Difference between revisions of "Biographies/Franz Kretschmer"

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| Telle1991=$auch: Kretschmer, Kretschmair, Krätzmair; ein Korrespondent und Paracelsicaleihgeber Husers; er riet Huser zum Druck der Paracelsusausgabe bei K.  Waldkirch und spielte während der beiden letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts im Beziehungsnetz deutscher Alchemiker eine bedeutende Rolle; gest. nach 1603. </br> K. lebte während der 60er Jahre als Medicus in Sagan und gehörte zum Paracelsistenkreis um B.  Scultetus (Görlitz). Er beschäftigte sich gemeinsam mit Scultetus mit einer ‚Transkription’ der Archidoxen Hohenheims und reiste mit dem Versprechen, die Archidoxen den Paracelsisten Georg Marquard (Glogau) und Abraham Behem (Görlitz) bekanntzumachen, nach Nürnberg (Dezember 1568); während dieser Zeit erhielt Huser von K. manche Paracelsica für seine Paracelsusausgabe. </br> Daß der Görlitzer Rat im Rahmen einer Untersuchung der „practic vnd Religion“ des „Collegium medicorum sectae Paracelsi“ auch K. zu verhören entschied (1570), zeigt, daß K. in den 60er Jahren zu den bekannteren Paracelsisten Schlesiens zählte. </br> Zu unbestimmter Zeit gesellte sich K. dann unter die Laboranten von Peter Hlavsa von Liboslav (gest. 1589), der im Kuttenberger Hüttenwesen und im böhmischen Münzwesen eine wichtige Rolle spielte. Hlavsa half spätestens seit 1574 die alchemischen Bestrebungen des böhmischen Magnaten Wilhelm von Rosenberg zu verwirklichen, so daß K. hauptsächlich in Prag und Wittingau laboriert haben dürfte. Schließlich diente K. dem brandenburgischen Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach-Bayreuth als Bergmeister in Goldkronach. </br> K. unterhielt einen umfänglichen Briefwechsel alchemomedizinischen Inhalts mit Kaiser Rudolf II., Wilhelm von Rosenberg, Kurfürst  Ernst von Bayern, Kurfürst August von Sachsen, Pfalzgraf Reichard (Simmern), Lukas Osiander (Stuttgart), O.  Croll,  Brunner (Regensburg), Johann Horner (Innsbruck), Lorenz Zatzer (Nürnberg), J.  Hiller (Ansbach), Peter Ludwig Messinus (Freising), Sebald Schwärzer (Prag), Joachim und Nathanael Weigel (Annaberg), Hans Kaper (Prag), Hans P. Heiden (Prag), Nikolaus Reusberger (Prag), A. Libavius (Coburg) und zahlreichen weiteren Personen. Aus dem Kreis paracelsistischer Alchemiker Schlesiens standen außer Huser auch die Ärzte Zacharias Wechinger (Sagan) und J.  Montanus (Hirschberg) mit K. in brieflichem Austausch.
| Crollius1998=192-193$<i>Kretschmer, Franz:</i> auch „Kretschmair“, „Krätzmair“, „Kretzmeier“; Autographa im SA Bamberg verraten, daß K. die Schreibung „Kretschmeir“ bevorzugte; gest. nach 1603. Adressat von Briefen Crolls aus den Jahren 1594–1597 (hier: Br. Nr. 8–16, 18–20, 22, 23, 25, 26). </br> K. lebte während der 60er Jahre als Medicus in Sagan und gehörte zum Görlitzer Paracelsistenkreis. Er beschäftigte sich gemeinsam mit B. Scultetus mit einer ‘Transkription’ der „Archidoxen“ Hohenheims (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 16. Oktober 1568, ed. Koch, 1907, S. 75: „egi pactum cum Fr. Kretschmer Sag. de transcribendis Archidoxis“) und reiste im Dezember 1568 nach Nürnberg (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 2. Dezember 1568, ebd., S. 75: „mane abiit Franciscus Kretschmer Noribergam“). Während dieser Zeit erhielt * J. Huser (Glogau) von F. „Krettschmayer“ manche Paracelsica für seine Paracelsusausgabe (Huser, Vorrede, in: Paracelsus, ed. Huser, Tl. 1, 1589, S. B 2v). Daß der Görlitzer Rat im Rahmen einer Untersuchung der „[medizinischen] practic vnd Religion“ des „Collegium medicorum sectae Paracelsi“ 1570 auch K. zu verhören entschied (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 2. Oktober 1570, ed. Koch, 1907, S. 75; Lemper, 1970, S. 355), zeigt, daß K. in den 60er Jahren zu den bekannteren Paracelsisten Schlesiens zählte. </br> Zu unbestimmter Zeit gesellte sich K. dann unter die Laboranten von Peter Hlavsa von Liboslav (gest. 1589), der im Kuttenberger Hüttenwesen und im böhmischen Münzwesen eine wichtige Rolle spielte. Hlavsa half spätestens seit 1574 die alchemischen Bestrebungen des böhmischen Magnaten Wilhelm von Rosenberg zu verwirklichen, so daß K. hauptsächlich in Prag und Wittingau laboriert haben dürfte (vgl. Wagner, 1878, S. 113; ders., 1880). </br> Schließlich diente K. dem Markgrafen * Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach als Bergmeister in Goldkronach (dokumentiert bis 1603), wo ihn während der 90er Jahre * J. Hörner (Nr. 22) und der Saganer Arztalchemiker Zacharias Wechinger (vgl. Wechinger, Brief an K., Sagan, 14. Februar 1597, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 110) besuchten und ihm einige Zeit der Alchemoparacelsist Johann Marcel Heß (vgl. Paulus, 1994, S. 362–364) zur Seite stand. Während eines Aufenthalts in Regensburg 1594 traf K. nicht nur Croll, sondern auch * P. L. Messinus (Br. Nr. 24). Manche Zeugnisse seiner bergmeisterlichen Tätigkeiten bewahrten sich im SA Bamberg (vgl. Telle, 1992, S. 213, Anm. 61), darunter Akten über Untersuchungen markgräflicher Räte aus den Jahren 1597/98 (C 2 Nr. 1398), die Licht in die Laborarbeiten K.s und seines ‘Probierers’ J. M. Heß bringen sollten. Im Zuge dieser Untersuchungen entstanden ein Inventar des K.schen Labors (C 2 Nr. 1398) und ein Verzeichnis von alchemischen Briefen an K. (C 2 Nr. 1398: Briefe Nr. 1–118 aus den Jahren 1582–1597), von denen heute nur die Briefe Nr. 45–112 greifbar sind (C 2 Nr. 1442; schüttere Textproben aus diesem Bestand bot von Murr, 1805, S. 39–52). </br> K. unterhielt einen umfänglichen Briefwechsel alchemomedizinischen Inhalts mit zahlreichen Personen, die auch in seiner Korrespondenz mit Croll eine Rolle spielen, nämlich mit * Brunner (Regensburg), * Ernst von Bayern, * J. Hiller (Ansbach), * J. Hörner (Innsbruck), * J. Huser (Glogau), P. L. Messinus (Freising, Köln, Lüttich), * L. Osiander (Stuttgart), Kaiser * Rudolf II., * S. Schwertzer (Prag), * L. Zatzer (Nürnberg) und den Gebrüdern * J. und N. Weigel (Annaberg). </br> Ein Briefverzeichnis (in: C 2 Nr. 1398) dokumentiert, daß von dem böhmischen Magnaten Wilhelm von Rosenberg, von Pfalzgraf Reichard (Simmern) und J. M. Heß Briefe an K. gerichtet worden sind. Weitere Schreiben erhielt K. von Kurfürst August von Sachsen (vgl. Z. Wechinger, Brief an K., Sagan, 20. September 1596, in: C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 98), andere kamen 1594 und 1596 aus Prag von den Alchemikern * J. Carpio/H. Kaper, Hans P. Heiden und Nikolaus Reusberger (C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 54, 92; vgl. von Murr, 1805, S. 43–45, 49 f.), aber auch von Konrad Scherer aus „Brettheim“ 1595 (vgl. von Murr, ebd., S. 47 f.) und von Andreas Libavius aus Coburg (gedruckt in: Libavius, 1595, II, Nr. 96–98, S. 589–606). </br> Aus dem Kreis paracelsistischer Alchemiker Schlesiens stand K. nicht nur mit J. Huser in brieflichem Austausch, sondern auch mit Johannes Montanus in Hirschberg (vgl. Z. Wechinger, Brief an K., Sagan, 20. September 1596, in: C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 98) und mit Zacharias Wechinger (Sagan), der 1596 K. brieflich bat, ihn, Wechinger, mit Croll bekanntzumachen, dann seine Briefe an Croll über K. leitete und sich mit Hilfe K.s ein Verzeichnis der Arzneien in Crolls ‘Chymischer Apotheke’ zu verschaffen suchte (vgl. Z. Wechinger, Briefe an K., Sagan, 3. Juli 1595, 20. September 1596, 14. Februar 1597, in: C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 71, 98, 110). Im Beziehungsnetz deutscher Alchemiker spielte Crolls Freund K. während der beiden letzten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle. </br> Croll und K. hatten im Jahr 1594 eine enge Alchemikerfreundschaft geschlossen und diese Freundschaft in Regensburg 1594 ‘durch Handschlag in Treue besiegelt’ (Br. Nr. 9, 10, 18). Fortan tauschten sie manche Briefe, in denen sie Doktrinen und praktische Aspekte der Alchemia transmutatoria metallorum erörterten, sie halfen sich aber auch durch die Zusendung alchemomedizinischer Fachtexte oder bestimmter Substanzen. Gelegentlich gelangten humanmedizinische Gegenstände zur Sprache; allerorten maßgeblich geprägt wurde der Croll/K.-Briefwechsel jedoch von metalltransmutatorischen Zielsetzungen.
| Crollius1998=192-193$<i>Kretschmer, Franz:</i> auch „Kretschmair“, „Krätzmair“, „Kretzmeier“; Autographa im SA Bamberg verraten, daß K. die Schreibung „Kretschmeir“ bevorzugte; gest. nach 1603. Adressat von Briefen Crolls aus den Jahren 1594–1597 (hier: Br. Nr. 8–16, 18–20, 22, 23, 25, 26). </br> K. lebte während der 60er Jahre als Medicus in Sagan und gehörte zum Görlitzer Paracelsistenkreis. Er beschäftigte sich gemeinsam mit B. Scultetus mit einer ‘Transkription’ der „Archidoxen“ Hohenheims (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 16. Oktober 1568, ed. Koch, 1907, S. 75: „egi pactum cum Fr. Kretschmer Sag. de transcribendis Archidoxis“) und reiste im Dezember 1568 nach Nürnberg (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 2. Dezember 1568, ebd., S. 75: „mane abiit Franciscus Kretschmer Noribergam“). Während dieser Zeit erhielt * J. Huser (Glogau) von F. „Krettschmayer“ manche Paracelsica für seine Paracelsusausgabe (Huser, Vorrede, in: Paracelsus, ed. Huser, Tl. 1, 1589, S. B 2v). Daß der Görlitzer Rat im Rahmen einer Untersuchung der „[medizinischen] practic vnd Religion“ des „Collegium medicorum sectae Paracelsi“ 1570 auch K. zu verhören entschied (B. Scultetus, Diariumeintrag, Görlitz, 2. Oktober 1570, ed. Koch, 1907, S. 75; Lemper, 1970, S. 355), zeigt, daß K. in den 60er Jahren zu den bekannteren Paracelsisten Schlesiens zählte. </br> Zu unbestimmter Zeit gesellte sich K. dann unter die Laboranten von Peter Hlavsa von Liboslav (gest. 1589), der im Kuttenberger Hüttenwesen und im böhmischen Münzwesen eine wichtige Rolle spielte. Hlavsa half spätestens seit 1574 die alchemischen Bestrebungen des böhmischen Magnaten Wilhelm von Rosenberg zu verwirklichen, so daß K. hauptsächlich in Prag und Wittingau laboriert haben dürfte (vgl. Wagner, 1878, S. 113; ders., 1880). </br> Schließlich diente K. dem Markgrafen * Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach als Bergmeister in Goldkronach (dokumentiert bis 1603), wo ihn während der 90er Jahre * J. Hörner (Nr. 22) und der Saganer Arztalchemiker Zacharias Wechinger (vgl. Wechinger, Brief an K., Sagan, 14. Februar 1597, in: Bamberg, SA, C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 110) besuchten und ihm einige Zeit der Alchemoparacelsist Johann Marcel Heß (vgl. Paulus, 1994, S. 362–364) zur Seite stand. Während eines Aufenthalts in Regensburg 1594 traf K. nicht nur Croll, sondern auch * P. L. Messinus (Br. Nr. 24). Manche Zeugnisse seiner bergmeisterlichen Tätigkeiten bewahrten sich im SA Bamberg (vgl. Telle, 1992, S. 213, Anm. 61), darunter Akten über Untersuchungen markgräflicher Räte aus den Jahren 1597/98 (C 2 Nr. 1398), die Licht in die Laborarbeiten K.s und seines ‘Probierers’ J. M. Heß bringen sollten. Im Zuge dieser Untersuchungen entstanden ein Inventar des K.schen Labors (C 2 Nr. 1398) und ein Verzeichnis von alchemischen Briefen an K. (C 2 Nr. 1398: Briefe Nr. 1–118 aus den Jahren 1582–1597), von denen heute nur die Briefe Nr. 45–112 greifbar sind (C 2 Nr. 1442; schüttere Textproben aus diesem Bestand bot von Murr, 1805, S. 39–52). </br> K. unterhielt einen umfänglichen Briefwechsel alchemomedizinischen Inhalts mit zahlreichen Personen, die auch in seiner Korrespondenz mit Croll eine Rolle spielen, nämlich mit * Brunner (Regensburg), * Ernst von Bayern, * J. Hiller (Ansbach), * J. Hörner (Innsbruck), * J. Huser (Glogau), P. L. Messinus (Freising, Köln, Lüttich), * L. Osiander (Stuttgart), Kaiser * Rudolf II., * S. Schwertzer (Prag), * L. Zatzer (Nürnberg) und den Gebrüdern * J. und N. Weigel (Annaberg). </br> Ein Briefverzeichnis (in: C 2 Nr. 1398) dokumentiert, daß von dem böhmischen Magnaten Wilhelm von Rosenberg, von Pfalzgraf Reichard (Simmern) und J. M. Heß Briefe an K. gerichtet worden sind. Weitere Schreiben erhielt K. von Kurfürst August von Sachsen (vgl. Z. Wechinger, Brief an K., Sagan, 20. September 1596, in: C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 98), andere kamen 1594 und 1596 aus Prag von den Alchemikern * J. Carpio/H. Kaper, Hans P. Heiden und Nikolaus Reusberger (C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 54, 92; vgl. von Murr, 1805, S. 43–45, 49 f.), aber auch von Konrad Scherer aus „Brettheim“ 1595 (vgl. von Murr, ebd., S. 47 f.) und von Andreas Libavius aus Coburg (gedruckt in: Libavius, 1595, II, Nr. 96–98, S. 589–606). </br> Aus dem Kreis paracelsistischer Alchemiker Schlesiens stand K. nicht nur mit J. Huser in brieflichem Austausch, sondern auch mit Johannes Montanus in Hirschberg (vgl. Z. Wechinger, Brief an K., Sagan, 20. September 1596, in: C 2 Nr. 1442, Br. Nr. 98) und mit Zacharias Wechinger (Sagan), der 1596 K. brieflich bat, ihn, Wechinger, mit Croll bekanntzumachen, dann seine Briefe an Croll über K. leitete und sich mit Hilfe K.s ein Verzeichnis der Arzneien in Crolls ‘Chymischer Apotheke’ zu verschaffen suchte (vgl. Z. Wechinger, Briefe an K., Sagan, 3. Juli 1595, 20. 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