KassUB 2chem19.2 7

From Theatrum Paracelsicum
Author: Philipp Müller
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1618 November 19
Place: Schlettstadt
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 7/12 (alt f. 7—8)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=565


[f. 7r] Durchleüchtiger hochgeborner fürst, gnädiger herr, e[uer] f[ürstlich] g[naden] seyendt meine vnderthänigiste dienst vnnd grues beuohr.

Die gnädigist affection, welche e[uer] f[ürstlich] g[naden] bey jhr g[nädigen] herren zue Rappoltzstein, meinem gnädigen herren, hinderlaßen, auch deren gändigisten erforderung meiner geringfiegigen person, hab ich alles in meiner heimbkunfft mit bedauwren der versaumbten zeitt vernommen, so dan nicht weniger durch einen von e[uer] f[ürstlich] g[naden] abgesandten botten bald hernach ein schreiben zue Ottmarshaimb datiert widerumb empfangen, des innhalts, mich auff bestimpte tag nacher Straßburg, alda beim Guldenen Apffell ahnzuemelden, geweßen ist. Ob ich gleichwol e[uer] f[ürstlich] g[naden] mit meiner einfältigen person zue willfahren gewing vnnd vntaugenlich, hatt sich dannoch auff deren begehren mich gehorsamblich einzuestellen gäntzlich gezimmen wöllen, dahero alßbald auff gemelten tag vnnd orth zue Strassburg erschienen, ihn nachfragung zum Gaiß in die herberg gewisen worden, allda werde jhro f[ürstlich] g[naden] hoffmeister ahnzuetreffen sein, bey welchem ich geweßen vnnd verstanden, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] ohnuerhinderlich wider ihr vorhaben nacher Cassell zue raißen verursachet worden, inmittelst ich biß dato, worinnen durch mein geringe erfahrenheit jhre f[ürstlich] g[naden] vnderthänig zue dienen sein möchte deliberiert, dieweill meniglich bewüst, das e[uer] f[ürstlich] g[naden] vberauß in allen facultatibus erfahren vnnd geüebt seindt, auch einen schönen schatz von allerhandt secreten beysahmen, also das mein geringe anzahl wenig statt werden haben, ohne zweiffell abnemmen kinden. Domit aber e[uer] f[ürstlich] g[naden] jn sachen, die sye zuuor wißen, ohne nutz die länge im durchlesen [f. 7v] nicht werden auffgehalten, hab ich den besten theill meiner vilfeltiger in der practica geibter vnnd selsbten praeparierter chymischer medicamentorum auß metallis vnnd mineralibus allein gezogen, die specification, auß deren waß e[uer] f[ürstlich] g[naden] desideriert zue notieren vnderthänig vberschickhen wollen.

Waß dan die transmutationem vnizersalem vnnd particularem betreffen thuet, hab ich nach vilfeltigem laborieren, besichtigung der berckhwerckhen vnnd fleißem nachschlagen der eltesten philosophorum, neben lesung hin vnnd wider in raisen zuesahmen getragener proceßen, schlecht gering anzuesehen vnnd sehr gemain die materi, auch den weg der beraittung zue seiner nothwendigen zeitt leicht vnnd einfältig befunden, dessen mich offtermahlen darüber verwunderet, das ietziger zeitt vnßere philosophj so mancherley discurs vnnd opiniones, darinnen meherer verfiehrung den bericht zuefinden in offentlichen truckh verfertigen laßen, neben augenscheinlich zusehen, das sye wider den consensum philosophorum materiam vnnd modum laborandi größlich sindigen, hingegen ein solches wohlriechendes negelin brüelin daran machen, biß einer durch ihr kluges fürsetzen den mundt mit ihnen verbrent, dahero e[uer] f[ürstlich] g[naden] mit meinen collectaneis chymicis de transmutatione ohne vorderung, deren ich zwar vil vnnd den mehreren theill (nach meinem verstandt) clar vnnd außfierlich erkhenne, auch was ich selbsten in ipso opere befunden nicht molestieren wöllen. In vbrigem hab ich mich vil in praeparationibus simplicium vnnd compositorum ex vegetabilibus desumptis medicamentorum, die spiritus essentias vnnd extracta zue extrahieren, insonderheit aber die sales, darinnen vil schöner oberuation, operation vnnd effectus zue finden, [f. 12r] das etliche vohr vbernatürlich geschetzt werden, bearbeitet.

Wan dan in disem e[uer] f[ürstlich] g[naden] zue wilfahren sein wirdt, will ichs ehist ins werckh richten vnnd neben außfiehrlichen handtgriffen vnnd aigenschafften eines ieden stuckhs vnderthänig vberschickhen. Bittende e[uer] f[ürstlich] g[naden] mihr den auffschub nicht in vnganden zue erkhennen, den gewißlich alles meinen vilfältigen geschäfften, die ich auß tringender noth zue verrichten gezwungen wirt, zue zuschreiben.

Damit e[uer] f[ürstlich] g[naden] von dem allmechtigen gesundheit, langes leben, glickhliche regierung, volgend das ebig leben winschendt.

Geben in Schlettstatt den 19 nouembris a[nn]o 1618.

e[uer] f[ürstlich] g[naden] vnderthäniger

Philipp Müller M[edicinae] D[octor]

Beilage

[f. 8r—10r] Chymicorum medicamentorum praeparationes ex praecipuis metallis & mineralibus desumptae