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| CP1=45-47$Ottheinrich (1502-1559): pfälzischer Wittelsbacher; seit 1522 Regent der »Jungen Pfalz« in Neuburg/D.; nach dem finanziellen Bankrott des Herzogtums Neuburg (1544) Exil in Heidelberg und Weinheim, dann Rückkehr nach Neuburg (1552); seit 1556 pfälzischer Kurfürst in Heidelberg. Aufgrund seiner Stellung als ein weltlicher Großer, aber auch aufgrund seiner leidenschaftlichen Bibliophilie und vielseitig-weitgespannten Anteilnahme an theologisch-reformatorischen und zahlreichen anderen Bestrebungen in den Wissenschaften und Künsten seiner Zeit wurden an O. etliche Schriften gerichtet. Die Dedikation der Opuscula kann indes von der Tatsache begünstigt worden sein, daß Jacobus schon seit längerem mit dem pfalzischen Herrscherhaus in Verbindung stand (Dienste für Kurfürst Ludwig V.; Druck einer Kirchenordnung für Ottheinrichs Fürstentum, 1547). Ausschlaggebend aber war mit ziemlicher Sicherheit der ausgeprägte Alchemoparacelsismus O.s, eben jene Neigungen, die Heidelberg und Neuburg zu den frühesten regionalen Schwerpunkten des frühen Paracelsismus überhaupt erhoben und ihren vielleicht bedeutsamsten Niederschlag in der Paracelsusausgabe von J. Huser finden sollten. </br> Jacobus nannte O. einen »naturae arcanis indagai or solertissimus«. Die Realitätshaltigkeit dieser Wendung verbürgen manche Alchemica aus O.s Besitz (darunter der Cod. pal. germ. 843 der UB Heidelberg mit Vermerken von der Hand O.s, die im Urheber einen metallurgisch tätigen Alchemiker kenntlich machen) oder ein Inventarium vasorum (Cod. pal. germ. 302), das manche Aufschlüsse über O.s Laborgerät gewährt. Zum anderen weiß man, daß sich O., ermuntert von seinem Schwager Herzog Ernst von Bayern d.Ä. (1500-1560; 1540-1554 Administrator des Erzbistums Salzburg), seit 1542 als Gewerke am Salzburger Metallbergbau beteiligte und mit metallurgisch-alchemischen Fragen beschäftigte. Ferner ist dokumentiert, daß sich O. 1552/53 in Heidelberg von dem Alchemiker Bartholomäus Clauditius Nero den alchemischen »Lapis« erhoffte, vor allem aber sein langjähriger Sekretär Hans Kilian (1516-1595; nach dem Tode O.s bis 1586 Hüter der »Theophrastischen Bücher« O.s in Neuburg/D.) ein reger Chemicus gewesen ist. Darüber hinaus hatten (bald dann >weitbeschriene<) Sturmvögel des Paracelsismus den Weg zu O. gefunden: zunächst A. von Suchten (1549-ca. 1553), dann auch M. Toxites und A. von Bodenstein (1553), medizinisch-pharmazeutisch tätige Männer, die nun in seiner nächsten Umgebung Paracelsischen Lehren nachsannen und gewisse »Kunstbücher« bzw. »philosophische Alchimey Bücher« O.s >ins Werk< zu setzen suchten (so Toxites, 1570). </br> O. besaß bekanntlich manche »Theophrastischen Bücher« (Paracelsica) und hielt laut Zeugnis A. von Bodensteins (1567; siehe Nr. 20) mehrmals dazu an, medizinisch-naturkundliches Denken und Handeln vorab auf Paracelsica zu gründen. Dies bezeugt eine entschiedene Hinwendung O.s zum jungen Paracelsismus, bedeutet aber keineswegs eine Absage an die vorparacelsische Alchemie. Traditionelles Lehrgut zur Metallwandlung, Krankheitsheilung und Lebensverlängerung ließ sich unschwer mit Paracelsischem verbinden, so daß es nicht weiter überrascht, daß Jacobus' Dedikation einer Sammlung spätmittelalterlicher Alchemica, die zahlreiche anonyme Werke, ferner Aristoteles, Avicenna und R. Lullus zugeschrieben Traktate darbot, keinen Einzelfall darstellt, sondern von D. Blanckenfeld (1550), J. Freudenberg (1554) und L. Ventura (1557) weitere von Paracelsischen Doktrinen unberührte Alchemica oder von G. Grataroli eine Ausgabe von P. Pomponazzis De naturalium effectuum causis (Basel 1556) an O. gerichtet worden sind. Zumal oft in erheblichen Geldnöten und von kränklicher Disposition, scheint O. hauptsächlich auf die alchemopharmazeutischen Fähigkeiten seines kleinen Paracelsistenkreises gesetzt zu haben; in schroffem Widerspruch zum Streben Hohenheims wurde sein Paracelsismus wohl hauptsächlich von der Hoffnung auf den Gold und Gesundheit versprechenden >Stein< der >Philosophen< beflügelt.
| CP1=45-47, 138, 436$Ottheinrich (1502-1559): pfälzischer Wittelsbacher; seit 1522 Regent der »Jungen Pfalz« in Neuburg/D.; nach dem finanziellen Bankrott des Herzogtums Neuburg (1544) Exil in Heidelberg und Weinheim, dann Rückkehr nach Neuburg (1552); seit 1556 pfälzischer Kurfürst in Heidelberg. Aufgrund seiner Stellung als ein weltlicher Großer, aber auch aufgrund seiner leidenschaftlichen Bibliophilie und vielseitig-weitgespannten Anteilnahme an theologisch-reformatorischen und zahlreichen anderen Bestrebungen in den Wissenschaften und Künsten seiner Zeit wurden an O. etliche Schriften gerichtet. Die Dedikation der Opuscula kann indes von der Tatsache begünstigt worden sein, daß Jacobus schon seit längerem mit dem pfalzischen Herrscherhaus in Verbindung stand (Dienste für Kurfürst Ludwig V.; Druck einer Kirchenordnung für Ottheinrichs Fürstentum, 1547). Ausschlaggebend aber war mit ziemlicher Sicherheit der ausgeprägte Alchemoparacelsismus O.s, eben jene Neigungen, die Heidelberg und Neuburg zu den frühesten regionalen Schwerpunkten des frühen Paracelsismus überhaupt erhoben und ihren vielleicht bedeutsamsten Niederschlag in der Paracelsusausgabe von J. Huser finden sollten. </br> Jacobus nannte O. einen »naturae arcanis indagai or solertissimus«. Die Realitätshaltigkeit dieser Wendung verbürgen manche Alchemica aus O.s Besitz (darunter der Cod. pal. germ. 843 der UB Heidelberg mit Vermerken von der Hand O.s, die im Urheber einen metallurgisch tätigen Alchemiker kenntlich machen) oder ein Inventarium vasorum (Cod. pal. germ. 302), das manche Aufschlüsse über O.s Laborgerät gewährt. Zum anderen weiß man, daß sich O., ermuntert von seinem Schwager Herzog Ernst von Bayern d.Ä. (1500-1560; 1540-1554 Administrator des Erzbistums Salzburg), seit 1542 als Gewerke am Salzburger Metallbergbau beteiligte und mit metallurgisch-alchemischen Fragen beschäftigte. Ferner ist dokumentiert, daß sich O. 1552/53 in Heidelberg von dem Alchemiker Bartholomäus Clauditius Nero den alchemischen »Lapis« erhoffte, vor allem aber sein langjähriger Sekretär Hans Kilian (1516-1595; nach dem Tode O.s bis 1586 Hüter der »Theophrastischen Bücher« O.s in Neuburg/D.) ein reger Chemicus gewesen ist. Darüber hinaus hatten (bald dann >weitbeschriene<) Sturmvögel des Paracelsismus den Weg zu O. gefunden: zunächst A. von Suchten (1549-ca. 1553), dann auch M. Toxites und A. von Bodenstein (1553), medizinisch-pharmazeutisch tätige Männer, die nun in seiner nächsten Umgebung Paracelsischen Lehren nachsannen und gewisse »Kunstbücher« bzw. »philosophische Alchimey Bücher« O.s >ins Werk< zu setzen suchten (so Toxites, 1570). </br> O. besaß bekanntlich manche »Theophrastischen Bücher« (Paracelsica) und hielt laut Zeugnis A. von Bodensteins (1567; siehe Nr. 20) mehrmals dazu an, medizinisch-naturkundliches Denken und Handeln vorab auf Paracelsica zu gründen. Dies bezeugt eine entschiedene Hinwendung O.s zum jungen Paracelsismus, bedeutet aber keineswegs eine Absage an die vorparacelsische Alchemie. Traditionelles Lehrgut zur Metallwandlung, Krankheitsheilung und Lebensverlängerung ließ sich unschwer mit Paracelsischem verbinden, so daß es nicht weiter überrascht, daß Jacobus' Dedikation einer Sammlung spätmittelalterlicher Alchemica, die zahlreiche anonyme Werke, ferner Aristoteles, Avicenna und R. Lullus zugeschrieben Traktate darbot, keinen Einzelfall darstellt, sondern von D. Blanckenfeld (1550), J. Freudenberg (1554) und L. Ventura (1557) weitere von Paracelsischen Doktrinen unberührte Alchemica oder von G. Grataroli eine Ausgabe von P. Pomponazzis De naturalium effectuum causis (Basel 1556) an O. gerichtet worden sind. Zumal oft in erheblichen Geldnöten und von kränklicher Disposition, scheint O. hauptsächlich auf die alchemopharmazeutischen Fähigkeiten seines kleinen Paracelsistenkreises gesetzt zu haben; in schroffem Widerspruch zum Streben Hohenheims wurde sein Paracelsismus wohl hauptsächlich von der Hoffnung auf den Gold und Gesundheit versprechenden >Stein< der >Philosophen< beflügelt. </br> </br> [133] B[odenstein] wirkte etwa von 1553 bis 1556 als bestallter Arzt im Paracelsistenkreis (Michael Toxites, Alexander von Suchten) um den Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten Ottheinrich; vgl. das Bodenstein-Biogramm sowie die Anspielungen in den folgenden Texten. Zu Ottheinrichs >naturmagischen< Interessen und seinem Paracelsismus s. auch hier zu Nr. 1. </br> </br> [436] Zur selbigen zeit] Mit der Wendung >zur selbigen Zeit< datiert Bodenstein seine ärztliche Tätigkeit für Ottheinrich ungefähr in das Jahr 1556, doch reicht sie weiter zurück: Laut Bestallungsurkunde (Neuburg/ D., 6. August 1553) diente Bodenstein dem Kurfürsten spätestens seit 1553, und zwar als >Diener von Haus aus< und >in Sachen<, die die >Arznei und Philosophie< betrafen; für diese Dienste bewilligte ihm Ottheinrich ein >Sommerkleid< und dreißig Gulden pro Jahr, dazu gegebenenfalls Reisespesen. Vgl. Schottenloher (1927), S. 192; W.-E. Peuckert (21956), S. 262; Kerscher (1984), S. 35: Wiedergabe der Bestallungsurkunde. </br> </br> [436] bestellter Medicus von hauß auß] Die Übersetzung dieser Angabe mit »a physician in ordinary« (Pagel, 21982, S. 126) bzw. »médecin ordinaire« (Perifano, 1997, S. 137) kann leicht irreführen, ebenso die anderwärts für Bodenstein gebrauchte Bezeichnung »court physician« (Trevor-Roper, 1990, S. 82): Bodenstein diente Ottheinrich laut Bestallung >von Haus aus<, unterlag also keiner ständigen Präsenzpflicht am Hof, sondern reiste nur auf Ottheinrichs Befehl. Im übrigen hatten Bodenstein seine Dienste für Ottheinrich nach Alzey geführt (siehe Nr. 6).  
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Otto Henry, Elector Palatine



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