KassUB 2chem19.1 144

From Theatrum Paracelsicum
Author: Bruno Carl von Uffeln
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1614 December 25
Place: Kassel
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 144—145 (alt f. 136—137)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=347
Names: Caspar Meisch


[f. 144r] Durchleuchtiger, hochgebrener furst, gnedigster herr,

Ewer furstliche gnaden haben mir gestertt, durch Caspar Meischen, ernstlichen verweisen lassen, ob ich gemeinett, mitt ewer f[ürstlich] gnaden zu spotten, in dehme ich mich an erbohtten, ewer f[ürstlich] gnaden ein geheimnusse der natur zu eröffnen. So soll Gott hierinnen mein zeuge sein, das ichs nicht also gemeinett, wie ewer f[ürstlich] gnaden mir haben lassen fur halten, sondern will e[uer] f[ürstlich] gnaden in vnterthänikeitt hiemitt an deutten, was das selbige sei so ich ewer f[ürstlich] gnaden gehorsamlichen offen bahren wöllen, vndt die weill ich meine gedanken, ider zeitt auff geheime sachen geleget, solch zu erforschen, habe ich in acht genommen, das man mitt etzlichen praeparationibus zu streng vmb gehett, in dehme man mitt gewalt aus einem ding etwas erzwingen will, da man doch solchs ohne gewalt vndt gleich durch den cursum naturae erlangen mag, vndt haben kan. So setze ich gnediger furst vndt herr, zu einem exempell, das manvor disser zeitt den spiritum oder oleum vitriolo, mitt grossem gewalt des feuwrs, gleich heraus gewzungen, wie dan ewer f[ürstlich] gnaden gnedig wissen, vndt durch sölche gewalt, nicht alleine die gutten, sonderen auch die bosen spiritus empfangen, dehme nuhn vor zu kommen, so ist erstlichen woll zu betrachten, ob das vitriolum erstlich durch ein solchs strenges feuwr sei zu wegen bracht, als dan muste auch nottwendig folgen, das es auch mitt einer solchen hewalt des feuwrs muste zerlegtt werden. So wissen aber ewer f[ürstlich] gnedig, das nicht durch fewr, sondern durch wasser das vitriolum bestehe, vndt also auch nicht durch fewr, sondern durch wasser musse zerlegt werden. Nuhn nehmen ewer f[ürstlich] gnaden ein pfundt vitrioll, er sei aus golt oder silber, aus eisen oder kupffer, ist gleich viell, doch ist das cyprische das beste vnter allen, stossen es klein, vnd lassen es bei einer werme drocken werden, hernacher haben ewer furstliche gnaden, ein grosser glaß, darinnen vier mas rein bronnenwasser sein, [f. 144v] vndt werffen algemach nach einander das vitriolum in das wasser, das es zerschmeltze vndt zergehe, welchs dan wie ewre f[ürstlich] gnaden gnedig wissen also balt geschicht, wan er nuhn aller zergangen, welchem man sonsten mitt bewegunge des glasses zu hülffe kömmett, so lesset mans vbernacht stehen, so setzen sich faeces auff den grundt, des anderen dages thutt man solche hin weg vndt geussett zu dem klaren wasser noch eine maß frisch bronnen wasser, vndt lesset silche vbernacht abermals stehen, so setzen sich wider ander faeces, solche thutt man auch hin weg vndt geussett wider ein mas frisch bronnen wasser zu der solution, so setzen sich abermall faeces, vndt solchs thutt man sex thage nach ein ander, als dan wirtt das klare helle wasser zu allem vberfluss, filtriret, damitt keine vnreinikeitt bleibe. Nuhn nimmet man deß klaren hellen wassers, thuhtt darvon etwas in einen grossen kolben, vndt lessett alle gemach das wasser abdistilliren. So nuhn in der erste eine erde sich auff den grundt setzt, so mus man die selbige auch hin weg thuen, dan ist auch eine terra mortua, so keinen geschmak, wan nuhn solche auch hin weg ist, als dan hatt man sich nicht mehr zu befahren, einiger impuritet, sondern so man weitt vber die helffte das wasser abgedistilliret hatt, als dan schiffen in dem warmen wasser weisse crystallen wie ein schnehe, solche seindt bestendig in allem feuwr, wan nuhn das wasser darvon abgossen, wirtt solchs weitter distillirett, so bleiben ein feistes weisses oli, welchs in geringer werme alle zeitt zer gehet vndt zer schmelzet wie wachs, in der kelte aber gefrieret, vndt wan hirvon etzliche dropffen in ein glesell mit hoch rectificirten spiritu vini gossen werden, machet es in der kelte den spiritum mitt sich gefrierend wieein eiß, vnd ist eine medicin, zu den aller schweresten [f. 145r] krankheitten menschliches leibes, so woll sich zu praeseruiren als zu restauriren, wan aber disser weisse fixe schwebel mitt seinem eigenen mercurio oder oleo nach philosophischem gebrauche soluiret vndt wider etzliche mall coaguliret wirtt, hernacher mitt zu bereittetem golde fermentiret, zweifele ich nicht, es musse eine universall medicin draus endtstehen, welcher dan ewre f[ürstlich] gnaden in gnaden können nachdenken; vndt so noch etwas zu verbesseren ist, durch ihre hohen verstandt vorrigiren.

Solchs habe ich ewer f[ürstlich] gnaden in aller vnter thänikeitt nicht verhalten sollen, vndt bitte die selbigen noch mals wegen meiner begangenen mißhandelunge, vnterthänig vmb verzeiunge, neben nochmaliger bitte, sie wollen mein gnediger furst vnd herr sein vnd bleiben &c., vndt thue die selbigen bneben jr liebsten gemahlin vnd dem gantzen furstlichen hause in den schutz des allerhögsten befehlen.

Geben zu Cassell den 25 dag decemb. anno 1614.

E[uer] f[ürstlich] gnaden vnterthäniger vndt gehor[samer] thiener.

Braun Carll von Vffelen