Letter, 1620-09-01, Johannes Rhenanus to Moritz Landgraf von Hessen-Kassel, KassUB 2chem19.5 1

From Theatrum Paracelsicum
Author: Johannes Rhenanus
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1620 September 01
Place: Zapfenburg
Pages: 2
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 1—2
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=771
Names: n/a
Places: n/a

[f. 1r] Durchleuchtiger hochgeborner furste, gnediger herr,

die zwene von e[uer] f[ürstlich] g[naden] mir vberschickte proceße, das oleum camphorae betreffende, habe ich vberlesen vnd kan darauff e[uer] f[ürstlich] g[naden] in vnderthänigkeytt zu berichten nicht vnderlaßen, daß den letzten proceß ich selbsten laboriret vnd gut befunden, wird auch in vielen volbestellten apoteken fur das rechte camphor öl zur medicin gebrauchet, aber es helt die rechte prob des olei camphorae nicht, sondern so balde es auff kalt waßer gegoßen wird, daß die spiritus aquae fortis davon kommen, coaguliret es sich vnd wird wieder camphor wie es zu vor gewesen; daß es also tuto weder in den leib noch eußerlich zu einigem fuco oder offenen schäden wegen seiner schärffe zugebrauchen stehet.

Den ersten proceß anlangende, halte ich gäntzlichen davor, daß er angehen solle, angesehen, daß der camphor in einem ieden scharffen waßer sich solviren laßet, auch wegen seiner fluchtigkeytt laichtlich mit vbersteiget vnd in forma liquida pleibt, so lange die acrimonia spiritus salis dabey ist. So es aber auff kalt waßer solte probiret werden, halte ich gäntzlich davor, es werde damit hergehen wie mit dem vorigen: so ist es, wie auch das vorige, einetwas scharff vnd nicht sicherlich ieder zeitt zugebrauchen.

Ich habe es vormahlen auff zwene wege gemacht, ohne einige schärffe, lieblich vnd ohne sonderlichen camphorischen starcken geruch, welches in keinem liquore sich coaguliret, sondern wie ein ander öhl oben geschwommen hatt.

Der erste modus ist dieser: Ich habe genomen vnrefiniret camphor vnd selbigen mit dem vierten theile gedörrt saltz misciret, darnach auß einem kolben mit zweyen auff ein andergesetzten helmen ex arena vbergetrieben, doch nicht mit starckem feuer, so hat sich in den vndersten helm ein theil camphor sehr schön vnd weiß sublimiret, in den obersten helm aber ist das oleum mit etwas phlegmate [f. 1v] gestiegen vnd in recipienten getropfft welches denn auff dem phlegmate schwimmende durch ein separatorium sich leichtlich hatt scheiden laßen.

Der ander modus ist dieser: Ich habe genommen camphorae <zwei unzen>, töpfer thon 1 handvol. Den kleingeriebenen camphor habe ich so lange mit dem thone gerieben vnd malaxirt, biß man keinen camphor mehr hatt spüren oder sehen können, daraus habe ich kugeln gemacht vnd die sanfftiglich beim ofen trocknen laßen. Diese kugeln habe ich in eim kolben mit einem weiten helm vnd vorgelegten receipienten wie ein aqua fort getrieben, so ist erstlich eine weißlechte materia wie schnee auffgestiegen. Darauff ist ein schönes weißes waßer gefolget. Nachdeme aber das feur stärcker getrieben worden, ist ein schönes öhl gefolget, welches sich von dem phlegmate gerne hat scheiden laßen.

Wenn dieses öhl zweymahl mit spiritu vini rectificiret wird, wird es schön gelbe alß gold. Man findet aber, daß ein loth camphorae sich verlohren habe. Usus hujus olei ubivis obvius. So auch dieses öhl auff ein schönes pulvarisirten talck gegoßen vnd in b[alneo] m[ariae] zwene tage maceriret vnd abgegoßen wird, wird es gantz weiß vnd klar, halte gäntzlich davor, es solle ad fucum & faciei nitorem ein großes thun.

Es wird noch ein ander modus von etlichen in geheim furs oleum camphorae gehalten, welches ich doch mehr pro essentia quam oleo ejusdem achte, vnd wird der camphor in oleo amygdatino dulci mediante digestione solviret, daßelbige cum spiritu vinj circuliret vnd vbergetrieben; welches ich aber selbst nicht versuchet habe.

Habe solches e[uer] f[ürstlich] g[naden] zu vnterthänigem gehorsam erclären sollen, vnderthänigst bittende, die mein g[nädig] f[ürst] vnd h[err] seyn vnd pleiben wollen. Derselben sambt allen den lieben jhrigen göttlichem gnadenschutze vnd mich zu dero gnädigen affection vnderthänigst empfehlende.

Signatum Zapffenburg, den 1ten <septem>bris a[nn]o 1620.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] vnderthäniger gehorsamer diener

J[ohannes] Rhenanus D[octor]