Basilius Valentinus, Die zwölf Schlüssel, 1599

From Theatrum Paracelsicum
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Author: Basilius Valentinus
Title: Die zwölf Schlüssel
First printed: 1599
Language: German
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=1086
Editor: Edited by Julian Paulus
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[sig. D7r] Nun folgen die zwölff Schlüssel Fratris Basilij Valentini Benedicter Ordens/ Dadurch die Thüren zu dem Vralten Stein vnser Vorfahren eröffnet/ vnd der vnerforschliche Brunnen aller gesundheit gefunden wird.

Der erste Schlüssel.

[sig. D7v] Mein freund soll wissen das alle vnreine vnd befleckte dinge zu vnserm werck indignus sind/ denn jhr Aussatz kan keine beföderung geberen zu vnserm Werck/ vnd das gute wird durch den vnreinen weg verhindert.

Alle krämer wahr aus den Bergen gilt jhr gelt/ wenn aber verfelschung beybracht wird/ ist die Wahr vntüchtig worden/ denn sie ist verfelschet/ vnd ist nicht mehr wie sie zuuor gewesen in jhrer operation.

Vnd wie der Artzt den jnnerlichen Leib ausfeget vnd saubert durch mittel seiner Artzney vnd al- [sig. D8r] le vnreinigkeit von jhm austreibet/ Also müssen auch vnser Cörper gefeget vnd purgiret werden/ von aller vnreinigkeit damit in vnser geblüt die vollkommenheit wircken kan/ vnsere Meister erfodern einen reinen vnbefleckten[c1] Leib/ so mit keinem Makel/ noch einiger frembden vermischung bekleidet ist/ denn frembder zusatz ist vnser Metallen außsatz.

Die Krone des Königes soll von reinem Golde sein/ vnd eine keusche Braut soll jhm vermahlet werden. Darumb so du durch vnser Cörper wircken wilt/ so nim den geitzigen grawen Wolff/ so seines namens halben dem streitbaren Marti vnterworffen/ vin geburt aber ein Kind des alten Satur- [sig. D8v] ni ist/ so inn den Thälern[c2] vnd Bergen der Welt gefunden wird/ vnd mit grossem hunger besessen/ vnnd wirff jhm für den Leib des Königes/ das er daran seine zehrung haben möge/ vnd wenn er den König verschlungen/ so mache ein groß fewer/ vnnd wirff den Wolff darein/ das er gantz vnd gar verbrenne/ so wird der König wieder erlöset werden/ wenn das dreymal geschicht/ so hat der Löwe den Wolff vberwunden/ vnd wird nichts mehr an jhm zuuerzehren finden/ so ist denn vnser Leib vollkommen zum anfang vnsers wercks. Vnd wisse das dieses allein nur der rechte weg ist hiezu dichtig/[e1] vnser Cörper zu reinigen/ denn der Leo saubert sich durch das geblüt [sig. E1r] des Wolffes/ vnd des geblüts/ tinctur seewet sich wunderbarlich mit der tinctur deß Löwens/ denn jr beyder geblüt sind in der gesipschafft naher verwandniß vnnd wenn sich der Löwe ersetiget hat/ ist sein Geist stercker worden denn zuuor/ vnd seine Augen geben einen stoltzen glantz von sich wie die helle Sonne/ sein inneres wesen vermag denn viel zu thun/ vnnd nützlich zu allen dem darzu man jhn erfodert/ vnd so er in seine bereitschafft gebracht wird/ so dancken jhm die Menschen Kinder mit schweren hinfallenden kranckheiten vnd mehren seuchen beladen/ die zehen Aussetzigen Männer lauffen jhm nach/ vnd begeren zu trincken von dem Blut seiner Se- [sig. E1v] len/ vnd alle so gebrechen haben/ erfrewen sich höchlich seines Geistes/ Denn wer von diesem Güldenen brunnen trincket/ empfindet eine gantze vernewerung der Natur/ hinnemung des bösens/ stercke des Geblüts/ krafft des Hertzens/ vnd eine vollkommene gesundheit aller Glieder/ sie sein innen beschlossen oder ausser dem Leibe empfindlich/ denn es eröffnet alle Neruus vnd πῶρος damit das böse kan ausgetrieben werden/ vnd das gute dero stat ruhiglichen bewohnen kan.

Mein freund sol aber ein fleissiges auffsehen haben/ das der Brunn des Lebens lauter vnd klar befunden werde/ denn keine frembde Wasser müssen sich mit vn- [sig. E2r] sern brunnen vermischen/ auff dz kein mißgeburt entstehe/ vnd aus einen gesunden heilsamen Fisch eine Schlange herfür krieche/ da auch durch mittelwege/ eine scherffe dazu gefüget/ dadurch vnser leib zerbrochen worden/ so verschaffe dz alle Corrosiu abluirt werde/ denn keine scherffe ist dienlich den jnnerlichen kranckheiten zu wehren/ denn dz scharffe dringet durch mit zerstörung/ vnd würde mehr kranckheiten geberen/ sondern vnser brunnen muß ohne gifft sein/ wiewol gifft mit gifft muß vertrieben werden.

Wann ein Baum keine gesunde wolschmeckende frucht bringet/ so wird er abgeschnitten auff seinem Stamm/ vnd wird eine ander art bessere früchte darauff gejm- [sig. E2v] pffet/ denn vereiniget sich das reiß mit dem Stamme/ das aus dem stam vnd seiner wurtzel mit sampt dem Reiß alles ein guter Baum wird/ vnd nach begeren seines Jmpffers ein gute gesunde wolschmeckende frucht herfür giebt.

Sechs stedte durchwandert der König am Himlischen Firmament/ aber in der siebenden behelt er seinen Sitz/ denn der königliche Saal daselbsten ist mit güldenen stücken vmbhenget.

Verstehestu jetzto was ich rede/ so hastu mit diesem Schlüssel das erste Schloß eröffnet/ vnd den Rigel des anlauffs zu rück gebtrieben/ kanstu aber noch kein Liecht darinnen ergründen/ so wird dich auch kein gläsern gesichte befördern/ [sig. E3r] noch natürliche Augen vermögen zu helffen/ das letzte zu finden dessen du im anfang gemangelt hast/ denn wil ich nicht ferner reden/ von diesem Schlüssel/ wie mich Lucius Papirius geleret hat.

Der ander Schlüssel.

In den Höfen der großmächtigen vnd gewaltigen werden vielerley art der gedrenck gefunden/ vnd doch keins dem andern gleich am geruch/ farbe vnd geschmack/ denn jhr bereitung ist manigfalt/ vnd werden gleichwol alle getruncken/ dieweil ein jedes an seine statt zugerichtet ist/ vnd zu der Hoffhalt von nöten.

[sig. E3v] Wenn die Sonne jhre strahlen von sich giebt vnd ausbreitet vnter den Wolcken/ spricht der gemeine man die Sonne zeucht wasser/ vnd es wird regnen/ vnd so dz öffter geschicht/ giebt es ein fruchtbar Jahr. Ein köstlichen herrlichen Palast in die höhe zu bawen/ müssen viel vnd mancherley art Meister vnd arbeiter jhre Hand anlegen vnd gebrauchen/ ehe der Pallast gezieret/ vnd vollkommen geheissen wird/ denn was steinern sein soll/ kan nicht höltzern gemacht sein.

Durch den teglichen Ablauff des wütenden Meers vnd seiner wiederkunfft/ welcher sich aus eingegossener lieb/ so es von oben herab aus dem gestirnten Him- [sig. E4r] mel empfangen/ also artet vnd erzeiget/ werden viel mächtige Reichthumb den Landen dadurch bewiesen/ denn als offt seine widerkunfft geschicht/ bringet es dem Menschen zu gut das seinige mit. Ein Jungfraw so man vermahlen wil/ die wird zuuor mit manigfaltigkeit der Kleidung zum besten vnd schönsten gezieret/ damit sie jhrem Breutigam gefallen bringet/ vnd das Band der liebe durch jhr hertzlich anschawen desto tieffer vnd brünstiger einwurtzeln möge/ vnd so die Braut denn jhrem Ehegatten nach fleichlichem her kommen beygelegt wird/ wird die manigfaltige kleidung aller bey vnd abgelegt/ vnnd die Braut behelt keines mehr/ denn dieses/ [sig. E4v] so jhr der Schöpffer in der geburt gegeben hat.

Also wenn vnser Breutigam Apollo mit seiner Braut Diana durch Heyraht sol vermahlet werden/ müssen jnen zuuor auch mancherley Kleydung bereitet/ vnd jhre Häupter vnd gantzer Leib mit Wasser wol gewaschen werden/ welche wasser du durch vielfaltig Manir der distilirung zubereiten erlernen must/ denn sie sind sehr vngleich/ etliche hoch etliche geringe/ darnach man derer bedörfftig ist/ gleich wie ich von den vielfeltigen getrencken gesagt habe/ vnd wisse/ wenn die feuchtigkeit der Erden auffsteiget/ vnd der Nebel auffgezogen wird/ giebt es sich in der höhe zusammen/ vnd felt durch [sig. E5r] seine schwere nieder dadurch dem Erdtreich seine verlorne Feuchtigkeit wieder gegeben wird/ das erquicket denn die Erden/ vnd giebt jhr Nahrung vnd fügung/ das laub vnd Graß aus jhr wachsen können/ darumb müssen etliche bereitung deiner wasser im distilliren offt wiederholet werden/ das du den abzog seiner Erden vielmals wieder giebest vnd aber daruon treibest/ gleich wie das Meer Euripus die Erden öffter verlest/ vnd entblösset vnd wieder bedecket biß es zu seinem gewissen ziel kommen.

Wenn man also denn den Pallast des Königes mit vieler handarbeitung bereitet vnd gezieret hat vnd das gläserne Meer seinen [sig. E5v] lauff verrichtet/ vnd den Palast mit gütern erfüllet hat/ alsdenn mag der König wol sicher darein gehen/ vnd seine wohnung auffschlagen.

Doch merck mein freund dieses sehr wol/ das der Breutigam sich mit seiner Braut nackend vnd blos vermählen muß/ darumb müssen alle zubereite sachen zum schmuck jrer kleider vnd nothwendigen zier jhrer angesichter/ wiederumb von jhnen genommen werden/ das sie gantz blos das grab besitzen/ wie sie blos geboren sind/ damit jr Same durch frembde einmischung nicht möge zerstöret werden.

Zum beschluß dieses Sermons sage ich dir in aller warheit/ daß [sig. E6r] man das vberköstliche Wasser dadurch der Breutigam sein bad haben sol/ von zweyen fechtern (verstehe von zweyen wiederwertigen materien) muß gantz klüglich vnd grosser sorgfeltigkeit gemacht werden/ denn ein Kempffer muß den andern forttreiben/ damit sie zum streit geschickt werden/ vnd Ritterschafft erlangen können/ denn es ist dem Adler nicht nütze/ das er sein Nest alleine in das hohe Alpgebirg mache/ denn seine Jungen müssen erfrieren von wegen des schnees/ so sich zu öberst der Berge gesetzt.

Wenn du aber dem Adler den kalten Trachen/ so seine wohnung in den Steinfelsen lange zeit gehabt/ vnd in den speluncen der er- [sig. E6v] den sich aus vnd einschleiffet/ zufügest vnd setzest sie beyde auff den hellischen stuel/ so wird Pluto dermassen zublasen/ Vnd wird dem kalten Drachen einen fliegenden Fewrigen Geist außjagen/ Welcher durch seine grosse hitze dem Adler seine Federn verbrennen wird/ vnd eine schwitzbanck bereiten/ damit der schnee am höchsten Gebirge zerschmeltzen/ vnd zu wasser werden muß/ auff das daß Mineralische Bad/ recht bereitet/ vnnd dem Könige glück vnd gesundheit geben kan.

Der dritte Schlüssel

German Wasser kan Fewr vertilget vnd gantz vnd gar ver- [sig. E7r] leschet werden/ vnd so man viel Wasser in wenig Fewer geust/ so muß das Fewer dem Wasser gehorsam sein/ vnd jhm die Herrschafft des Sieges zu lassen/ Also muß vnser fewrige schwebel auch durch Wasser zu der kunst gemacht vberwunden vnd erstritten werden/ sol anders nach abscheidung der Wasser/ das fewrige Leben vnsers Schwebels dampffs triumphiren vnd wiederumb obsiegen/ es kan aber kein triumph in solchem vorhaben geschehen/ es habe denn der König seinem Wasser sterck vnd krafft zu geeignet/ vnd jhm dem Schlüssel seiner Hoffarbe vberantwortet/ das er dardurch zerbrochen/ vnd vnsichtbar gemachet werde/ doch [sig. E7v] auff dißmal muß sein sichtbare gestalt wieder zuhanden kommen/ aber mit grossem abbruch seines einfeltigen wesens vnd grosser verbesserung seine standes.

Ein Mahler kan auff weiß gelbe vnd auff gelbe roth/ vnd gar Purpurbraune farbe wol anstreichen/ vnd ob wol alle farben noch vorhanden/ so behelt doch die letzte so in jhrem grad die höchste/ die vberhand/ vnd das muß in vnser Meisterschafft auch geschehen/ vnd so solches geschehen/ so hastu das Liecht aller weißheit für Augen/ welches im dunckel leuchtet/ vnd doch nicht brendt/ denn vnser Schwebel brennet nicht/ vnd leuchtet gleichwol ferne/ er ferbet auch nicht/ er sey denn zuuor be- [sig. E8r] reitet/ vnd selbsten geferbet/ mit seiner farbe/ auff das er weiter ferben kan/ die schwachen vnuollkommenen Metallen/ es ist aber demselbigen Schwebel nicht zugelassen zu ferben/ es sey denn solche farbe mit grossem bestande jm zugeeignet/ denn der schwache kan nicht obsiegen/ sondern der sterckste behelt die Herrschung vber den schwechsten/ vnd mus schwach durch das sterckste weichen vnnd nachgeben/ darumb behalt auff diese rede folgenden beschluß vnd meinung/ ein geringes kan einem andern geringen nicht helffen/ noch einig beförderung mittheilen zu seiner wirckung/ vnnd ein verbrenlich ding kan keine schützung geben einem andern verbrenlichen dinge [sig. E8v] auff das es auch nicht verbrennen mag/ sol nun ein schptzer dar sein/ der dem verbrennlichen beywohne vnd dar für erhalte/ so muß der beschützer erstlich mehr gewalt haben/ dann der den er bewahret/ vnd zuuor selbst in seinem wesen vnuorbrennlich mit warheit in aller bestendigkeit sich erzeigen vnd beweisen können/ also wer da vnsern vnuerbrennlichen Schwebel aller weisen bereiten wil/ der neme zuuor achtung für sich/ das er vnsern Schwebel suche/ in einem da er vnverbrenlich innen ist/ welches nicht geschehen kan/ es habe denn das versaltzene Meer den Leichnam verschlungen/ vnd auch gantz vnd gar wieder von sich ausgeworffen/ denn erhöhe jhn in seinem [sig. F1r] gradt auff das er alle andere sternen des Himmels in seiner klarheit weit vbertreffe/ vnd in seinem wesen so blutreich worden/ wie der Pellican/ wenn er sich in seine Brust verwundet/ als denn ohne krenckung seines Leibes/ seiner jungen viel ernehret/ vnd von seinem Blut speisen kan/ das ist die Rose vnserer Meister/ von farbe des Scharlachs/ vnnd das rothe Trachenblut von vielen geschrieben/ auch der Purpurmantel des höchsten gebieters in vnser kunst/ damit die Königin des heils bedecket wird/ vnd dadurch alle dürfftige Metallen können erwermet werden.

Diesen Mantel der ehren verwahre wol/ mit dem Astralischen [sig. F1v] Saltze/ welches diesen Himlischen Schwebel nachfolget auff das jm kein vnfal begegne vnd die fliegende krafft des Vogels theil jhm mit/ so viel jm von nöthen so wird der Hane den Fuchs fressen demnach im wasser ertrincken/ durchs Fewer lebendig werden/ vnd wieder vom Fuchse gefressen werden/ auff das gleich vnd vngleich vergliechen werden.

Der vierde Schlüssel

Alles Fleisch geboren aus der Erden/ muß zerstöret vnnd wider zu Erden werden/ wie er zuuor auch Erden gewesen/ Als dann giebet das Jrrdische [sig. F2r] Saltz ein newe Geburt/ durch die Himlische erweckung/ Denn wo erstlich kein Erden wird/ Da kan auch kein Aufferstehung folgen in vnserm werck/ denn in der Erden steckt. Der natürliche Balsam/ vnd das Saltz derer so da gesucht haben/ die Wissenschaft aller dinge.

Am letzten end vrtheil der welt/ wird die welt durch das fewer gerichtet werden/ das zuuor aus nichts durch den Meister gemacht/ Widerumb durchs Fewer zu Aschen werden muß/ Aus derselben Aschen wirdt der Phænix seine Jungen endlich wider herfür bringen/ denn in solcher Aschen/ steckt warhafft der rech- [sig. F2v] te Tartarus welcher mus auffgelöset werden/ vnd nach seiner Solutio kan das feste schloß des Königlichen gemachs eröffnet werden.

Newe Himmel vnnd Erden/ wird gemacht werden/ nach der verbrennung vnd der newe mensch wird viel herrlicher erscheinen/ denn er zuuor in der ersten Welt gewesen/ denn er ist verkleret worden.

Wenn Aschen vnd sand durch das Fewer wol gezeitiget vnd gar gekochet werden/ so machet der Meister daraus ein glaß/ daß da im Fewer hernacher jmmer bestehet/ vnd an der farbe einem durchsichtigen steine gleich/ vnnd keine Aschen mehr wird erkandt/ das [sig. F3r] ist dem vnwissenden ein grisse geheime kunst/ dem wissenden aber nichts/ denn es ist jhm durch die wissenheit vnd öffter erfahrung zu einem Handwerck worden.

Aus steinen brendt der Meister auch Kalck/ das man jhn zur Arbeit brauchen kan/ vnd ehe er durch das Fewer darzu bereitet wird/ ist es ein stein/ vnd kan zu der arbeit für Kalck nit gebrauchet werden/ durch das Fewer aber wird der stein gezeitiget vnd nimpt von dem Fewer ein sehr hitzigen grad an sich vnd stercket sich vnd wird also mechtig/ das dem fewrigen geist des Kalcks/ so er in seine vollkommene bracht/ schier nichts zuuergleichen.

Ein jedes ding so es zu Aschen [sig. F3v] gebrand wird/ giebt von sich durch Kunst sein Saltz/ kanstu in seiner Anatomia den Schwebel vnnd seinen Mercurium sonderlich behalten/ vnd dem Saltze wider damit seine erstattung thun/ gnugsam nach der Kunst/ so kan das wider daraus werden/ durch das Fewer/ Welches es für der zerstörung vnd seiner Anatomia gewesen/ welches die klugen dieser Welt/ eine Thorheit nennen/ vnd achtens für eitel lügen/ heissens ein newe geschöpff/ welches dem Sünder von Gott nicht zugelassen/ vnnd verstehens doch selsbten nicht/ das das geschöpff zuuor gewesen/ vnd der Meister alleine durch den samen der antur sein vermehrung vnd Meisterschafft beweiset.

[sig. F4r] Welcher Meister kein Aschen hat/ der kan auch kein Saltz machen/ zu vnser kunst/ denn ohne Saltz kan vnser werck nicht leibhafftig gemacht werden/ denn die erhartung aller ding/ wircket das blosse Saltz allein.

Gleich wie das Saltz ist eine erhalterin aller ding vnd bewaret für der feule/ also ist das Saltz vnserer Meister auch ein schutz der Metallen/ das sie nit können gar zu nichte gemacht vnnd verderbet werden/ das nicht wieder etwas daraus werden solte/ es sterbe denn jhr Balsam/ vnnd in geliebter Saltzgeist von Natur ab/ denn were der Leib todt/ vnd könte nichts fruchtbarlichs weiter da- [sig. F4v] raus gemacht werden/ denn die geister der Metallen weren abgewichen/ vnd nur durch natürliches absterben eine leere todte wonung verlassen/ darinnen kein leben wieder zu bringen.

Mercke aber dieses mein lehrer der kunst/ das daß Saltz aus der Aschen viel vermag/ vnd sind viel tugend in jm verborgen/ doch ist das Saltz kein nütze es sey denn sein inners heraus gebracht vnnd vmbgekart worden/ denn der geist allein ist es so da giebt krafft vnnd auch das leben/ der blosse Leib vermag hierzu nichts/ weistu den zu finden/ so hastu das Saltz der weisen Meister/ vnd das vnverbrenliche Oel warhafftigklich/ davon für mir viel geschrieben worden.

Vnd wer der Meister noch so viel/
So auff mich richten jhre ziel.
So habens doch wenig gebracht/
Das sie ergründ mein rechte krafft.

Der fünffte Schlüssel.

Das Leben der Erden bringet alles herfür/ so auß jhr wechst/ vnd welcher da sagt die Erden sey Todt/ der redet keine warheit/ denn ein todtes kan dem lebendigen nichts mittheilen/ vnd der zugang hat bey den todten ein ende/ denn der geist des lebens ist geflohen/ Darumb ist der geist das Leben vnnd Seele der Erden/ welcher in jhr wonet/ vnd vom Himlischen Syderischen in das jrrdische seine wirckung empfahet/ denn alle kreu- [sig. F5r] ter bäum vnd wurtzel/ auch alle Metallen vnd Mineralien entpfahen jhre krafft/ zugang vnd nahrung aus dem Geist der Erden/ denn der geist ist das Leben/ welcher aus dem Gestirn gespeiset wird/ vnd welcher ferner dann seine nahrung gibt/ jhn alle gewechse vnd wie die Mutter jr Kind im Leibe verborgen helt/ vnd durch die nahrung bey jhr speiset/ Also speiset auch die Erde die Mineralien/ so in ihrem Leibe verborgen[c3] liegen/ durch jren Geist/ welcher es von oben herab entpfahet/ darumb[c4] giebt die Erden für sich die krafft nicht/ sondern der lebendige geist so in jhr wohnet/ vnd so die Erde ires geistes mangeln solte/ were sie denn tod/ vnd kündte kein nahrung [sig. F5v] mehr von sich geben/ dieweil jhrem Schwebel oder fettigkeit der geist welcher die lebendige kraft erhelt vnd alle wachsung durch das nutrimentum fort treibt/ beraubet were.

Zweene wiederwertige geister wohnen wol bey einander/ vertragen sich aber nicht leichtlich zusamen/ denn da das Püchsen puluer angezündet wirdt/ fliegen die zweene geister daraus das Pulver gemacht worden/ mit einem grossen gedöne vnd grosser stercke von einander/ vnd fliehen in die Lufft/ das sie niemands mehr erkennen kan/ vnd niemands sagen kan wo sie hinkommen/ oder was es gewesen/ so man nicht durch Erfahrenheit innen worden/ was es für Geister [sig. F6r] gewesen/ vnd in welchem wesen sie gestackt weren.

Daraus soltu wissen mein lerer der kunst/ daß das Leben allein ein lauter geist ist/ vnd also alles was die vnwissende Welt für todt helt/ muß wiederumb in ein vnbegreifflich sichtbar geistliches leben gemacht vnnd darinnen erhalten werden/ soll anders leben mit leben wircken/ welche geister sich speisen vnd ernehren von dem Himmelthaw/ vnd sind von einem Himlischen ELementischen vnnd jrrdischen wesen geboren/ welches wird Materia Informis genandt.

Vnnd gleich wie das Eisen einen Magneten hat so in seiner wunderbarlichen vnsichtbarn liebe halben an sich zeucht/ also vn- [sig. F6v] ser gold auch ein Magneten hat/ welcher Magnet ist die erste Materia vnsers grossen Steins/ verstehestu diese meine rede/ so bistu reich vnd selig für aller Welt.

Noch eine erklerung mus ich dir in diesem Capittel für halten/ wenn der Mensch in einen Spiegel sihet/ so giebet jhm der wiederschein auch ein Bildnis/ so man aber dasselbe mit händen antasten wil/ so ist nichts begreiffliches dar/ denn der Spiegel darinnen der Menschen gesehen/ Also nun muß von dieser materia ein sichtbarer geist ausgetrieben werden/ welcher doch vnbegreifflich ist/ derselbige geist sage ich/ ist die wurtzel des lebens vnser Cörper vnd der Mercurius der Philosophen/ dar- [sig. F7r] aus das Liquorische wasser bereitet wird in vnser kunst/ welchen du in seiner composition widervmb Materialisch machen/ vnnd durch gewisse mittel/ vom niedrigsten biß auff den aller höchsten grad in eine vberflüssige Medicin bereiten solt/[c5] denn vnser anfang ist ein zugeschlossener begreifflicher Leib/ das mittel ein flichtiger Geist vnd dz güldene wasser ohn alle Corrosiu daruon vnsere weise Meister jr leben erlengert/ das ende aber ist ein vberfixe Medicin Menschlicher vnd Metallischer Leiber/ so mehr den Engeln denn den Menschen zu wissen vergönnet/ wiewol auch solche Menschen dieselbe erlangen/ welche durch das hertzliche gebett/ die von Gott er- [sig. F7v] bitten/ vnd gegen jhm vnd dem dürfftigen Menschen danckbar sein.

Zum beschlus hierauff sage ich dir warhafftiglich/ das eine arbeit aus der andern gehen muß/ denn vnser materia muß anfangs vnsers wercks wol vnd auffs höheste gereiniget/ als denn auffgeschlossen vnd zerbrochen/ auch zerstöret vnd zu staub vnnd Aschen werden/ wenn das alles geschehen/ so bereite daraus einen fliegenden geist/ weiß als der schnee/ vnd noch einen fliegenden gesit roth als ein blut/ dieselbe beyde geister die haben den dritten in sich/ vnd ist doch nur ein einiger geist/ vnd sind die drey geister so das leben erhalten vnd vermehren/ die füge zusammen gieb jnen was jn an speis vnd tranck [sig. F8r] von natur von nöthen/ vnd erhalte sie im Ehebet der werme biß zu der volkommenen geburt/ so wirstu sehen vnd erfahren/ was dir der Schöpffer vnd die Natur zu wissen vergönnet/ vnd wisse das ich mit meinem Munde so weit keine offenbarung mehr gethan habe/ vnd Gott hat mehr wirckung vnd wunder der natur inverliebet weder viel tausent Menschen solches gleuben können/ mir aber ist ein Siegel vorgedruckt auff das andere/ nach mir auch wundersachen schreiben mögen/ so da natürlich vom Schöpffer zugelassen/ aber vbernatürlich von den vnweisen gehaltenw werden/ denn das natürliche hat seinen ersten anfang/ von vber natürlichen/ vnd ist doch [sig. F8v] alles nichts zusammen denn eitel natürliches zubefinden.

Der sechste Schlüssel.



Apparatus

Word Explanations

  1. dichtig] 'tüchtig', geeignet

Corrections

  1. vnbefleckten] corrected from: vnbeflecten
  2. Thälern] corrected from: Thäler
  3. verborgen] corrected from: vrrborgen
  4. darumb] corrected from: darm̄
  5. solt] corrected from: solt ʒ