KassUB 2chem19.1 134

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Author: Conrad Schuler
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1611 January 20
Place: Kassel
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 134—135 (alt f. 126—127)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=342
Names: Basilius Valentinus; Jacob Mosanus; Johann Eckel
Places: Marburg; Lippoldsberg


[f. 134r] Durchlauchtiger, hochgeborner gnediger fürst vndt herr,

E[uer] f[ürstlich] g[naden] gnediges schreiben habe jch mitt gebührender vndertheniger reuerentz entpfangen, vndt soll deroselben darauff in vnderthenigkeitt nicht pergen, das nemlich die tria principia vndt der daraus wachsende mercurius philosophorum ein jedes dannoch, sonderlich aber das aurum potabile ohne ainigen zusatz per se in medicina seinen sonderbahren grossen nutz hatt, ob mann sie gleich nicht alle beysammen hette oder wüße. Weniger ist es den authenticis philosophis chemicis frömbdt oder ein neues paradoxum, das medicina universalis pro corpore saltem humano eben zugleich auch pro lepra metallorum sein müste. Mich deßen geliebter kürtze wegen vf den bewertten philosophum Valentinum Basilium gezogen, der in seinem büchlein Vom grossen stein der vhralten clave 5 expresse asserirt vndt hiervon setzet sequentia verba formalia: vnßer anfang ist ein zugeschlossener begreifflicher leib, das mittel ein flüchtiger geist, vndt das güldene wasser ohne alle corrosiv, darvon vnßere weiße meister ihr leben (notetur bene) erlengert haben, das ende aber ist ein überfixe medicin menschlicher vndt (notetur iterum) metallischer leiber &c. Hactenus Basilius. {am Rand: 1. Der anfang ist verschlossen vnd noch keine medicin. 2. Das mittel ist ein flüchtiger geist vnd ein medicina universalis pro corpore saltem humano. 3. Das ende ist fix vndt erst ein medicina auch pro metallorum lepra.}

Zum andern den appendicem der frömbdtlingen halben anlangend, ist niemand in specie darmitt gemainet, sondern allein in genere die grosse differentia inter affectionem peregrini et patriotae von mihr angedeuttet worden.

Zum letzten betreffend die specificirte fünf arcana l[apidis] p[hilosophorum], obwohl dieselbige von niemand aestimirt, weniger compensirt werden mögen, jch auch ein solch groß vertrawen zu e[uer] f[ürstlich] g[naden] habe, ja mehr dann gewiß bin, das nemlich dieselbe, nach beschehener richtigen communication vndt warhaffter ocular demonstration angeregter fünff arcanen, pro innata et consueta sua munificentia et liberalitate summa, weit ein mehrers zum recompens thun werden weder jch immer begehre, hoffe vnd wünsche. Jedoch aber, diweil jch von keinem potentaten mehr die tag meines lebens weder wenig noch viel mihr doniren vndt schencken lassen wil, auch weder mehr noch [f. 134v] weniger zu praestiren mich vnderfange vndt vnderthenig erpietten thue dann waß meine augen selbstet gesehen vndt meine hände vor selbstet gemacht haben, so begehre jch derentwegen vfrichtig zuhandeln vndt kecklich per contractum mehrbesagte fünff arcana philosophica völliglich zu communiciren vndt innerhalb sehr wenig tagen vndt mit gar geringen costen (natura enim paucis contenta est et simpliciter operatur super illud quod habet, ut inquit philosophus) oculariter zu demonstriren, damitt beede thail ultro citroque obligatione den contractum zu adimpliren vndt den contentis ein genügen zuthun vrsach haben vndt schuldig seyen, vndt der gestaltt von keinem thail vf blosse hoffnung, grosse promissiones et ostentationes, wie e[uer] f[ürstlich] g[naden] reden, gebawet vndt gehandelt werden müge.

Da nun e[uer] f[ürstlich] g[naden] dieße vorgeschlagene richtige weg gnedig belieben woltte, könnten etliche conditiones, wie e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu anfang meiner anhero kunfft zu Marpurg durch D[octor] Mosanum mihr gnedig fürschlagen lassen, von mir zu papier gebracht vndt hingegen von e[uer] f[ürstlich] g[naden] etwa der Lippoltsbergk, als vf welchen dero cammerdiener Eckel mir in specie gedeuttet oder dergleichen philosophische lüstige gelegenheit pro recompensa dem contractui einzuuerleiben in gnaden fürgeschlagen vndt alßo zwischen e[uer] f[ürstlich] g[naden] vndt mihr eine gewisse bestendige handlung vnd richtigkeit getroffen werden.

Im widrigen fall aber, e[uer] f[ürstlich] g[naden] die begertte communication vndt ocular demonstration gesetzer 5 arcanen l[apidis] p[hilosophorum] noch länger zuuerschieben oder dero hinführo gar nicht zubedürffen noch zubegehren gemeinet, wirtt solches ewer f[ürstlich] g[naden] gnedigem gefallen vnd willen itzo vnderthenig freygestellet vnd zugleich die vrsach der entschuldigung vf dießer seitten darmitt gnugsam salvirt, {größer:} dann kunst nötiget sich zu niemande, sondern waß jch diß falß mich bißhero erpotten habe, ist solches e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu vntterthenigen ehren vndt gefallen vnd vf dero gnediger begehren geschehen, wolte es sonsten wol vnderlassen haben, dann e[uer] f[ürstlich] g[naden], als meinem angebornen landesfürsten, erkenne jch mich nicht allein schuldig nach bestem vnd eusserstem meinem vermügen vor andern zudienen vnd in allem zuwilfahren, sondern bin auch jeder zeitt berait vndt [f. 135r] gevlissen willig, zu dero sonderbahren gnaden mich hiermitt gehorsamlich bevehlend, vnd vmb endtliche nachrichtige antwortt vnderthenig pittend.

Datum in der vestung Cassel am 20ten januarii ao. &c. 1611.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vndertheniger gehorsamer

Cunradus Schuler.