt deß vorhabens eines jeden naturlichen wercks sich selbst eröffnet vnnd anmeldet, derselben arbeit anfangk oder subiectum waß man darzunhemen vnnd gebrauchen sol, dan indem sich der mensch vorsetz oder bei sich ideirt vnnd entwerfft, waß er naturlich begiret zu haben, stellet vnnd nemet er zu gleich mit daß jenige, waß er darzu kunstlich vnnd naturlich anwenden vnnd brauchen muß &c.

Daraus dan klar erscheindt, dz durch denn samen der natur, auch die vermehrung goldes vnnd silbers kunstlich vnnd naturlich propagirt wirdt, welches dan vilen vermeinten welt klugen, so mit finsternuß vmbgeben sindt, hirin dz licht der natur nicht sehen noch begreiffen können, muß derwegen ihrem vnverstandt nach ein fantasey vnnd thorheit sein, vnnd heissen daß felschelich mit der verhoffeten nahmen goldt machen, welches allein (sagen sie) Gott zustehet, vnnd ist den menschen nicht zugelassen, &c. & cetera. Auff solchen der jdioten einwurff, jch vnnöttig acht zu anttworten dieweil ich weiß dz e[uer] f[ürstlich] g[naden] dz vil besser auß dem licht der natur ander verstehen, dan die wercke Gottes seindt groß vnd wundersam, weit vber den menschlichen verstandt, wer ihr mit rechter [f. 188v] mit rechter auffmerckung achtet, der hat sein lust vnnd frewd dran, welches ist aber einem jeden nicht zu verstehen gegeben worden &c & cetera. Drauff ich dan in meinem vornhemen ferner schreite vnnd sage, diweil dan gnediger furst vnnd herr, daß subiectum tincturae vnwidersprechlich daß aurum ist, darin der same verborgen ligt, darauß hernach daßselbe auch kunstlich vnnd naturlich sol forth gepflantz vnnd vermehrt werden. So ist vonn nöhten, daß der philosophus durch naturgemäße mittel die wachsend krafft sey, daß ist, das er dz corpus recht wisse zu zerlegen vnnd wider zu ruck in sein erstes wesenn zubringen welches prima materia lapidis philosophici vonn denn allen genennet wirdt &c. Vnnd ist der anfängkliche same darauß dz <gold> herkombt &c.

Nun wirdt neben dise materia eine andre vntter deß mondes circul gefunden, {in margina: Dise ist materia auch vniversalis} die Gott dem philosopho, ohn menschen kunst, durch die natur vorstelt, vber der erden, worauß dann alle metalla vnnd minera ihren vrsprunglichen anfang vnnd wachsthumb haben in der erden, so aller dings gleich ist die so in der vltima materia, durch den Vulcanum, wirdt voraugen gestelt. Wo durch dan der kunstler vil muhe, kost vnnd arbeit vberhoben sein köndt, also daß er dz corpus <so>lis & <lun>ae so weit zu ruck in die zerstörung nicht bringen durffte, vnnd drin ihr erstes wesen vnnd wurthel zu suchen &c. Weil aber solche materia weinig menschen erkennen, ob die gleich vor aller welt augen offenbah sein soll, so laß ich dieselbe an ihrem orth beruhen, biß dermal eins die erleuchtung hernach folgen wirdt &c.

Jm mittelst aber, so lasse ihm der philosophus dranbenugen, daß ihm Gott solche anfängkliche materia gleichfals durch die natur in der ultimawelche sie albereit perficirt, hat vorgestlt, so doch der philosophus dieselbe auß metallischer form, ohne kunst noch muhe, nicht erlangen kan &c. Dieweil dz die göttliche weißheit hat wolgefallen, daß solche sein herrlich geschöpff, worin die natur hat auffgehört zu wircken, vnd daß selbe volkommen verlassen, auch denn samen hab in ihm selbst, wie in andern, quia est de semine mundo, habens multam benedictionem, sagt der alte Senior, daher dan Gott in seinem wunderwercken auch hirin, von vnß wil erkandt vnnd geehrt sein, deß nahm in ewigkeit hochgelobt ist &c.

Darumb so laß ihm keiner jrrig machen, die so auß vnwissenheit möchten gedencken vnnd vorgeben, wan dz im goldt, also sein soll (alß hiebeuor gedacht ist vnnd bewisen) so musse man ein solch <gold> darzu nhemen, so selbst gedigen vnnd gwachsen, auch noch in [f. 189r] keinem fewr kommen ist, sondern gleich vom stamm vnnd seiner wurtzel genhommen (alß die sagen) bei welchem noch eine wachsende krafft sein soll, so bei denn feinen geletterten <gold> nicht ist sondernn durchs fewr albereit ist hinweg geraucht vnnd zerstöret &c.

Solcher jrthumb kombt daher, daß dieselben, die generation der metalen in ihren anfängklichen principijs nicht recht verstehen noch auch wissen wie die natur die jn der erden kochet vnnd zeittiget. Dann den vorsatz der natur ist in den metallischen principijs alß im sulphur vnnd mercurio also gericht, daß sie derselben zu einem volkomnen endt fuhren soll, nemlich durch die stättige digestion, kochung vnnd scheidung deß vberflussigen eusserlichen schwebels, die nottwendig darbei sein muß, sol anders die metallische materia gezeittiget werden vnnd am endt der kochung vnndt absönderung deß eusserlichen verderblichen schwebels (so die natur zur generation nottwendig gebraucht) jst dz argentum viuum zur hohesten weisse vnnd reinigkeit kommen, vnnd gleich drauff fuhrt die natur in solcher materia ein die eigenthumbliche form, durch krafft deß jnnerlichen vnverbrennlichen rothen schwebels, nemlich die gilbe deß goldes, zur vollkommenheit &c. Waß nu weitter bei solchem <gold> möchte gefunden werden, entweder bin denn gedignen oder in sein quartz, eß wehr gleich trucken, fluchtig oder wässrig &c. daß ist nicht von der substanz vnnd wesen deß goldes, wie etliche vermaintlich vorgeben. Sonderen dz ist nur ein zufälliges ding vberbliben, so die natur zur generation gebraucht vnnd abgesondert hat. Jst derwegen dem golde weder in substans noch wurtzel zugethan, darumb scheidet sich dz selbe im fewr alß ein vberflussiges vnnd widerwärtigs davon vnnd läst dz corpus lautter vnnd rein, dan die natur hat da jhr volkommen endtschafft erreicht vnnd höret auff vnd hat dz ferner den philosopho vnnd kunstler befholen, darinn dan der same als vorgedacht oder dz primum ens beschloßen vnnd verborgen ruhet, so durch kusnt vnnd naturliche mittlen draus offenbar gemacht wirt &c. Dan die erkantnuß wirdt genohmmen auß deß dings wesen, natur vnnd principijs selsbten vnnd nicht auß einer solchen frembden erdichten speculation, jngleich auch die wurckung, darumb man auch hirin der natur volgen muß.

[f. 189v] Dan solche theoria ist nicht gericht auff dz gemeine r[ecipe] & decipe, sondren ist im licht der natur wolgegrundet. Auff disem pruffstein kan man daß gutte vom bosen, dz gerecht vom falschen, die wahren doctrinae filijs von den impostores recht lhernen vntterscheiden vnnd erkennen, derwegen hab ich dise beiden quaestiones, so e[uer] f[ürstlich] g[naden] mir damals haben vorgehalten hirmit kurt[z]lich vnnd einfältig (so der warheit allezeit am nehesten verwandt ist) widrumb vntterthäniglich wollen zu gemuth fuhren vnnd darauff eine beständige antwortt geben, dan ich dz selbemahl nicht willens noch vornehmens wahr, auß bedencklichen vrsachen in sachen tanti ponderis mich so weit kegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu erklären, dan ich alhir grundtlich nicht allein dz subiectum tincturae, sondern auch trewlich nach die gab meines weinigren verstandts zu gleich drauß daß primum ens lapidis philosophici eigentlich zu erkennen gegeben, darbei ichs auch vor dißmal mit dem Plato wil lassen bewanden &c.

Hirauff dan schließlich weitter wol zu wunschen währ, wie den e[uer] f[ürstlich] g[naden] auch dz selbmal gleich mit dem Geber fragsweiß sprächen, waß doch wol der rechte schlussel vnnd mittel währ, wodurch solcher leib naturlich vnnd kunstlich könte auffgeschloßen werden, damit dz mysterium vnnd arcanum, so Gott drin verschloßnen hat, herfur trette, dardurch dan der mensch langes leben, leibes gesundtheit, nebens reichtumbs fülle, von den philosophen verheissen, erlangen möchte &c.

Zwar auff solche frag werden heutt zu tag sehr weinig menschen gefunden, die darauff ein beständig antwortt geben können, die vrsach ist, dieweil die philosophi hievon in ihren hinderlaßne schrifften weinig auffgezeichnet haben vnnd da sie gleich drin etwaß gedencken ist doch daßelbe mit solcher behendigkeit, durch verborgnen verstgandt dahin gericht, daß man dz ohn vorhergehende vilfältige erfahrung so leichtlich nicht errahten wirdt. Daher dan offtermahl geschicht, daß vil arbeitter der kunst alchimiae daß <gold> vnnutzlich vnd vergeblich soluirn, calcinirn vnnd dergleich mehr andre muheselige arbeit dran wenden, alß dan die tägliche erfahrung bezeugt &c. Worauß dan den spruch bei vilen glaublich erscheindt: facilius est aurum construere quam distrure, welches der philosophus besser als der vnerfahrne chymist verstehet &c. Dan vber dz <gold> dahin bringen kan dz hinfurth kein goldt mehr ist, doch also, dz daß vntter die [f. 190r] conseruation seines specifi bleibt, der ist zur großen heimligkeit kommen, dan damit werden die metallischen geister (nach der lher Gebri) vermischt vnnd figiert mit sinnreichen verstandt, so in keinem gehirnn hartter vernunfft kommen kan &c.

Ob nun wol auß disem allen e[uer] f[ürstlich] g[naden] ihm die gedancken schöpffen möchten alß wan ich schonn daß philosophische kleinodt erlangt hätt (vnnd mir daß vor disem zutrawten) so ists doch noch zur zeit nicht an dem dz ich zum vilgewunschten zill gekommen bin, sondren allein durch Gottes gnad nur dauon eingerechte theoria eingebildet, woraus ich dan verhoff (wan dz Gott wolgefällig) jn kunfftiger zeit dz jenige auch zu erlangen, waß andre philosophi vor mir gehabt vnnd darvon geschriben haben. Jetz aber noch der geringsten junger einer bin, sitzend zu den füssen Her[metis] Trismegisti, solche hohe weißheit vollenkomlichen zu erlhernen &c.

Demnach aber gnediger furst vnd herr, jch den zustandt menschliches lebens blödigkeit vnnd kurtze der zeit bei mich jnniglichen thue betrachten, weill mir sonst allerhandt beschwärligkeit anstost, dadurch die zeit vergeblich, alß wasser hinfleust, mit grosser verhinderung, daß ich mein vornhemen schwärlich ins werck rechten kan, daher ich dan vervrsacht worden, vnnd bei mir wol bedacht entschlossen hab, e[uer] f[ürstlich] g[naden] alß einem hochverstandigen fursten so der wahren philosophey vnnd weißheit zu gethan sein, auch solch edlest kleinodt (so nehest dz erkantnus Gottes) daß summum bonum ist auff disen erden, diß mein schreiben zum andren mahl, mit geburlicher reuerentz vntterthäniglichen zu offeriren, der gäntzlichen zuversicht, e[uer] f[ürstlich] g[naden] werden daßelbe von mir jn allen gnaden auff vnnd ahnnehmen, jhr auch dz lassen wolgefallen vnnd befholen sein &c. Darnebens hirmit auch e[uer] f[ürstlich] g[naden] mein gesinnen vntterthänig vnnd denstlich zu erkennen gebe, wan ihr daßelbe, also gefällig vnd in gnaden ahnnehmlich whr, daß sie wolten meine vorhabende labores gnediglichen helffen befodren, mir auch die zeit vber ein ehrlich auffenthalt nebens notturfft darzu verschaffen. So wolte ich dakegen e[uer] f[ürstlich] g[naden] den grundt meiner theoria klärlichen offenbarn, dadurch dan ein helles licht jm verstandt soll angezundt werden, der vorborgen groschen, damit zu suchen [f. 190v] vnnd drauf mit embsiger begird denn Vulcanum zu begrussen, vmb mit ihm volständiger freundtschafft im laboratorio zu machen; nicht dz ich mich hirmit vermessentlich e[uer] f[ürstlich] g[naden] solch hoch arcanum zu praestirn gwiß verheissen kan vnnd wil, dan daßelbe in keines menschen gewalt stehet, wie dan Geber auch daß bezeugt in seiner summer perfectionis, in dem er spricht: vnser kunst stehet in den gewalt Gottes, der gibts vnnd entzeuchts wem er wil &cet. Vnnd im buch lib. turba philosophorum wirdt gesagt: si Deus mentem fidelem in vobis scires, vtique veritatem inspiraret. Solches e[uer] f[ürstlich] g[naden] recht christlich vnnd hochverständig sich wissen zubescheiden, wan aber Gott der almechtige (vom dem dise hohe gab herkombt) zu denn labores als ich zu ihm verhoffe, seinem göttlichen segen verleihte, daß dz werck zu dem gewunschten endt kommen solt vnnd ich daßelbe e[uer] f[ürstlich] g[naden] trewlichen communicirt hätte, daß ich dan auch, post opere expedito, meine straß frey vnnd sicher widerumb hin zihen möchte vnd ahn meiner freyheit nirgend verkurtz sein, daß mir e[uer] f[ürstlich] g[naden] solches angeloben vnnd versprechen sollen, sonsten ich daruor einig goldt noch gutt nicht begire, ohn waß mir e[uer] f[ürstlich] g[naden] (alß dan) aus furstlicher miltigkeit zu kheren möchten frey ist anheimgestelt &c. So nun dz jenige als hieuor gedacht ist e[uer] f[ürstlich] g[naden] an nehmlich vnnd wolgefallig whre, so bitt ich vntterthänig, e[uer] f[ürstlich] g[naden] wollen mir hirauff gnedige audientz verstatten vnd dauon ferner weitleufftigern bericht vmbständiglichen vernhemen, so ich geliebter kurtz hie nicht gedencke &c.

Der almechtige Gott, ein vatter daß licht von dem alle gutte vnd volkomne gaben uz vns herabkommen, der wolle e[uer] f[ürstlich] g[naden] mit den geist der weißheit vnnd erkäntnuß nebens der verschwigenheit erleuchten vnnd begnaden vnnd die große wunder, so er in der natur hat gelegt, bnebens mir mit jnnichlicher hertzen frewd anschawen lassen vnnd solch edlest kleinodt auch theilhafftig machen &c. Zu lob seines allerheiligsten nahmens ehr vnnd zu heilsamer wolfahrt eweres volcks vnnd armen vntterthanen, worvber Gott der herr euch zum fursten vnd haubt gesetz hat &c. Jnmassen ehr auch solche hohe weißheit vnnd erkantnuß weilandt den gewaltigen vnnd löblichen fursten Philippus mit den zu nahmen der güttige, christmilter gedachtnuß, so ein hertzog zu Burgund vnnd Brabant etc. gewesen, hat offenbahret vnnd mitgetheilt, zu welchem endt er [f. 191r] dan gedenckwurdig bei den nachkommen den löblichen orden aurei velleris hat gestifftet, nebens andre sachen mehr, so bei der investur eines hertzogen in Brabandt sollen obseruirt werden, dauon gelibtes Gott mehr zur andren zeit.

Thue mich hirmit in e[uer] f[ürstlich] g[naden] protection trewlich befheln mit wunschung darzu Gottes segen, langwuriger leibes gesundtheit sampt e[uer] f[ürstlich] g[naden] vermahl, junge herrschafft vnnd fräwlein, ebens gluckliche regirung, zeitliche vnnd ewige wolfahrt.

Gegeben zu Franckfurdt am Main den 25. julij jm jahr nach Christj vnsers einigen heilandts geburth 1611 stl. vet.

E[uer] f[ürstlich] gnaden denstwilliger &c.

Peters Hermes Antwerp[ianus]