Preface, 1610-03-24, by Nicolaus Stein

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Author: Nicolaus Stein
Type: Preface
Date: 24 March 1610
Place: Frankfurt am Main
Pages: 12
Language: German
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=5700
Editor: Edited by Julian Paulus
Source:
Elucidatio Secretorum, Das ist/ Erklährung der Geheimnussen, wie der Lapis Philosophorum funden/ vnd die vniuersal Medicin erlanget wirdt, Frankfurt am Main: Nicolaus Stein 1610, sig. †2r-†7v [BP.Alchemica.1610-01]
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[sig. †2r] Vorrede an den Leser.

Es ist ein gemeines Sprichwort/ so wol bey den Latinern als auch bey vns Teutschen gebreuchlich/ das heisset/ Ars non habet inimicum, nisi ignorantem, Die Kunst hat keinen grössern Feindt/ als den jenigen/ der solche nicht kan vnnd nicht verstehet. Vnnd wiewol diß in genere von einer jeden Kunst kan gesagt werden: So ist es aber doch in specie fürnemlich von der Adelichen/ heimlichen/ ja vielmehr Himmlischen Kunst Chymia wohl zusagen vnnd zubeklagen/ daß solche vast von jederman verachtet/ vernichtet/ verkleinert vnnd gelästert/ als ein [sig. †2v] vnnütze/ vergebliche/ prächtige vnnd vnbeweißliche Kunst außgeruffen wirdt. Die Vrsachen aber/ warumb solches geschicht/ ist kein andere/ als daß die verleumbder vn#d falsche Klaffer solche nicht wissen/ nicht verstehen/ vnnd darzu viel zu vngeschickt/ zu grob/ vngelehrt/ oder vielmehr zu vnwirdig/ vnrein/ ja Gottloß seynd. Dann diese Kunst/ die von den aller reinesten/ den aller Adelichsten/ zartesten vnnd subtilsten Geheimnussen der Naturen tractiert/ vnnd auß denselben Menschlichem Geschlecht zu gutem/ in die herrlichste Substantz vnnd wesen/ als zu seinem Vrsprung vnnd ersten Anfang gezogen/ wirdt allein von Gott als eine hohe Gabe verliehen vnnd gegeben. Solche hohe Gaben wer- [sig. †3r] den nun nicht den Vnwirdigen/ sondern den Wirdigen/ nicht den Vnreinen/ sondern den Reinen/ nicht den Gottlosen/ sondern den Gottsförchtigen/ nicht den zweiffelhafftigen/ sondern den Glaubigen beständigen mitgetheilt.

Daß aber jhrer so wenig/ zu der perfection vnnd Vollkommenheit dieser Göttlichen/ heylsamen/ nutzlichen vnd adelichen berümbten Kunst kommen: muß man nicht der Kunst (die an sich selbst just/ gerecht/ gewiß/ perfect vnd volkom#men ist) die Schuld vnd Vrsach: Sondern vielmehr den jenigen/ die sich darzu nicht qualificirt/ vnd tůglich machen geben. Sintemal doch zu allen Zeiten jhrer etliche gewesen/ die diese Kunst absolute & perfecte gantz vollkommlich [sig. †3v] gekönnt/ vnnd durch deren Experiment/ dem Menschlichen Geschlecht grosse Hůlff/ Wolthaten vnnd Beförderung der Gesundtheit erzeiget vnnd bewiesen. So seyndt auch zu dieser vnserer Zeit jhrer viel (vnnd sonderlich Herr Michael Potier d’Etain, Aurelianus, welcher ein new Compendium philosophicu#m vber die Hermetische Philosophi Bernardi Comitis Treuisani, vnnd vber die Claues Basilii Valentini geschriebe#n/ vnnd jetzt nach der Vorrede hinzu getruckt worden) die sich in dieser Kunst vben vnd brauchen/ grossen Vnkosten vnd fleiß anwenden/ vnnd zur perfection kommen/ vnd von Gott damit begabet worde#n. Vnter viele#n andern aber so in diser Kunst Chymia außbůdig erfahren/ vnnd die wahre rechte es- [sig. †4r] sentiam jedes Dings vnnd der Naturen Experiment/ den wahren Lapidem excelsum, das datum optimum & donum perfectum funden: wil ich in diesem Buchlin ihrer etliche wenig melden: so hocherleüchte/ herrliche fürtreffliche Männer gewesen: denen an Reichthumb/ Verstandt Auffrichtigkeit vnd Kunst nichts gemangelt/ Die nicht allein im Werck ihre inuentiones statlich bewiesen: sondern auch jederman zum besten schrifftlich vnnd öffentlich im truck solche zuindagirn/ zuergrunden/ zuerfahren vnd zugebrauchen mit getheilt haben: Deren bericht in diesem Encheridio zusammen verfast.

Der erste ist Raijmundus Lullius Maioricanus, der von seiner Jugent an in Philosophischen Sachen sich also [sig. †4v] bemůhet/ bevliessen vnd geůbt/ daß er aller Naturen Geheimnussen vnd Eygenschafften ergrůndet. Vnnd als er in seinem Fürnemmen durch Gottes Segen zugenommen/ daß er aller Secretorum essentiam, Natur vnnd Wissenheit können erkennen: Die Transmutationes beyder Liechter Sol⟩ & ⟨Luna⟩ figieren, vnd verum Lapidem Philosophoru#m zur Vniversal Medicin bringen. wie dann dessen Leben vnd Bücher weitlauffig beschrieben Carolus Bouillus. Er hat aber geleuchtet vn#d gelebt vmbs Jahr Christi tausent/ dreyhundert vnnd zehen.

Der ander Auctor so in dieser Kunst außbübdig vn#d erfahren gewest/ vnd de#n rechten warhafftigen Lapide#m Philosophoru#m funde#n: ist gewest der Wolgeborne Graff von der Marck vn#d Teruiß/ [sig. †5r] der eine solche Lieb eine solchen Lust vn#d fleiß zur Hermetische#n Philosophi gehabt: daß er vast anfänglich sein gantzes Leben: Ja das Einkommens seiner gantzen Graffschafft angewendet/ biß in Gott der Almechtige entlich erleüchtet/ daß Er das rechte fundament vnd der himlischen ⟨Sonne⟩ Glantz tag vnd Nacht ihm vnueränderlich scheinent/ auch anderer Mineralischen lebendigmachenden Geist funden: vnnd ihm doch darmit nicht allein dienen/ sondern vielen Menschen Anleyttung geben wollen/ nach seinem Exempel socl hoch heylig Misterien/ weiter nach zuforschen/ vnd der hohen vnsterblichen Weißheit fehig zuwerden/ Wie dann solche sein hermetische Philosophi in diesem Büchlein deß Andern tractats gefunden/ vnnd durch [sig. †5v] die Dicta Alani[c1] vnnd durch das Co#mpendium Philosophicum Herrn Michaelis Potier obbemelts/ jetziger zeit eines fürtrefflich Indagatoris dieser Hermetischen Philosophi etwas bessers vnd kurtzers erklert wird.

Der dritte so in dieser hohen Kunst gevbt/ vnnd solche zur wahren perfection bracht: Jst gewest Basilius Valentinus, ein Benedictiner Münch/ welcher auch seine Gedancke#n fürnemlich dahin gerichtet/ als er durch grosse Mühe vnd Arbeit gemercket vnd gespüret/ wie mißlich es sey/ zu dieser Verborgenheit zu kommen/ aber nit nachgelassen/ sondern mit allem fleiß getrachter/ wie er möcht den Clauem vnnd Schlüssel darzu finden. Vnnd dieweil er gesehen/ daß solches ohne Göttliche Hülff nicht geschehen/ vnd [sig. †6r] etwas fruchtbarlichs erlangt vn#d außgericht könnte werden. Hat er in Reinigkeit seines Lebens vnnd Wandels/ sich in wahrer Anruffung zu Gott gewe#ndet/ vn#d an seinem vleiß auch nichts lassen erwinden: biß er entllich auch solchen Claue#m funden/ vnnd den verborgenen Schatz eygentlich eröffnet/ erlanget vn#d zu wegen bracht hat. Damit er aber gleichfalls Gott darfür danckbarlich sich erzeygen/ vn#d vielen Gottseligen Mensche#n darmit dienen möchte: Hat er solche seine Prob ebner massen in offentlichen Truck zu kommen gestattet. Wie dann solcher Bericht an statt deß dritten Tractats in diesem Büchlein auch zu sehen vnd zu lesen.

Demnach aber günstiger Leser/ die tägliche Erfahrung gibt/ daß fast alle Menschen von natur also beschaffen/ [sig. †6v] daß sie begeren nicht allein reich zu seyn/ Goldt vnd Gut zugewinnen vnd zubesitzen/ vnnd je mehr sie haben/ je mehr sie haben wöllen/ wie der Poet in seinem carmine recht saget:

Crescit amor nummi, quantu#m ipsa pecunia crescit.
Et:
Quo plus sunt potæ, plus sitiuntur aquæ.

Sondern jederman begert vnd wüntschet auch lange Gesundheit seines Leibs/ frische Gedächtnuß/ starcke gerade Gliedmassen/ &c. Welches zwar hohe grosse Gaben/ vnd fürnemblich von Gott auß sondern Gnaden verliehen vn#d gegeben werden. So hat Gott derwegen viel vnd mancherley Mittel vnnd Weg geordnet/ dieses alles zu bekom#men vnd zu erlangen. Dann etli- [sig. †7r] che vermeynen/ der nechste Weg sey Reichthumb zu erlangen durch Commercia, Hanthierung vnd Gewerbe. Etliche aber durch Handtarbeit vnnd jhre Wercke. Andere aber hoffen/ solches alles in hohen Dignitäten vnnd Amptern zu erlangen/ durch jhre Geschicklichkeit/ Kunst vn#d Erfahrenheit. So ist aber vnter andern vielen Mitteln vnnd Erfahrenheiten nicht das geringste[c2]: so#ndern der fürnembsten mittel eins so wol zu steter leibs Gesundtheit: Als auch zu den höchsten Reichthumben zukommen/ Nemblich die wahre Hermetische Philosophi/ in welcher alle großmechtige Schatze alle Naturen Geist vnd Leben funden/ alle Schwachheiten entnommen/ vnd alle andere Sachen zu rechter Vollko#mmenheit können gebracht werden.

[sig. †7v] Dieweil dann sonder zweiffel viel Menschen von Natur zu solcher Philosophi inclinirt vnnd geneigt sindt: Auch gern sich in solcher wolten vben/ vnnd gebrauchen/ wann sie nur gutte Anleytung dar zu hatten/ vnd Jüngst das Compendium Philosophicum Domini Michaelis[c3] Potier d’ Etain vom Auctore selbst mir geben worde#n/ vnnd ich gemerckt daß durch dieses vielen köndte ein feiner Bericht vnnd gnugsame Anleytu#ng gegeben werden: Als hab ich solches also zu obbemelten dreyen tractatlein trucken lassen. Wil demnach den güttigen Leser freündlich gebetten haben/ Er wolle also diesen Vleiß jhm günstig lassen gefallen. Datum Franckfort den 24. Martii, Anno 1.6.10.

N[icolaus] Steinius.

Apparatus

Corrections

  1. Alani] corrected from: Alami
  2. geringste] corrected from: gerinste
  3. Michaelis] corrected from: Michelis