KassUB 2chem19.1 20

From Theatrum Paracelsicum
Author: Jacob Mosanus
Recipient: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Date: 1612 February 13
Place: Kassel
Pages: 3
Language: German
Editor: Edited by Julian Paulus
Source: Kassel, UB, 2° Ms. chem. 19[1, f. 20—21 (alt f. 20—21)
Quote as: https://www.theatrum-paracelsicum.com/index.php?curid=332
Names: Johannes Rhenanus; Peter Hermes; Daniel Radpoldt; Johann Eckel
Places: Frankfurt am Main


[f. 20r] Durchleuchtiger hochgebohrner furst, e[uer] f[ürstlich] g[naden] seint meine underthänige schultpfflichtige gehorsame dienste jeder zeit zuvor.

Genediger furst und herr,

E[uer] f[ürstlich] g[naden] sol ich in underthenigkeit nicht verhalten, das auff derselbigen genädigen empffangenem befelch, ich mich zu M. Renano so balt verfüget, welcher, nach dem er e[uer] f[ürstlich] g[naden] befelch underthenig vernehmen, mich so balt in sein laboratorium geführet, seine öffen gezeiget, darinnen er stehn gehabt, ein kolblin mit einem helm darauff, in einem andern ein retorten mit einer vorlag: was aber darinnen gewehsen, hab ich von ihm nicht erfahren konnen, sondern gesagt, e[uer] f[ürstlich] g[naden] würden ohn allen zweiffel sich noch genedigst zu entsinnen wißen, was er derselben zu verfertigen underthenig verheißen. Vorhoffet auch solches vor der Franckfurter meße zu praestiren und zu liffern, also das e[uer] f[ürstlich] g[naden] ein genedigs gefallen daran tragen und mitt ihm in genaden zu frieden werden sein konnen. So ist er auch uhrbutig e[uer] f[ürstlich] g[naden] was es mit seiner sachen beschaffenheit vor gelegenheit habe, heut oder morgen in underthenigkeit schriftlich zu berichten.

Hinc ad Hermetem properari paßibus amplis. Der mich dan auch in sein laboratorium geführt und ein kleines, mit einem blinden helm verwahrtes kolblin gezeigt, darinnen in fundo ein weiß pulver gelegen, so er calcem lunae genant, darauff ein rohter liquor gestanden, ungefehrlich kleines fingers breit hoch, diese ist in der aschen zu digerieren gestanden. Darnach hat er mehr in einer solvir schalen gezeiget [f. 20v] ein gelblechtes pulver, welches das schlag golt sein, und er noch mit deßelbigen absühßung umbgehen soll. Hat mir auch referiret, das nach dem er vor 2 tagen vermeint gehabt, es were genugsam nuhnmehr abgesühst, hab er etwa 3 oder 4 gran deßelbigen herauß in ein glahß scherben gethan, solches mit einem kleinen kölblin reiben wöllen, so sey es angangen, die gläser in tausent stucken zerschlagen und ihm den kleinen finger an der rechten hant verwondet, also das er es noch weiter absühßen muhß und als dan weiter damit procedieren will, wie dan e[uer] f[ürstlich] g[naden] auß beyligent seinem schreiben in genaden zu vernehmen haben.

Ob nuhn diese beyde e[uer] f[ürstlich] g[naden] raht oder unraht schaffen und ob ihre labores derselbigen ersprießlich oder nachtailig sein werden (weil alle ihre sachen, vorgeben und intention mihr unbewust und unbekant), kan ich mit nichten sagen, sondern muß e[uer] f[ürstlich] g[naden] (dem sy dan ihre sachen allein vertrawet) solches nach ihrem hocherleuchten verstant zu dijudicieren und zu ermeßen underthenig anheim stellen.

Mauritt ad sacras mosanus nunc venit avas.

In e[uer] f[ürstlich] g[naden] laboratorio stelt Rappolt fleissig zu, er calcinirt das kupffer mit saltz zu den amausen, welches mehr zum zihraht bilder darauß zu gießen dan zum nutzen dienen werden. Er distillirt <essig> und sublimirt <salmiac> zu seinem augmento, und so balt die beyde auch fertig sein, wil er daßelbige auch vornehmen. Dießes sol verhoffentlich gut thun, weil ich befinde, das er der natur grunt und der philosophen meinung (die da sagen das die destructio ante resuscitationem geschen muhß) etwas nachgehet.

[f. 21r] Hans Eckel ist mit dem sale <solis> nuhnmehr balt fertig und wirt in wenig tagen solches gentzlich absolvieren.

Nunc ego privatas exilis visito casas.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] sol ich auch in underthenigkeit nicht verhalten, das mein vulcanus (licet satis exiliter, quia curta supellex) auch rauchert. Dan ich hab mihr auß einer mark lunae das sal und auß dem sale den spiritum zu machen vorgenommen, welcher spiritus (si philosophis credendum sit) das wahre philosophische waßer und <mercurius>, das eine principium naturae et artis ist, darauß die gewiße medicin menschlicher und metallischer leiber herfließen und gemacht werden sol und muhß.

Dieses hab e[uer] f[ürstlich] g[naden] ich in underthenigkeit nicht pergen sollen, dieselbigen Godt dem almechtigen zur gluckligen regierung, langem leben, leibs gesontheit und allem furstlichen wohlstant, auch derselbigen mich zu genaden underthenig empffehlent.

Datum Caßell den 13ten Februarij anno 1612.

E[uer] f[ürstlich] g[naden] undertheniger gehorsahmer diener

Jacobus Mosanus