Difference between revisions of "Biographies/Lazarus von Schwendi"

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| CP2=137-138$Lazarus von Schwendi, (seit 1568) Freiherr von Hohenlandsberg (geb. 1522 zu Mittelbiberach/Schwaben; gest. 27. Mai 1583 zu Kirchhofen/ Breisgau): Kaiserlicher Feldherr und Diplomat; Verfasser militär- und reichspolitischer Schriften; Schwiegersohn des kaiserlichen Rats und Hofmarschalls Wilhelm Böcklin von Böcklinsau (gest. 1585). - Nach Studien in Basel (immatrikuliert 1536/37; Lehrer: Simon Grynaeus), Straßburg (1539; J. Sturm), dann vielleicht in Paris (?) diente S. Kaiser Karl V. (seit 1545/46; beteiligt am Sieg über den Schmalkaldischen Bund); dann stand er in den Niederlanden in Diensten König Philipps II. von Spanien und Margarethas von Parma (fortan enge Beziehungen zu Wilhelm von Oranien und Graf Egmont). Es folgten Tätigkeiten in Diensten der Kaiser Ferdinand I. (seit Anfang der 60er Jahre), Maximilian II. und Rudolf II. S. bekämpfte 1565/67 als oberster Feldhauptmann der kaiserlichen Truppen (bestallt 1564) die siebenbürgisch-türkische Streitmacht in Ungarn (seitdem maßgebliche Autorität auf dem Gebiet der Türkenabwehr). Seit 1569 lebte er bis zu seinem Tode hauptsächlich auf seinem oberrheinischen Besitz in Kientzheim (bei Colmar/ Oberelsaß), Burkheim (bei Breisach/Breisgau) und Kirchhofen (Breisgau); fortan intensivierte Beziehungen zur Respublica litteraria im nahen Straßburg (wo S. ein Haus besaß) und in Basel.</br> S. schuf militärreformerische Schriften, darunter Vom Betrug in der Musterung (1547; vgl. Frauenholz, 1939), und zahlreiche Memoranden reichs-, militär- und religionspolitischen Inhalts, etwa den (unter Einfluß der Discorsi Ν. Machiavellis entstandenen Diskurs über Stand und Wesen des Heiligen Reichs (1570; ed. Lanzinner, 1987; auch in: Staatslehre der frühen Neuzeit, ed. Hammerstein, 1995) und die Denkschrift über die politische Lage des deutschen Reichs (Bedencken an Maximilian II., 15. Mai 1574; ed. Frauenholz, 1939). Hinzu traten eine Schöne Lehre an das deutsche Kriegsvolk (vgl. Kluckhohn, 1891, S. 399) und andere deutschsprachige Lehrdichtungen.</br> S. zeigte sich zunehmend als ein Autor, der in sich den reichstreuen (dabei antispanischen und antipapistischen) Reformkatholiken mit einem Anwalt religiöser Toleranz zu verbinden verstand. Zu seinem umfänglichen Bekanntenkreis zählte der Humanist Hugo Blotius (Wien), der Arzthumanist Johannes Sambucus (er beschrieb die Eroberung der Festung Tokaj 1565 durch Truppen S.S.), gelegentlich auch den Dichterarzt Johannes Posthius (Würzburg). S. stand vermutlich in Kontakt mit Paul Schede Melissus (Schnur, 1987, S. 32 f.), protegierte Hans Lewenklaw (er veröffentlichte 1593 S.s Kriegsdiscurs) und spielte im >kryptocalvinistischen< Beziehungsnetz eine zunehmend wichtige Rolle (vgl. Schnur, ebd., S. 30-36); weitläufige Briefwechsel und persönliche Treffen mit Vertretern der protestantischen Diplomatie (H. Languet) und humanistischen Gelehrsamkeit (J. Sturm, J. Camerarius d. Ä.) unterstreichen S.s undogmatische Position. </br> Als ein Mann zwischen den Fronten begegnet S. auch im Wegestreit der frühneuzeitlichen Naturkunde und Medizin (vgl. Von Greyerz, 1992). Einerseits unterhielt S. Beziehungen mit erklärten Antiparacelsisten: mit dem kaiserlichen Leibarzt J. Crato von Kraftheim, mit Th. Erastus (Basel), der S. zeitweilig zu seinen Patienten zählte (Brief an S., 9. März 1581, Heidelberg, UB, Hs. 3604,48; S., Briefe an Crato, 1581: Nicklas, 1995, S. 174) und ein Werk widmete (Basel, 27. August 1581, in: Comitis Montani [...] quinqué librorum de morbis [...] viva anatome, Basel: P. Perna 1581), ferner mit F. Platter in Basel, der S.s Harnleiden behandelte (Platter, Tagebuch, ed. Lötscher, 1976, S. 398), oder dem (paracelsistisch ebenfalls unverdächtigen) Arzthumanisten und Historiographen Heinrich Pantaleon (Basel). </br> Andererseits wurde Toxites (Straßburg) spätestens 1569 von S. gefördert und stand S. in besonders engem freundschaftlichen Verkehr mit Th. Zwinger in Basel (dokumentiert in Briefen aus den Jahren 1573/76, bewahrt in der UB Basel, und in einer Dedikation in: Zwinger, Morum philosophia poetica, Basel 1575), aber auch mit Zwingers chymischen Weggefährten Guillaume Aragose/Gulielmus Aragosius (dokumentiert in Briefen von 1580, befindlich in Basel, UB). 1580 schlossen diese freundschaftlichen Beziehungen S.s zu Zwinger und Aragose sogar den hugenottischen Juristen und energischen Laienalchemiker F. Hotman mit ein (Nicklas, 1995, S. 174). </br> N. Taurellus trug keine Bedenken, S. seinen Philosophiae triumphus (Basel 1573) zu dedizieren; seine Bitte an Th. Zwinger, S. zu einem günstigeren Urteil zu bewegen (T., Brief an Zwinger, Colmar, 20.  Januar 1575, in: Basel, UB, Frey-Gryn. II, Nr. 4, Bl. 305), zeigt, daß der Triumphus bei S. emporte Reaktionen ausgelöst hatte (Mitteilung von Herrn Dr. C. Gilly, Basel, April 2000). </br> Bevor die vorliegende Widmung von Toxites an S. gerichtet worden ist, hatte bereits Toxites' zeitweiliger Lehrer J. Winter (Straßburg) S. einen De pestilentia commentarius (Straßburg 1565) dediziert. S. zählte dann Winter zu seinen Ärzten (vgl. Calaminus, Vita Guintherii, 1575, ed. Doli, 1937, S. 34: »Winther reist zu Baron Schwendius [nach Kientzheim] und wird krank«), ferner, empfohlen von Zwinger, J. J. Wecker (Colmar), der sich beeilte, S. seine De secretis libri XVII (Basel: P. Perna 1583) zu dedizieren (die Epistola dedicatoria wurde von Wecker unterzeichnet, doch stammt der Text wohl von Weckers Schwager Th. Zwinger; so Gilly, 1979, S. 186). Schließlich hatte auch das Kräuterbuch des chemiatrisch aufgeschlossenen (und S. persönlich bekannt gewordenen) Arztes P. A. Mattioli S.s Interesse erregt. Von einem entschiedenen Parteigänger des medizinischen Paracelsismus kann also bei S. schwerlich die Rede sein. Dies schließt freilich die Vermutung nicht aus, daß S. das Gespräch gerade mit alchemoparacelsistischen Medizinern gesucht hatte, weil »das Beobachtungs- und Erfahrungsprinzip« der »Paracelsischen Medizin« den »intellektuellen Grundsätzen des Vernunftmenschen « S. entgegengekommen ist (Nicklas, 1995, S. 174).
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=== Other ===
=== Other ===
ADB, Bd. 33 (1891), S. 382-401 (A. Kluckhohn)
Martin (1893)
König (1934)
Schwendi, ed. Frauenholz (1939)
Frauenholz (1939)
Amerbachkorrespondenz, Bd. 6 (1967), S.446
Schnur (1987)
Lanzinner (1987)
Von Greyerz (1992)
Nicklas (1995)


=== Portraits ===
=== Portraits ===

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Lazarus von Schwendi



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ADB, Bd. 33 (1891), S. 382-401 (A. Kluckhohn)

Martin (1893)

König (1934)

Schwendi, ed. Frauenholz (1939)

Frauenholz (1939)

Amerbachkorrespondenz, Bd. 6 (1967), S.446

Schnur (1987)

Lanzinner (1987)

Von Greyerz (1992)

Nicklas (1995)

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