Difference between revisions of "Biographies/Jacob Böhme"

From Theatrum Paracelsicum
(Created page with "{{subst:Bio}}")
 
 
(4 intermediate revisions by the same user not shown)
Line 1: Line 1:
{{Biography
{{Biography
| Instruction={{{1|}}}
| Noinclude=1
| DEArticleName=
| DEArticleOtherNames=
| DEArticleOccupation=
| DEArticleBasicData=
| DEArticleFamily=
| DEArticleVita=
| DEArticlePublications=
| DEArticleParacelsianism=
| DEArticleNetwork=
| DEArticleNotes=
| DEArticleMainSources=


| Name=
| Name=
Line 12: Line 38:
| Gender=
| Gender=


| BirthDate=
| BirthDate=1575
| BirthPlace=
| BirthPlace=Alt Seidenberg near Görlitz


| DeathDate=
| DeathDate=1624-11-17
| DeathPlace=
| DeathPlace=Görlitz
| BurialPlace=
| BurialPlace=


Line 34: Line 60:
| DedicationsFrom=
| DedicationsFrom=


| WikiData=
| WikiData=Q77017$Jakob Böhme
| GND=
| GND=118512579
| Ärztebriefe=
| Ärztebriefe=00008518


}}
}}
<noinclude>


{{BioPrinted
{{BioPrinted
| VL16=1$Ferdinand van Ingen$'''Vita''' B. übte zunächst sein Schusterhandwerk in Görlitz aus, wo er 1599 das Bürgerrecht erwarb; aus der Ehe mit Katharina Kuntzschmann gingen vier Söhne hervor. Der geschäftliche Erfolg erlaubte es ihm, seinen Beruf aufzugeben und mit Leder und Leinen zu handeln, was ihm ausgedehnte, zunehmend auch private Reisen ermöglichte.
Hierbei lernte er in Schlesien und Böhmen zahlreiche, oft adlige Anhänger kennen, mit denen er über Religionsprobleme diskutierte und über Sendbriefe kommunizierte. Zu diesem Netzwerk gehörten der Arzt und Paracelsist Tobias → Kober sowie der Liegnitzer Arzt und spätere Leiter des Dresdner Hoflaboratoriums Balthasar Walther (1558 − ca. 1630), der B. in alchemistischen und kabbalistischen Fragen unterrichtete und ihm den Beinamen Philosophus Teutonicus gab. Von der ersten Schrift des Autors, die auf eine Inspiration zurückgehen soll − aufgrund der Auto-Interpretation B.s in das Jahr 1600 datiert −, ließ der Adlige Karl Ender von Sercha eine Kopie anfertigen, der weitere folgten. Ein Exemplar gelangte 1615 in den Besitz des Görlitzer Pastor primariusGregor Richter, der beim Rat der Stadt eine Beschwerde einreichte, woraufhin das Ms. beschlagnahmt wurde. Nach einem Glaubensverhör wurde B. Schreibverbot erteilt, an das er sich im Vertrauen auf seine einflussreichen Gönner − neben Kober und Walther v. a. Karl Ender und seine Standesgenossen − nicht hielt: Der schwenckfeldisch gesinnte Adel der Lausitz und Schlesiens nutzte seinen privilegierten Freiraum und widersetzte sich der (sächsischen) Landeskirche. Als 1623 Johann Sigismund von Schweinichen zwei Traktate B.s zum Druck beförderte, sah sich der Rat genötigt, B. erneut zu verwarnen. Dieser entkam den Anfeindungen dadurch, dass er eine von dem sächsischen Hofarzt Benedikt Hinckelmann vermittelte Einladung zu Gesprächen am Dresdner Hof annahm, über deren Verlauf es keine Aufzeichnungen gibt. Eine letzte Reise führte B. nach Schlesien. Er starb 1624 kurz nach der Rückkehr.
| Killy=2$Ferdinand van Ingen$B. war das vierte Kind nicht unvermögender Bauersleute. Wegen seiner schwachen Gesundheit erlernte er das Schusterhandwerk. Nach den übl. Lehr- u. Gesellenjahren erwarb er 1599 das Meister- u. Bürgerrecht in Görlitz u. kaufte am 24.4. eine Schuhbank auf dem Untermarkt. Im gleichen Jahr (10.5.) heiratete er die Fleischhauertochter Katharina Kuntzschmann u. kaufte ein Haus vor dem Neißetor auf dem Töpferberg (21.8.). Am 29.1.1600 wurde der älteste Sohn Jakob geboren (die Taufmatrikeln erwähnen bis 1606 die Geburt von drei weiteren Söhnen); um diese Zeit hatte B. seine erste Vision. 1610 bezog die Familie ein neues Haus zwischen den Neißetoren. Anfang 1612 erfolgte eine abermalige Erleuchtung; die Bilder kamen wie in einem »Platzregen« (»was er trifft, das trifft er.« ep. 18, 12. Zitiert nach der Gesamtausg. Leiden 1730 mit Kapitel u. Abschnittszählung. Das Kürzel »ep.« = Sendbriefe). Zwischen Jan. u. Pfingsten 1612 schrieb B. sein erstes Werk nieder, die Morgenröthe im Aufgang (im Folgenden Morg.). Der Adlige Karl Ender von Sercha, der einem Schwenckfeldisch gesinnten Kreis angehörte, ließ sich das (Fragment gebliebene) Buchmanuskript zeigen u. veranlasste eine Abschrift. Alsbald kursierten mehrere Kopien; eine davon geriet im Juli 1615 dem Görlitzer Pastor Primarius Gregor Richter in die Hände. Da Görlitz im ausgehenden 16. Jh. bereits als Hochburg des Paracelsismus galt u. dort das Gedankengut des von der luth. Orthodoxie hart bekämpften Valentin Weigel früh in Umlauf war, wollte Richter ein Exempel statuieren u. reichte beim Rat der Stadt eine Beschwerde ein. B. wurde am 26.7. nach kurzer Gefangensetzung ermahnt, »von solchen Sachen abzustehen«, sein Manuskript wurde beschlagnahmt. Richter war das zu wenig: Am 28.7. brandmarkte er B. in einer Strafpredigt als gefährl. »Enthusiasten«, am 30.7. folgte ein Glaubensverhör; B. erhielt Schreibverbot. </br> B. hatte schon im März 1613 seine Schuhbank verkauft u. einen Garnhandel angefangen, was ihm eine gewisse soziale Unabhängigkeit verschaffte. Geschäftstüchtig wie er war, spekulierte er mit Garn u. Leder, was mitunter zu Misshelligkeiten mit den Zünften führte. Inzwischen setzte Richter seine Anfeindungen fort. B. muss aber mächtige Gönner gehabt haben (Karl Ender u. seine Standesgenossen); vielleicht schützte ihn auch der Bürgermeister Bartholomäus Scultetus , ein bekannter Humanist, der u. a. mit Tycho Brahe u. Johannes Kepler in Verbindung stand. Jedenfalls ließ man B., der bald das Interesse gebildeter Männer fand, gewähren. Der Arzt Tobias Kober , ein Paracelsist, verkehrte in seinem Haus; 1617 trat der in Fragen der Alchemie u. der jüd. Kabbala bewanderte Arzt Balthasar Walter an B. heran (der Name »Philosophus Teutonicus« geht auf ihn zurück). Er gab den Anstoß zu den Viertzig Fragen von der Seelen Urstand u. brachte B. in Verbindung zu Christian Bernhard, der »zu einer Art von Generalsekretär und Botschafter« B.s (Grunsky) wurde. Durch solche Kontakte mag B. in Berührung mit dem esoter. Gedankengut geraten sein, das er in »viel hoher Meister Schriften gelesen« habe (Morg., 10, 27); gerade in der Lausitz war es verbreitet. Der Mythos vom »Bauernphilosophen« ist also ebenso zu korrigieren wie die Legende vom unbemittelten u. alleinstehenden Visionär. Neuere Forschungen ergeben ein anderes Bild. </br> Nicht nur wurde die geistige Kultur der Stadt Görlitz von einem humanist. Gelehrtentum geprägt, die polit. Lage in Görlitz (die Habsburger kümmerten sich kaum um das entlegene Grenzland) begünstigte auch eine relativ freie Entfaltung religiöser Strömungen zwischen dem orthodoxen Luthertum Sachsens einerseits, dem Katholizismus in den südl. u. östl. Gebieten andererseits. Eine aktive luth. Orthodoxie musste es namentlich mit Calvinisten, Täufern, Mährischen Brüdern u. Schwenckfeldianern aufnehmen. Der schwenckfeldisch gesinnte Adel der Lausitz gründete auf seinen Gütern Sondergemeinden, widersetzte sich damit unter Ausnutzung seiner Privilegien dem Landeskirchentum u. opponierte auch gegen die Gegenreformation des habsburg. Absolutismus in Schlesien u. Böhmen, wodurch er den dortigen Adel im Widerstand stärkte. Die Heterodoxie behauptete also innerhalb der von polit. u. kirchl. Zwängen beherrschten Wirklichkeit einen eigenen Freiraum. Vor diesem Hintergrund der von breiten sozialen Schichten getragenen freireligiösen Gruppen ist B.s Wirken zu sehen. Die oppositionelle Ausrichtung gab ihm die besondere Note: B. wurde geradezu zum »Exponenten der heterodoxen Parteien« (Gorceix). Mit gesellschaftl. Rückendeckung u. geistiger Förderung konnte B. es wagen, das Schreibverbot zu missachten u. die erworbenen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. </br> 1618/19 entstand die Schrift von den Drey Principien, die sich gegenüber der Morgenröthe durch größere begriffl. Klarheit auszeichnet. Die Hauptschaffenszeit setzte 1620 ein. B. hatte sein Geschäft großenteils aufgegeben u. widmete sich ganz seiner Berufung. In schneller Folge entstanden mehrere Traktate. In das Jahr 1620 fallen die beiden Hauptwerke Von der Menschwerdung Jesu Christi u. Sechs theosophische Punckte. Zwischen 1621 u. 1624 unternahm B. sechs Reisen durch Schlesien. Er kam nach Breslau, Striegau, Glogau, Bunzlau, Liegnitz, wo er im Kreis von Gleichgesinnten disputierte. Die Theosophischen Sendbriefe nehmen auf diese Zusammenkünfte Bezug. Im Striegauer Kreis lernte B. bei Johann Theodor von Tschesch 1622 Abraham von Franckenberg kennen, der sein erster Biograf werden sollte. Die Gespräche brachten ihm auch Anregungen, die er in seinen Schriften verarbeitete. Die Schrift Von der Geburt und Bezeichnung aller Wesen (De Signatura rerum) wurde 1622, Von der Gnadenwahl Anfang 1623 abgeschlossen, das sehr umfangreiche Mysterium Magnum (Von der Offenbarung Göttlichen Worts durch die drey Principia Göttlichen Wesens) entstand 1622/23. </br> Das einzige zu Lebzeiten B.s gedruckte Werk, Der Weg zu Christo (o. O. u. J. [Görlitz 1624]), bündelt die drei Schriften Von wahrer Busse, Von wahrer Gelassenheit u. Gespräch [...] von dem Über-Sinnlichen Leben. Es ging auf die Initiative des schles. Adligen Hans Siegismund von Schweinichen zurück, dem B. ein trostreicher »Seelenführer« gewesen war. Pastor Richter fühlte sich durch die Veröffentlichung herausgefordert u. setzte zum Angriff an. Der Stadtrat konnte keinen einhelligen Beschluss fassen u. beließ es vorläufig bei einer Verwarnung. B. war um seine Familie besorgt u. verfasste eine Schutzrede gegen Gregor Richter. In dieser unruhigen Zeit nahm er eine Einladung vom Hofarzt Benedikt Hinckelmann an den Dresdner Hof an, wo man ihm zu Verbindungen mit mehreren kurfürstl. Räten verhalf. Die Dresdner Episode brachte aber keine Änderung von B.s persönlicher Lage. B. reiste im August 1624 für einige Wochen nach Schlesien u. kam schwer krank nach Görlitz zurück, wo er am 17. Nov. starb. Der luth. Pfarrer Nikolaus Thomas weigerte sich zunächst, den Trauergottesdienst zu leiten; der Pöbel zerstörte das von B.s Freunden errichtete Grabkreuz.
}}
}}


Line 71: Line 102:
=== Dictionaries ===
=== Dictionaries ===


{{SourceOnline|WBIS||}}
{{SourceOnline|VDBO|vdbo.killy.0597|Author=Ferdinand van Ingen}}
{{SourceOnline|VDBO|vdbo.vl16.0048|Author=Ferdinand van Ingen}}
{{SourceOnline|WBIS||}}
{{SourceOnline|WBIS||}}
{{SourceOnline|WBIS||}}
{{SourceOnline|WBIS||}}
Line 88: Line 120:


=== Portraits ===
=== Portraits ===
</noinclude>

Latest revision as of 21:41, 7 May 2024



Jacob Böhme
born 1575 in Alt Seidenberg near Görlitz
died 17 November 1624 in Görlitz



Education and Professional activity

University education

Professional activity

Network

Writings

Publications:

Manuscripts:

Letters:

Online Sources

Wikipedia

Dictionaries

Portraits

Printed Sources

Dictionaries

Main Sources

Pre-1800

Other

Portraits